Mega-Deal im Versender-Markt

Zur Rose übernimmt Medpex-Versandgeschäft

München - 18.10.2018, 10:05 Uhr

Die DocMorris-Mutter Zur Rose schlägt erneut auf dem deutschen Versender-Markt zu und übernimmt das Versandgeschäft der Online-Apotheke Medpex. (Foto: Imago)

Die DocMorris-Mutter Zur Rose schlägt erneut auf dem deutschen Versender-Markt zu und übernimmt das Versandgeschäft der Online-Apotheke Medpex. (Foto: Imago)


Die DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose schlägt erneut auf dem deutschen Markt für Onlineapotheken zu: Der Schweizer Ärztegrossist und Arzneimittelhändler übernimmt für voraussichtlich rund 170 Millionen Euro die Versandaktivitäten von Deutschlands drittgrößter Onlineapotheke Medpex. Damit baut Zur Rose seine Position hierzulande mit einem Schlag massiv aus und verschafft sich gegenüber dem Rivalen Shop Apotheke Europe einen Vorteil.

Mit dieser Übernahme setzt Zur Rose Zeichen: Für rund 170 Millionen Euro will der Schweizer Konzern, nach eigenen Angaben Europas größte Versandapotheke, das Versandhandelsgeschäft der drittgrößten deutschen Onlineapotheke Medpex übernehmen. Das teilte das Unternehmen in einer Presseerklärung mit. Nachdem die Muttergesellschaft von DocMorris innerhalb der vergangenen zwölf Monate bereits mehrere Übernahmen von Onlineapotheken angekündigt beziehungsweise vollzogen hat, will der Konzern mit dem Kauf des Medpex-Geschäftes nun nach eigenen Angaben seine europäische Marktführerschaft weiter ausbauen und die Nummer-1-Position in Deutschland stärken. Dabei ist Medpex ein beachtlicher Fisch: Das Ludwigshafener Unternehmen erzielte nach Angaben von Zur Rose im Jahr 2017 mit dem Versandhandel einen Umsatz von 139 Millionen Euro, bearbeitete rund 3,5 Millionen Bestellungen und gewann zirka 800.000 Neukunden hinzu. 2016 lag der Erlös von Medpex noch bei 112 Millionen Euro, für das laufende Jahr wird ein Umsatz von 170 Millionen Euro erwartet.

Laut Zur Rose ist Medpex damit in den vergangenen drei Jahren zur drittgrößten Versandapotheke in Deutschland aufgestiegen und habe neben dem organischen Umsatzwachstum auch eine nachhaltige Profitabilität bezeigt. Gegründet wurde das Unternehmen 2005 durch Franz Bichler. 2011 hat seine Tochter Christiane Bülow-Bichler das Unternehmen übernommen. Neben dem Versandhandelsgeschäft betreibt Bülow-Bichler die Stifts-Apotheke in Ludwigshafen.

Die Gründer von Medpex sollen durch die Transaktion Aktionäre der Zur Rose-Gruppe werden und weiterhin operativ im Unternehmen tätig bleiben. Die Übernahme stehe unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden. Der Abschluss werde im ersten Quartal 2019 erwartet.

Medpex als Ergänzung zu DocMorris

Zur Rose sieht in Medpex eine gute Ergänzung zum Geschäft der Tochtergesellschaft DocMorris: So sei DocMorris in Deutschland als Marktführer im rezeptpflichtigen und rezeptfreien Arzneimittelsegment Vorreiter für digitale Services im Gesundheitsbereich. Medpex hingegen sei auf rezeptfreie Medikamente sowie apothekenexklusive Kosmetik fokussiert. Das Unternehmen sei auf eine junge Kundengruppe mit hoher Kaufkraft ausgerichtet und verfüge über eine hohe Kompetenz im digitalen Marketing sowie eine „agile Plattformentwicklung“.

Walter Oberhänsli, Vorstandschef der Zur Rose-Gruppe, sagte gemäß der Pressemitteilung, dass Zur Rose innerhalb eines Jahres seinen Marktanteil im Arzneimittelversand im Kernmarkt Deutschland inklusive Medpex von 18 Prozent auf 31 Prozent erhöht habe. Die Zahl der aktiven Kunden in Deutschland steige durch die Übernahme auf über fünf Millionen. Zudem erwarte Zur Rose durch die Übernahme positive Auswirkungen auf das Wachstum und die Profitabilität des Deutschlandgeschäfts. So würden unter anderem Größenvorteile im Bereich Einkauf und IT erwartet.

