Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

14.10.2018, 08:00 Uhr

Das neue Mantra: Gleichpreisigkeit statt Rx-Versandverbot … die Frage ist nur: wie? (Foto: Andi Dalferth)

Das neue Mantra: Gleichpreisigkeit statt Rx-Versandverbot … die Frage ist nur: wie? (Foto: Andi Dalferth)


12. Oktober 2018 

Sagen wir’s mal so, mein liebes Tagebuch: Der GKV-Spitzenverband ist nicht gerade der Lieblingsverband von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Schon in seinem Lagebericht attackierte Schmidt den Kassenverband und ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er von diesem Verband genervt sei. Auslöser war u. a. das Positionspapier des GKV-Spitzenverbands Anfang Juni, in dem dieser eine komplette Deregulierung des Apothekenmarkts und Einsparungen bei Apotheken um mehr als 1 Milliarde forderte. Ein Antrag der Apothekerkammer Berlin, der Apothekertag solle den Kassenverband auffordern, sein Positionspapier zu revidieren, griff Schmidt gerne auf. Sinngemäß: Gespräche helfen bei diesem Verband nicht mehr. Und  wörtlich: „Da muss man dann irgendwann auch einfach nur noch raufhauen.“ Genau, mein liebes Tagebuch, irgendwann platzt einem da der Kragen. Klar, der Antrag wurde einstimmig angenommen. Vielleicht hätte er sich schon mal früher so deutlich äußern sollen. Manche Verbände verstehen keine noble Zurückhaltung. 


Jetzt aber volle Digitalisierung! Man hatte das Gefühl, dass Deutschlands Apothekerinnen und Apotheker wie berauscht vom Digitalen sind. Man kann es gar nicht mehr erwarten, auf der Datenautobahn dahinzubrausen – wenn es denn schon eine gäbe. Macht nichts, mein liebes Tagebuch, der Wille ist da. Und so beschloss man z. B., die Telematikinfrastrukur „beschleunigt“ und „mit aller Kraft“, was auch immer das heißen mag, zu verfolgen. Die Kassen, so war zu hören, bezahlen den Apotheken sogar die Erstausstattung, sprich den Konnektor und das Kartenlesegerät, der die Apotheken ins Telematiknetz bringt. Außerdem: Es soll einen verbindlichen Zeitplan fürs E-Rezept, das stufenweise eingeführt werden soll, und den E-Medikationsplan geben (Zeitpläne im IT-Sektor haben besonderen Charme, mein liebes Tagebuch!). Weiter: E-Rezepte dürfen nicht kommerzialisiert werden, also keine Provisionen und keine Vergütungen an Vermittler und Patienten fürs E-Rezept. Es soll einen Kommunikationskanal für Ärzte und Apotheker geben zum heilberuflichen Austausch (warum erst jetzt?). Nur an die Telepharmazie traute man sich nicht richtig ran. Ein löblicher Antrag, ein Projekt zu den Risiken und Chancen der telepharmazeutischen Anwendungen zu starten, wanderte in den Ausschuss. Tja, mein liebes Tagebuch, was das bedeuten kann, ist uns hinlänglich bekannt. Schade, schade. Wovor hat man da eigentlich so Angst? Jetzt hätten wir die Möglichkeit, Telepharmazie mitzugestalten…


Das Beste kommt vor dem Schluss! Ein Antrag von einigen Apothekern um Michael Mantell forderte die Einberufung einer Kommission zur Reform der ABDA. Ohgottohgott, das geht ja gar nicht. Die ABDA könne man doch in einer politisch so wichtigen Phase nicht schwächen! Mein liebes Tagebuch, was heißt hier „schwächen“…? Und warum sollte es eigentlich nicht möglich sein, endlich mal die fast 70 Jahre alten Strukturen dieses Verbands zu hinterfragen? Vor allem: Den Punkten, die die Antragsteller zur Begründung der Reform vorbrachten, kann man doch nur zustimmen: Die ABDA agiert wie ein schwerfälliger Tanker, es gelingt ihr nicht, mit einer Stimme zu sprechen, die Basis fühlt sich abgekoppelt, gefühlt münden Diskussionen zumeist in Beschlüsse, nicht aktiv zu werden oder etwas nicht zu kommunizieren. Mein liebes Tagebuch, wie man auch immer dazu stehen mag: Alte Strukturen zu hinterfragen hat noch nie geschadet. Und schaut man genau hin, wird einem klar: Zwischen der ABDA, den Mitgliedsorganisationen und der Basis, aber auch beim Thema Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation – kurz, in den Beziehungen und Strukturen knirscht es gewaltig. Aber man hätte wetten können: Der Antrag erreichte nicht die Abstimmungsphase. Dafür sorgten zum Beispiel auch alte Hubmannsche Beschwörungsformeln wie: Die ABDA sei doch ein „einzigartiges Konstrukt“, da es dieser Organisation gelungen sei, Kammern und Verbände unter einem Dach zu vereinigen. Ach du meine Güte, seit wann ist denn das allein schon ein Verdienst und „einzigartig“? Am Ende zogen die Antragsteller ihren Antrag zurück, wollen ihn aber auf dem nächsten Apothekertag neu einbringen. Gut so. Auch wenn die Prognose nahe liegt: Auch dann wird es heißen, dass es kein guter Zeitpunkt für eine Reform einer „einzigartigen“ Organisation ist. Mein liebes Tagebuch, vermutlich muss es noch schlimmer kommen. 


