Digitalisierung

Apotheker in UK: Lieber Hausarzt anrufen als „Datensharing" 

Remagen - 06.11.2018, 14:00 Uhr

In UK können Apotheker auf Medikaionsdaten des Hausarztes zugreifen. Doch davon machen sie kaum Gebrauch.  (Foto: imago)

In UK können Apotheker auf Medikaionsdaten des Hausarztes zugreifen. Doch davon machen sie kaum Gebrauch.  (Foto: imago)


Lieber zum Hörer greifen

Die Erkenntnisse der Analyse basieren auf Befragungen von mehr als 1.200 Apothekern, die das Pharmaceutical Journal im Sommer 2018 durchgeführt hat. Hiernach bestehen bei den Apotheken allerlei Unsicherheiten, wie und wann sie die SCRs konsultieren sollten. 41 Prozent gaben an, immer noch eher den Hausarzt anzurufen, statt in das SCR zu schauen. „Einer der Mythen ist, dass die Apotheker meinen, dass sie den SCR nicht brauchten. Schließlich sei es auch ohne gegangen“, sagt Mohammed Hussain von NHS Digital. „Aber wenn man sie dann fragt, wie oft sie den Hausarzt anrufen, …“ Eine Menge dieser Fragen hätte auch durch einen Blick in den SCR gelöst werden können, ist Hussain überzeugt

Videos zum Anlernen

Um die Nutzung anzuschieben, hat die Royal Pharmaceutical Society (RPS) eine eigene Leitlinie für die Apotheker erstellt. Außerdem stellt sie auf ihrer Webseite eine Reihe von Videos bereit. Hier beschreiben Apotheker verschiedene Szenarien, in denen der SCR für sie und die Patienten von Nutzen war. Ein Beispiel: Eine Kundin wollte in Urlaub fahren und hatte kurzfristig noch eine Verordnung von ihrem Arzt bekommen, die sie aber in der Apotheke nicht parat hatte. Die Apothekerin vergewisserte sich durch einen Blick in den Summary Care Record, dass damit alles in Ordnung war und konnte der Patienten das Arzneimittel aushändigen.

Apotheker wollen vollen Zugriff

Die Ergebnisse der PJ-Analyse machen sich vor allem deswegen nicht gut, weil die britischen Apotheker eigentlich noch mehr wollen, nämlich einen Zugriff auf die vollständigen Patientenakten. Das macht die Lobbyarbeit dafür nach Meinung von Hussain nicht unbedingt einfacher. Eventuell aber doch, denn sie würden vielleicht mehr in die SCR reinschauen, wenn dort mehr drin stünde. Sibby Buckle, Vorsitzende der RPS-Digital-Forum-Gruppe, berichtet: „Eine sehr häufige Antwort der Apotheker war, dass das SCR einfach nicht genügend Informationen enthält“. Für einige seien ihre persönlichen medizinischen Daten fast so gut, wenn nicht sogar besser als das SCR. Außerdem wollen die Apotheker nicht nur einen „read-only“-Zugang, sondern dort auch selbst Medikationsdaten eintragen. Hussain hält es ebenfalls für unvermeidlich, dass die Apotheker irgendwann einen vollständigen Lese-/Schreib-Zugriff auf die vollständigen Patientendaten erhalten. Das Ministerium für Gesundheit und soziale Fürsorge (DHSC) soll seine Unterstützung dafür zugesagt haben.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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