Damit dürften sich auch die Gewichte auf dem deutschen Markt des Arzneimittelversands deutlich zugunsten von Zur Rose verschieben. Allerdings ist auch der Hauptkonkurrent Shop Apotheke Europe nicht untätig und betreibt eine aktive Akquisitionspolitik, um seine Marktmacht zu auszubauen.

Kapitalerhöhung geplant

Den Kaufpreis von Medpex beziffert Zur Rose mit insgesamt rund 170 Millionen Euro, was dem erwarteten Umsatz des Versandhandelsgeschäftes des Unternehmens im Jahr 2018 entsprechen würde. Der Preis setze sich dabei aus drei Komponenten zusammen: einem Basiskaufpreis in bar und zum geringeren Teil in Form von neu auszugebenden Aktien der Zur Rose Group AG sowie zwei Komponenten, die sich an Wachstums- und Profitabilitätszielen in den Jahren 2019 und 2020 orientieren.

Der Kaufpreis für Medpex und für „weitere, organische Wachstumsinitiativen“ soll über eine Kapitalerhöhung im Umfang von rund 200 Millionen Schweizer Franken finanziert werden. Zu diesem Zweck will die Zur Rose Group AG in den nächsten Wochen eine außerordentliche Generalversammlung abhalten. Die Kapitalerhöhung werde voraussichtlich noch in diesem Jahr erfolgen.

Zur Rose sammelte Geld für große Übernahmen

Die Medpex-Übernahme kommt nicht unerwartet, ist in ihrer Dimension aber bemerkenswert. Bereits im Juli hatte Zur Rose durch die Ausgabe einer Anleihe insgesamt 115 Millionen Franken beziehungsweise rund 99 Millionen Euro frisches Geld auf dem Kapitalmarkt eingesammelt. Das Geld sollte wie schon bei früheren Finanzaktionen „vorwiegend zur Finanzierung von Akquisitionen sowie für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet“ werden.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte der Konzern mehrfach Übernahmen getätigt beziehungsweise angekündigt: Anfang August gab der Konzern den Erwerb der spanischen Marktplatz-Plattform Promofarma bekannt, über die Gesundheitsartikel, Kosmetika und Körperpflegeprodukte vertrieben werden. Im Mai hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass DocMorris ab Ende 2018 das Versandgeschäft der Hamburger Apotheke Apo-Rot übernehmen und vom niederländischen Heerlen, dem Sitz von DocMorris, aus betreiben werde. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte sich Zur Rose die beiden deutschen Versandapotheken Eurapon und Vitalsana einverleibt.

Umsatzwachstum in ersten neun Monaten

Anlässlich der geplanten Übernahme des Medpex-Versandhandelsgeschäftes gab Zur Rose auch Umsatzzahlen für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres bekannt. Demnach kletterte der Erlös gegenüber der Vorjahreszeit um 25 Prozent auf 889,2 Millionen Franken. Während das Plus im Schweizer Heimatmarkt mit 7 Prozent vergleichsweise bescheiden ausfiel, betrug der Zuwachs im Segment Deutschland auf Eurobasis 35 Prozent beziehungsweise 43 Prozent in Schweizer Franken. Zu berücksichtigen ist, dass der wesentliche Teil des Umsatzanstiegs auf Zukäufe zurückzuführen ist, während das organische Wachstum, also aus eigener Kraft, „nur“ bei 8,5 Prozent lag.

Besonders stark legte in den ersten neun Monaten das Onlinegeschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln (OTC) zu, welches um 73 Prozent anstieg. Dahingegen wuchs der Bereich der rezeptpflichtigen Medikamente (Rx) „nur" um 7 Prozent. Laut Zur Rose werde für das Gesamtjahr weiterhin ein Umsatzwachstum von über 20 Prozent und ein um Sonderkosten und Promofarma bereinigtes ausgeglichenes EBITDA-Ergebnis erwartet.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Klatscher auf Apotag

von Conny am 18.10.2018 um 11:32 Uhr

Ich kann immer noch über die Klatscher beim Apotag aufregen . Spahn hat diese Naivlinge total verarscht !

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