Ob sie wollte oder nicht, die ABDA musste das Unwort 2hm-Honorargutachten in den Mund nehmen: Es lag ein Antrag dazu vor, der die Erstellung eines Gegengutachtens forderte. Der Apothekerkammer Saarland sei Dank für diesen sanften Druck auf die Dachorganisation. Er führte dazu, dass sich Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin für Wirtschaft und Soziales, dazu hinreißen ließ, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Sie offenbarte den Delegierten, dass man sich nach dem Erscheinen des Gutachtens sehr wohl intern damit befasste, sogar eine Präsentation für den Sachverständigenrat, die Monopolkommission und die Bundesregierung erstellte, allerdings nicht an die Mitgliedsorganisationen weiterleitete. Bei all dem Hin und Her habe man viel Zeit verloren, gab sie zu, und jetzt fehle die Zeit für ein Gegengutachten. Au weia, mein liebes Tagebuch, klingt alles nicht nach Weitsicht und Erfolg. Das Ende vom Lied: Ein Gegengutachten gibt es also nicht, Antragsteller, Delegierte und ABDA verständigten sich darauf, den Antragstext zu glätten und statt gefordertem Gegengutachten von einem Datenpanel zu sprechen. Was bleibt: Die ABDA wird ihre Schweigestrategie nicht fortführen können und sich damit weiterhin befassen müssen. 


Und das Finale: Schmidt lässt die Hosen runter. Aus seinen Schlussworten: „Diesmal wird unsere Prämisse ‚Es soll so bleiben wie es ist, nur besser‘ nicht mehr halten. Im kommenden Jahr werden wirklich große Veränderungen auf uns zukommen.“ Und er räumte ein, dass „wir mit unserer klassischen Haltung nicht mehr weiter kommen“. Wie wahr, mein liebes Tagebuch, letztlich auch ein Eingeständnis, dass die Schweigestrategie nichts brachte, dass das eiserne Beharren auf dem Rx-Versandverbot mit Spahn sichtlich nicht zu machen ist und überhaupt die Erkenntnis: „Wir haben ein unglaubliches Maß an Reformbedarf.“ Bei allen Ups and Downs dieses Apothekertags: Die Selbsterkenntnis lässt hoffen, auch wenn der Weg dahin mehr als schräg war. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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11 Kommentare

Zukunftssicherung

von Reinhard Rodiger am 14.10.2018 um 15:59 Uhr

@ Reinhard Herzog


Es ist zwar richtig, dass die Entwicklung in fast allen Branchen in Richtung Monokultur geht. Darin verschwinden die einzelnen Persönlichkeiten respektive wirkliches Mitmachen.Die Zeichen stehen auf künstlicher Intelligenz und Steuerung durch Algorithmen.
Da gilt einzig Kapital.Das Ergebnis ist - in USA zu sehen- alles in einer Hand. EIN Marktausnutzer..
Oder ein wirksamer Zugriff auf Schlüsselfunktionen. Persönlicher Kontakt wäre das. Das ist die politische Grundsatzentscheidung, wieviel davon gesellschaftlich nötig ist.Da ist der Markt überfordert. Da muss allerdings akribisch belegt werden, dass allein Diversität langfristig überlebenssichernd ist. In Alternative zu lebensgefährdender Monokultur.

Es ist eine Richtungsentscheidung , wenigstens zu versuchen,
der Lebensfähigkeit eine Chance zu geben. Etwa die Mutation von der Marionette zum Strippenzieher. Dazu gehört die Erkenntnis , Ballast abzuwerfen und ein Modell zukünftiger Funktionsfähigkeit ernsthaft schaffen zu müssen.

Dabei ist nicht die Stille Prämisse, die Hälfte ans Messer zu liefern, um dem Rest eine Chamce zu geben.Das ist der gegenwärtige Strategiefehler.Er präjudiziert leider schleunige, noch werthaltige Verkäufe.Eben Ausverkauf.

Das kann nur durch ein nachhaltig lebensfähiges Konzept als Alternative zum Regime durch Algorithmen gemindert werden.Das ist wesentlich eine soziale Aufgabe.

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Situationsanalyse zuerst ...

von Reinhard Herzog am 14.10.2018 um 13:14 Uhr

Solange eine übergroße Mehrheit noch nicht begriffen hat, dass sich die heutige Apotheke neben der Kohlebranche, Autoindustrie, Deutsche Bank und Co., Tante-Emma-Läden etc. einreihen kann, solange ist auch keine durchgreifende Zukunftssicherung in Sicht.

