Kölner Hauptbahnhof-Apotheke

Polizei: Geiselnahme in Apotheke könnte Terroranschlag gewesen sein

Berlin - 16.10.2018, 10:35 Uhr


Eine Geiselnahme in einer Apotheke im Kölner Hauptbahnhof hat die Polizei am gestrigen Montag stundenlang in Atem gehalten und für ein Chaos auf den Bahnstrecken rund um die Millionenmetropole gesorgt. Der Geiselnehmer erlitt schwere Verletzungen und musste reanimiert werden, auch ein unbeteiligtes Mädchen wurde nach Polizeiangaben schwer verletzt. Inzwischen ist auch klar: Die Geisel war eine Apothekenangestellte und erlitt leichte Verletzungen. Der Geiselnehmer hatte sich in der Apotheke wohl für eine größere Attacke vorbereitet.

In den Mittagsstunden des gestrigen Montags hatte der Täter eine Frau in seine Gewalt gebracht und sich in der Apotheke im Bahnhofsgebäude verschanzt. Mehreren Medienberichten zufolge soll die Geisel eine Apothekenangestellte gewesen sein, sie liegt zur Stunde noch im Krankenhaus. Ihr gesundheitlicher Zustand sei unverändert, teilte die Polizei am heutigen Dienstag mit. Die Apotheke blieb am heutigen Dienstag wegen forensischer Untersuchungen der Polizei geschlossen.

Hauptbahnhof gesperrt

Geiselnahme in Kölner Apotheke

Am gestrigen Montag war der Täter bewaffnet in die Apotheke gestürmt und hatte sich mit der Frau verschanzt. Nach einem ersten Kontakt mit dem Geiselnehmer versammelte die Polizei Spezialeinsatzkräfte vor dem Gebäude und drang schließlich in die Apotheke ein. Der Geiselnehmer musste nach dem Einsatz wiederbelebt werden. Auf welche Weise und von wem er verletzt wurde, sagte die Polizei zunächst nicht.

55-jähriger Syrer war wegen mehrerer Delikte bekannt

Die Staatsanwaltschaft Köln hat noch am Abend ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes und Körperverletzung gegen den Geiselnehmer eingeleitet. Das teilte eine Sprecherin der Behörde mit. Nach der Geiselnahme waren am Tatort laut Kriminalpolizei Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden worden. Demnach habe der Besitzer dieser Papiere eine Duldung bis Mitte 2021 erhalten. Der Geiselnehmer sei mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ der Passinhaber. Die Ermittler betonten gleichzeitig, dass die Identität des Täters aber noch nicht eindeutig geklärt sei. Der Inhaber des gefundenen Dokumentes von 2016 sei umfangreich wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl und Drogen bekannt.

Täter hatte Gasflaschen in Apotheke gelagert

Der mutmaßliche Täter soll auch mehrere Gaskartuschen genutzt und in der Apotheke im Hauptbahnhof gelagert haben. Es seien blaue Campinggaskartuschen und Brandbeschleuniger gefunden worden, von denen einige mit Klebeband verbunden gewesen seien, sagte ein Polizeisprecher am Montagabend bei einer Pressekonferenz in Köln.

Wie lief die Geiselnahme ab?

Schon vor der Attacke in der Apotheke hatte es im Bahnhof offenbar noch einen anderen Zwischenfall gegeben, bei dem ein Mädchen mit Benzin übergossen wurde und in Brand geriet. Laut Nachrichtenagentur dpa könnte die gesamte Tat so abgelaufen sein: In einem Schnellrestaurant im Bahnhof zündet der Täter ein Molotow-Cocktail. Ein 14 Jahre altes Mädchen wird dadurch verletzt. Weil durch den Rauch die Sprinkleranlage ausgelöst wird, flüchtet der Täter in eine gegenüberliegende Apotheke und nimmt dort eine Frau als Geisel. Er fordert freien Abzug und die Freilassung einer Tunesierin. Außerdem will er eine Tasche wiederhaben, die er im Schnellrestaurant zurückgelassen hat.

Um 14.50 Uhr stürmen Spezialkräfte die Apotheke. Der Täter bedroht die Geisel, versucht möglicherweise, sie anzuzünden. In der Hand hält er eine Schusswaffe – ob sie echt ist, weiß die Polizei zunächst nicht. Die Polizisten schießen auf ihn, der Mann sackt getroffen zusammen. Er wird reanimiert, ins Krankenhaus gebracht und dort notoperiert. Die stellvertretende Polizeipräsidentin Miriam Brauns erklärte bei der Pressekonferenz am gestrigen Montagabend, es gehe um mehr als eine Geiselnahme: „Auch einen Terroranschlag schließen wir dabei nicht aus.“

Der Kölner Hauptbahnhof gehört zu den meistfrequentierten in Deutschland. Er liegt im Stadtzentrum direkt neben dem Kölner Dom. Täglich durchströmen ihn rund 1300 Züge und bis zu 280.000 Reisende auf elf Gleisen. Erste Notrufe vom Bahnhof hatten die Polizei am Mittag erreicht. Der Vorplatz des Hauptbahnhofs zum Dom wurde gesperrt und gesichert. Auch den Breslauer Platz an der Rückseite des Bahnhofs, an dem die Apotheke liegt, sperrten Einsatzkräfte großräumig ab.

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Hinweis der Redaktion: Wir haben den Text mit aktuellen Informationen angereichert und aktualisiert. Stand: 16. Oktober, 11:10 Uhr



bro / dpa
brohrer@daz.online


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