Digitalisierung für Fortgeschrittene

Blockchain im Gesundheitswesen: Spahn lobt Ideenwettbewerb aus

Stuttgart - 30.10.2018, 15:55 Uhr

Mann mit digitalen Visionen: Jens Spahn sucht Lösungen für Blockchain-Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen. (s / Foto: dpa)

Mann mit digitalen Visionen: Jens Spahn sucht Lösungen für Blockchain-Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen. (s / Foto: dpa)


Das Bundesgesundheitsministerium wolle ein Gefühl dafür bekommen, was es an Blockchain-Anwendungen im Gesundheitswesen geben kann. Das erklärt Minister Jens Spahn in einer aktuellen Videobotschaft. Deswegen ruft das BMG einen Ideenwettbewerb aus. Gesucht werden Lösungen für Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen. Dokumenten-Managementsysteme, wie elektronische Patientenakten, sollen jedoch nicht Gegenstand des Wettbewerbs sein.

Digitalisierung ist das große Thema von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und eine der, zumindest in seinen Augen, „spannendsten, verheißungsvollsten Technologien“ in diesem Bereich ist Blockchain, wie er per Videobotschaft erklärt. „Alle reden darüber, aber oft ist es schwer konkrete Anwendungen jenseits von Bitcoin zu finden“, so der Minister. Das technische Modell der Blockchain wurde im Rahmen der Kryptowährung Bitcoin entwickelt und sollte als webbasiertes, dezentralisiertes, öffentliches Buchhaltungssystem für alle Bitcoin-Transaktionen dienen. Weiter sagt der Minister: „Wir wollen im Bundesgesundheitsministerium ein Gefühl dafür bekommen, was es rund um Blockchain an Anwendungen, an konkreten Fällen im Gesundheitswesen geben kann.“ Und dazu ruft das BMG nun einen Ideenwettbewerb aus. Gesucht werden Lösungen – von der Idee bis zum fertigen Geschäftsmodell – für Blockchain-Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen. Zum Beispiel aus folgenden Bereichen: 

  • Organ- und Gewebespenderregister (für die rechtsverbindliche Dokumentation von Willenserklärungen bezüglich postmortaler Spendebereitschaft)
  • Einverständniserklärung (z. B. für Forschungsprojekte)
  • Rechte- und Identitätsmanagement

Keine Patientenakten-Projekte

Auch Ideen außerhalb der genannten Themenbereiche könnten eingesandt werden, heißt es auf der Homepage des BMG. Vorgaben für das technische Grundgerüst der vorgeschlagenen Blockchain-Anwendung gebe es keine. Ein Themenbereich ist jedoch ausgenommen, nämlich Dokumenten-Managementsysteme (z. B. elektronische Patientenakten). Diese seien nicht Gegenstand des Wettbewerbs, heißt es.

Als Preisgeld werden insgesamt 30.000 Euro ausgelobt: 15.000 Euro für den Sieger, 10.000 für den Zweiplatzierten und 5.000 Euro für den Dritten. Mitmachen können sowohl Teams oder Einzelpersonen als auch Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Start-ups oder Unternehmen.

Wie funktioniert eine Blockchain?

Ein unabhängiges Expertengremium bewertet die Konzepte dann in einem zweistufigen Verfahren. Die maßgeblichen Kriterien dabei seien Relevanz und Mehrwert sowie Zukunftsfähigkeit, Interoperabilität und (Daten-) Sicherheit, heißt es. Die Experten treffen danach eine Vorauswahl. 

Die besten Ideen sollen dann von ihren Entwicklern im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ einer eintägigen Veranstaltung am 27. Februar 2019 in Berlin, dem Expertengremium und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Über die Gewinner entscheidet dann eine Jury. Zudem biete die Zukunftswerkstatt die Möglichkeit, sich mit den anwesenden Experten sowie den weiteren Teilnehmenden der Veranstaltung über die innovativen Blockchain-Konzepte auszutauschen, heißt es auf der Seite des BMG.

Blockchain

Allgemein ausgedrückt handelt es sich bei einer Blockchain um eine dezentrale Datenbank, mit einer stetig wachsenden Liste („Kette“) von Transaktionsdatensätzen. Eine gut verständliche Erklärung hat der Techexperte Jamie Skella in einem LinkedIn-Artikel erstellt. Er vergleicht die Blockchain mit einem Kassenbuch, das aber nicht bei irgendwem verschlossen und für die meisten nicht einsehbar im Schrank liegt, sondern von dem sich Tausende Kopien auf Computern rund um den Globus befinden. Jede neue Position, die dort eingetragen wird, erscheint, auf allen Computern, auf denen eine Kopie liegt. Damit die Transaktion gültig wird, muss sie von allen authentifiziert werden.

Das Besondere daran ist, dass eine Blockchain von keiner zentralen Autorität verwaltet werden muss. Da jede Zeile unveränderlich im „Kassenbuch“ stehen bleibt, und zwar für immer, und von hunderten Computern authentifiziert werden muss, gelten Transaktionen über eine Blockchain als so gut wie fälschungssicher. Auch über den Geldverkehr hinaus sind Anwendungsmöglichkeiten denkbar. Unumstritten ist die Technologie nicht. Kritikpunkte sind unter anderem der derzeit noch hohe Energieverbrauch bedingt durch die benötigte Rechenleistung. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

tut mir leid

von Karl Friedrich Müller am 30.10.2018 um 18:17 Uhr

da bin ich wohl zu alt.
ich verstehe das nicht. wozu soll das gut sein? Vorteil?

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