Versandhandelskonflikt

Die ABDA hadert mit „Plan B“

Berlin - 07.11.2018, 11:30 Uhr

Sollen Fritz Becker (li.) und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt (re.) die Plan-B-Angebote aus dem Bundesgesundheitsministerium akzeptieren? (c / Foto: Schelbert)

Sollen Fritz Becker (li.) und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt (re.) die Plan-B-Angebote aus dem Bundesgesundheitsministerium akzeptieren? (c / Foto: Schelbert)


Am heutigen Mittwoch tagt in Berlin wieder einmal der Gesamtvorstand der ABDA. Und wieder einmal geht es um den Versandhandelskonflikt. Wie man hört, tauschen sich die ABDA und das Bundesgesundheitsministerium schon recht intensiv über mögliche Alternativen zum Rx-Versandverbot aus. Doch ein Teil der Apothekerschaft will das noch nicht wahrhaben. So macht derzeit ein juristisches Gutachten der Kammer Nordrhein die Runde, in dem schon Ende 2016 die meisten „Plan-B“-Lösungen als gefährlich und schwer machbar eingestuft wurden.

„Diesmal wird unsere Prämisse ‚Es soll so bleiben wie es ist, nur besser‘ nicht mehr halten. Im kommenden Jahr werden wirklich große Veränderungen auf uns zukommen.“ Mit diesen Worten schloss ABDA-Präsident Friedemann Schmidt Mitte Oktober den Deutschen Apothekertag 2018 in München. Knapp einen Monat später steht fest: Die Gespräche zwischen der ABDA und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Sachen Versandhandelskonflikt haben sich intensiviert. Spahn hatte auf dem DAT angekündigt, dass er in den kommenden Wochen ein Gesetzespaket schnüren will. Das von den Apothekern geforderte Rx-Versandverbot erwähnte er nur noch am Rande und warf gleichzeitig viele andere Ideen auf, wie beispielsweise das Impfen in der Apotheke, was in der Folge einen Konflikt zwischen der ABDA und dem Deutschen Hausärzteverband um das ärztliche Dispensierrecht provozierte.

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Aber wie sieht es eigentlich in den Reihen der Standesvertretung der Apotheker aus? Stehen die Pharmazeuten nach dem DAT überhaupt noch hinter dem Verbot? Oder suchen auch sie schon nach einem „Plan B“? Zur Erinnerung: Anfang Oktober war der ABDA-Gesamtvorstand, der aus den Spitzen der 34 ABDA-Mitgliedsorganisationen und dem geschäftsführenden ABDA-Vorstand besteht, zusammengekommen, um das Verhandlungsmandat der ABDA zu erweitern. Die ABDA-Spitze wollte sich vergewissern, ob sie neben dem Rx-Versandverbot auch über andere gesetzliche Maßnahmen mit dem BMG sprechen darf. Das Ergebnis: Immerhin gab es noch sieben ABDA-Mitglieder, die darauf bestanden, dass es zum Rx-Versandverbot keine Alternative gebe. Die Mehrheit wollte sich jedoch einer breiteren Diskussion öffnen.

Genau diese Diskussion hat nun auch begonnen. Im gesundheitspolitischen Berlin werden derzeit die wildesten Gerüchte herumgereicht, über welche Maßnahmen Spahn und die ABDA diskutieren. Immer wieder hört man, dass das BMG den Apothekern finanzielle Kompensationen für den Wegfall des Rx-Versandverbotes anbieten will, etwa die zusätzliche und neue Vergütung von pharmazeutischen Dienstleistungen. Mehr als unbestätigte Gerüchte sind das aber nicht. Und: Eine Lösung für das eigentliche Problem, nämlich die Ungleichbehandlung zwischen EU-Versendern und deutschen Vor-Ort-Apotheken, wäre damit immer noch nicht gefunden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Diese zarte Diskussions-Pflanze hegen und pflegen!

von Wolfgang Müller am 07.11.2018 um 14:34 Uhr

Zum Glück gibt es jetzt diese kontroverse und hoffentlich konstruktive Diskussion, dass "Die ABDA" uns eben nicht einfach mal so eben irgendwelche streng geheim gezüchteten "Kröten schlucken" lassen kann. Inbesondere nicht die Kröte "Keine gleichen, FESTEN Rx-Preise für Alle mehr".

Vielleicht für ein Danaer-Geschenk im Bereich "Honorierung Neuer Pharmazeutischer Dienstleistungen", wie es Minister Spahn letztens eigentlich für jeden verständlich gesagt hat. Dass er genau diesen Deal will.

Und ja, man kann auch davon ausgehen, dass da eine viel zu große Akzeptanz bei "Der ABDA" besteht, wenn DAS jetzt gerade Stand der Verhandlungen ist und eben NICHT beim DAT diskutiert werden sollte ........

Geschätzter Kollege Rohrer, mit Verlaub: Da hier "Sprache" durchaus bei ständiger Wiederholung verwässernder Aussagen den Weg in den Entscheidungs-Abgrund ebnen könnte, sind mir zwei Anmerkungen bzw. Präzisierungen zu Ihrem Text in dieser enorm wichtigen strategischen Diskussions-Phase wichtig.

Erster, mal zu präzisierender Punkt:
"Immerhin gab es noch sieben ABDA-Mitglieder, die darauf bestanden, dass es zum Rx-Versandverbot keine Alternative gebe. Die Mehrheit wollte sich jedoch einer breiteren Diskussion öffnen."

WAS soll das für eine breitere Diskussion sein? Wenn es die Diskussion ist, ob es eben DOCH eine wirkungsgleiche Maßnahme zum Rx-Versand-Verbot gibt, um FESTE gleiche Preise bei Rx wieder herzustellen: Dann WEISS ich, dass sich die bewussten sieben Abweichler dem nicht verschließen würden. Sie verschließen sich nur der von Kiefer und FS mehr oder weniger beim DAT eröffneten Diskussion: "FESTE, gleiche Rx-Preise für ALLE anzustreben, ist eigentlich schon gescheitert. Lasst uns JETZT SCHON lieber diskutieren, ob es beim gewiss eintretenden Ende der Gleichpreisigkeit nicht im Bereich der "Neuen Honorierungen" einen schönen (schöneren?) Ausgleich gibt".

Zweiter zu klärender bzw. zu präzisierender Punkt:
"Eine Lösung für das EIGENTLICHE PROBLEM, nämlich die Ungleichbehandlung zwischen EU-Versendern und deutschen Vor-Ort-Apotheken."

Das EIGENTLICHE Problem ist aber nicht die "Ungleichbehandlung", sondern die Gefahr des Verlustes FESTER, gleicher Rx-Preise für Alle. Wenn genau dieser Sprachgebrauch immer mehr um sich griffe, ja, dann wäre ja auch eine feine Lösung der komplette Wegfall der Rx-Preisbindung. Was ja auch die zwingende Folge wäre, wenn es jetzt nicht zu einem Rx-Versandverbot oder einer für FESTE Preise wirkungsgleichen Lösung käme! Weil selbstverständlich eine Inländerdiskriminierungsklage SOFORT folgte, wenn die Politik die freien Rx-Preise ausländischer Versender eben JETZT NICHT beenden würde!

Ja, manchmal hat man das Gefühl, das Ganze ist viel zu kompliziert, als dass rhetorisch gewandte Rattenfang-Kadetten das NICHT begeistert zur zack-zack-Umsetzung ihrer höchst eigenen Interessen zu missbrauchen sich fast schon gezwungen sehen würden .........

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