„DocDirekt“

Online-Sprechstunde in ganz Baden-Württemberg – vorerst ohne E-Rezept

Berlin - 17.10.2018, 17:00 Uhr

In Baden-Württemberg sollen die Ärzte von DocDirekt ab sofort landesweit ihre Patienten via Video beraten. (Foto: Imago)

In Baden-Württemberg sollen die Ärzte von DocDirekt ab sofort landesweit ihre Patienten via Video beraten. (Foto: Imago)


Das vom IT-Unternehmen Teleclinic entwickelte und von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg betriebene Modellprojekt „DocDirekt“ ist ab sofort für Patienten in ganz Baden-Württemberg zugänglich. Bislang konnten nur Patienten aus den Regionen Stuttgart und Tuttlingen daran teilnehmen. Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg will sich bei dem Projekt mit dem E-Rezept einklinken, teilte aber heute mit, dass zunächst nicht landesweit getestet werde.

Die KV Baden-Württemberg will ihr Prestigeprojekt „DocDirekt“, bei dem sich Patienten von Ärzten im Internet beraten lassen können, im ganzen Bundesland ausrollen. Das teilte die KV am heutigen Mittwoch mit. Die Landesärztekammer hatte im vergangenen Jahr als erste Kammer bundesweit Modellprojekte erlaubt, in denen Online-Sprechstunden stattfinden. Danach gab es schnell viele Anbieter im Markt, die solche Video-Beratungen entwickelt haben. Die KV selbst entschloss sich dazu, das vom IT-Unternehmen Teleclinic technisch entwickelte „DocDirekt“-Modell zu betreiben – allerdings zunächst nur in den Regionen Stuttgart und Tuttlingen.

In einer Pressemitteilung der KV erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVBW, Dr. Johannes Fechner: „Wir sind zunächst in den beiden Modellregionen Tuttlingen und Stuttgart gestartet, um die Abläufe und die Technik zu testen. Das Projekt ist problemlos angelaufen und die Erfahrungen aller Beteiligten sind durchweg positiv. Wir haben uns deshalb entschieden, dieses Angebot allen GKV-Versicherten in Baden-Württemberg anzubieten“. Für den KV-Vorsitzenden Dr. Norbert Metke ist die Ausweitung zukunftweisend: „Es drängen viele Anbieter – auch aus dem Ausland – für die telemedizinische Beratung auf den Markt. Mit docdirekt haben die Patienten in Baden-Württemberg ein seriöses Angebot für eine Online-Beratung – kostenfrei, sicher und qualitativ hochwertig.“

So funktioniert das Modell: Die Patienten können sich entweder via App oder auch über die Internetseite des Modellprojektes mit einem Mediziner verbinden lassen. Beteiligt sind laut KV „erfahrene Haus-,Kinder- und Jugendärzte“. Die Online-Beratungen könnten an Wochentagen zwischen 9 und 19 Uhr wahrgenommen werden. Wenn nach dem Erstkontakt klar wird, dass der Patient einen direkten Arztkontakt benötigt, vermittelt die Terminservicestelle laut KV einen Termin. Das Modell ist bislang nur für GKV-Versicherte geöffnet.

LAV: E-Rezept 2019 in Stuttgart und Tuttlingen

Vor einigen Wochen teilten die Apotheker in Baden-Württemberg mit (Kammer und Verband), dass sie sich an dem Projekt beteiligen würden – mit dem E-Rezept. Die Pharmazeuten hatten beim Land für das Projekt „GERDA – Geschützter E-Rezept Dienst der Apotheken“ einen Finanzzuschuss beantragt und diesen auch zugesagt bekommen. Wie genau die Arzneimittelversorgung per E-Rezept aussehen soll, ist noch unklar – die Apotheker arbeiten derzeit daran.

Klar ist aber, dass die Apotheker sich nicht sofort am nun landesweit ausgrollten Projekt beteiligen, sondern erst einmal in Stuttgart und Tuttlingen starten. Der Landesapothekerverband teilte dazu am heutigen Mittwoch mit: „Genau wie die Ärzte ihr System erst einmal testen mussten, müssen wir das auch. Wir müssen erst in kleinerem Maßstab Erfahrungen mit unseren Entwicklungen sammeln, bevor wir das ganze Bundesland technologisch ausrüsten“, so Verbandsgeschäftsführerin Ina Hofferberth.

Trotzdem sind die Apotheker zufrieden mit dem bereits gemachten Fortschritt: „Wir liegen gut im Zeitplan. Nach derzeitigem Stand werden wir in der ersten Jahreshälfte 2019 in den Testbetrieb gehen können“, erklärte Hofferberth. Die Geschäftsführerin wies nochmals auf die derzeit geltenden rechtlichen und gesetzlichen Vorgaben hin. Beispielsweise ist derzeit strikt vorgegeben, dass ein Rezept in Papierform vorliegen muss. Des Weiteren hat die Bundesregierung erst vor ein paar Jahren ein Gesetz erlassen, nach dem die Apotheker nur Rezepte beliefern dürfen, wenn diese aus einem „direkten Arztkontakt“ resultieren.

Gesetzeslage könnte Zeitplan ins Wanken bringen

Hofferberth dazu: „Das ist sicher ein Faktor, der den Zeitplan ins Wanken bringen könnte.“ Aber die bislang geführten Gespräche seien konstruktiv gewesen. „Wir erkennen in unseren Gesprächen, dass alle Beteiligten, von der Ärzteschaft bis zu den Krankenkassen, von der Landes- bis zu Bundespolitik, die Zeichen der Zeit erkannt haben und dieses große Projekt konstruktiv unterstützen. Das macht Hoffnung!“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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