Karin Maag (CDU)

„Ich weiß nichts von einem 350-Millionen-Euro-Paket für Apotheker“

Berlin - 13.11.2018, 13:30 Uhr

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, bestreitet, dass es zwischen der ABDA und dem BMG eine ausgehandelte Honorar-Lösung geben soll, die ein Plus von 350 Millionen Euro für die Apotheker bedeuten würde. (Foto: Külker)

Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag, bestreitet, dass es zwischen der ABDA und dem BMG eine ausgehandelte Honorar-Lösung geben soll, die ein Plus von 350 Millionen Euro für die Apotheker bedeuten würde. (Foto: Külker)


Im Versandhandelskonflikt macht seit einigen Tagen das Gerücht die Runde, dass die Apotheker statt des Rx-Versandverbotes eine Honorarerhöhung von 350 Millionen Euro pro Jahr bekommen sollen. Das Branchenportal Apotheke Adhoc hatte das berichtet. Zumindest in der Unionsfraktion hat man davon aber noch nichts gehört: Karin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion, weiß nichts von einem „Paket“. Auf einem Apotheken-Jubiläum in seiner westfälischen Heimat kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aber an, Licht ins Dunkel zu bringen.

Auf dem diesjährigen Deutschen Apothekertag im Oktober hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, noch im Herbst 2018 eine Lösung im Versandhandelskonflikt zu besprechen. In welche Richtung die Reise gehen sollte, war damals noch unklar: Spahn nannte dabei das Rx-Versandverbot zwar als eine Option, sprach aber auch recht vage über Neuregelungen am Apothekenhonorar, das Honorar-Gutachten, impfende Apotheker und Präventionsleistungen in der Apotheke.

In der Tat haben sich die ABDA und Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums seitdem mehrfach getroffen. In der vergangenen Woche kam dann der ABDA-Gesamtvorstand in Berlin zusammen, um über mögliche neue Optionen zu sprechen, die in Frage kommen, falls das Rx-Versandverbot nicht umgesetzt wird. Das Branchenportal Apotheke Adhoc berichtete daraufhin, dass die Apotheker künftig über eine „Sonder-PZN“ auf einen Honorar-Topf zugreifen können sollen, der jährlich mit 350 Millionen Euro gefüllt wird. Es gehe um Grund- und Servicepauschalen sowie um „Strukturzulagen“. Diese Lösung werde von der ABDA und dem BMG in den kommenden zwei Wochen „unter Dach und Fach“ gebracht und dann am 5. Dezember der ABDA-Mitgliederversammlung vorgestellt.

Maag: Spahn würde mir so etwas erzählen

Nicht nur bei den Apothekern, sondern auch in der Politik hat diese Meldung für Unruhe gesorgt. Denn nach Informationen von DAZ.online ist weder die Unions- noch die SPD-Bundestagsfraktion in einen solchen Plan eingeweiht. Nicht einmal die gesundheitspolitischen Spitzen in den Fraktionen wissen etwas davon. Gegenüber DAZ.online erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag (CDU): „Ich weiß nichts von einem 350-Millionen-Euro-Paket, das die Apotheker angeblich erhalten sollen. Ich arbeite sehr eng und gut mit Jens Spahn zusammen und weiß, dass er mich informieren würde, wenn er ein solches Paket auf den Weg bringen wollen würde. Das BMG ist meines Wissens nach weiterhin im Austausch mit den Apothekern und arbeitet an einer Lösung.“

Maags Aussage deckt sich auch mit den Recherchen von DAZ.online bezüglich der Sitzung des ABDA-Gesamtvorstandes in der vergangenen Woche: Aus Teilnehmerkreisen hieß es, dass nicht über ein fertig abgestimmtes Paket gesprochen wurde, vielmehr wurden mehrere Optionen für einen „Plan B“ diskutiert. Dass es dabei sehr viel ums Apothekenhonorar ging, stimmt allerdings. Das BMG soll die ABDA darum gebeten haben, alternative Honorarmodelle vorzustellen, die die Apotheke vor Ort gegenüber dem (EU-)Versandhandel bevorteilen könnten. Die Vor- und Nachteile solcher „Strukturkomponenten“ im Honorar hatte DAZ.online schon beleuchtet.

Apotheker wollen das Rx-Versandverbot nicht verkaufen

Noch viel größer ist die Sorge im Apothekerlager aber, dass sich die ABDA das Rx-Versandverbot mit einer Honorarerhöhung abkaufen lässt, ohne eine Lösung für das eigentliche Problem zu finden. Denn egal, ob es nun eine Sonder-PZN-Lösung oder einen anders aufgebauten Strukturfonds gibt: Auch die Problematik rund um die Gewährung von Rx-Boni muss gelöst werden. Spahn selbst hatte in einem Facebook-Video erklärt, dass er Rx-Rabatte in Deutschland nicht mehr zulassen wolle.

Spahn auf Apothekenbesuch

Immerhin: Der Minister hat einen baldigen Lösungsvorschlag angekündigt. Am Wochenende erschien der Minister auf dem 275-Jahre-Jubiläum der Adler-Apotheke in Rheine. Rheine liegt in Spahns Wahlkreis, der Minister hat regelmäßigen Kontakt zum Apothekeninhaber Peter Schöning. Zur Jubiläumsfeier kamen neben Spahn unter anderem auch Gabriele Regina Overwiening, Kammerpräsidentin in Westfalen-Lippe, und Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe.

Gegenüber DAZ.online berichtete Schöning von seinem Gespräch mit Spahn: „Kurz hatte ich die Gelegenheit, mit Spahn über die aktuelle politische Lage zu sprechen. Er erklärte mir gegenüber, dass er im Laufe der nächsten Woche oder in der Woche darauf eine Lösung, also einen sogenannten Plan B, vorstellen möchte. In seinem Vortrag hat Spahn auch kurz zugesichert, dass er eine Regelung finden wolle, um die Ungleichbehandlung in- und ausländischer Apotheken zu beenden.“

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion rund um den Plan B und das mögliche Honorar-Geschenk ist der Apotheker der Meinung, dass die Aufgabe des Rx-Versandverbotes nicht durch bloße Geldgeschenke kompensiert werden darf. Schöning wörtlich: 


Aus meiner Sicht bringt es nichts mehr, auf dem Rx-Versandverbot zu beharren. Es war richtig, dass sich die ABDA dafür eingesetzt hat. Die Mehrheit an der Apotheker-Basis ist auch nach wie vor für das Verbot. Man muss sich nun aber pragmatisch den politischen Realitäten anpassen. Wichtig ist mir, dass die Apothekenstruktur erhalten bleibt und eine Regelung gefunden wird, die den Markt schützt. Die Aufgabe des Verbotes sollte also nicht nur mit Geld erkauft werden. Viel wichtiger wäre es, einen geregelten Aufgabenkatalog für die Apotheker festzuschreiben.“

Apothekeninhaber Peter Schöning aus Rheine




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Im Herbst gehen wir es an

von Dr. Schweikert-Wehner am 13.11.2018 um 17:54 Uhr

Kann die Dame sich noch an ihr Versprechen zum RXVV erinnern? Oder interessiert Sie sich nicht mehr für ihr dummes Geschwätz von gestern?

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