Kurieren an Symptomen, da ein Pflästerchen drüber, da ein Stellschräubchen gedreht, und sich zur Beruhigung wieder die Märchenstunde von irgendwelchen Speichelleckern vorgelesen - das steht wohl leider zu erwarten.

Dabei kann ich mir gut vorstellen, dass mit einem Minister Spahn auch größere Sprünge möglich wären ("Leapfrogging"), und manch heute noch vermeintlich Undenkbares und ins finsterste Reich des Bösen Verbanntes zumindest mal angedacht und vorverdaut werden könnte.

Ich kann wirklich nur dringendst empfehlen, und zwar aus echter Sorge um einen schönen Beruf und eine erfüllende Zukunft vieler Menschen, nicht nur der vergleichsweise noch wenigen Inhaber, sich endlich von dem kleinteiligen Denken zu verabschieden.

Die Apotheke hat als Einzelkämpfer und kleiner e.K. langfristig keine Zukunft mehr - so wie viele andere Läden auch und sogar viele Praxen. Zumal schlicht die Menschen das nicht mehr wollen - hohes Risiko, das Angekettetsein, enorme Arbeit für in vielen Fällen doch überschaubare Einkommen, eine Menge Unruhe und ungesunder Stress, wenn ständig ein Damoklesschwert über einem schwebt.

Zudem sind die ganzen bis ins Groteske gesteigerten Anforderungen vom Einzelnen kaum mehr zu schultern. Und ein wenig Honoraraufbesserung ändert daran wirklich nichts Grundlegendes.

In der letzten Konsequenz läuft alles auf größere, professionellere Strukturen hinaus. Diese Entwicklung existiert ja auch bereits bei uns schon längere Zeit.

Seht zu, dass der anzahlmäßig größere Teil seine "Buden" noch zu halbwegs guten Preisen bzw. Bedingungen in solche größeren Strukturen einbringen kann. Und zwar durch kluge Umgestaltung der heutigen Verhältnisse, die eben keine handstreichartige Übernahme durch Fremde erlaubt.

Ansonsten kommt irgendwann das große Fressen - dann aber zu Discountpreisen. Angesichts des Drucks von vielen Seiten auf die Branche - die wirklichen Herausforderungen kommen mit der Automatisierung, KI und Digitalisierung erst noch - kommen viele einfach nicht daran vorbei, ihren austrocknenden Froschteich zu verlassen. Besser noch halbwegs selbstbestimmtes Terrarium als ganz auf dem Trockenen.

Bitte auch bedenken, dass stabile politische Mehrheiten mit "sicheren Bänken" zugunsten der Apotheken immer unwahrscheinlicher werden (schauen wir mal heute abend auf Bayern ...), und ganze staatstragende Industrien vor gewaltigen Umwälzungen stehen.

All das halte ich für weit entscheidender als die Diskussion über Impfen, Importquoten oder ein Rx-VV.
Die Chance mit dem BMG sollte genutzt werden, neben einem sicher unverzichtbaren Sofortprogramm auch weitergehende Entwicklungslinien zu skizzieren. So viele Gelegenheiten dazu wird es nicht mehr geben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Situationsanalyse zuerst

von Karl Friedrich Müller am 14.10.2018 um 14:10 Uhr

Faszinierende und klare Darstellung der Realität.
Auf den Punkt.
Auch was die für den Einzelnen kaum noch zu schaffenden Arbeitsbedingungen angeht. Das kann man gar nicht genug betonen.
Angekettet (ich nenne es lebenslänglich ohne Bewährung), Stress, kaum Freizeit, ins Groteske gesteigerte Anforderungen (u.a. Bürokratie)
Größere Strukturen könnten einiges verbessern. Nur, müssen es gleich Konzerne sein, die bestimmt nichts Gutes bewirken?

AW: Situationsanalyse zuerst

von Ulrich Ströh am 14.10.2018 um 14:48 Uhr

Alles richtig.
Lieber Kollege Dr. Herzog,wie wäre es mit einem Impulsvortrag auf dem nächsten DAT in Düsseldorf?

AW: Situationsanalyse zuerst

von Wolfgang Müller am 14.10.2018 um 15:30 Uhr

Auch wenn ich bekanntlich nicht in allen Punkten mit Ihnen übereinstimme (Sie wollen vielleicht noch größere Strukturen als ich; oder sind der Meinung, dass noch viel mehr "Buden" den Markt verlassen müssten):

Nur Ihr kaufmännisch-strategischer Diskussions-Ansatz kann überhaupt der Richtige sein, wenn es in der öffentlichen Apotheke ein schöner Beruf mit möglichst viel Selbständigkeit bleiben soll. Mit möglichst viel Selbständigkeit, heilberuflich UND kaufmännisch. Auf welche Art auch immer, ob als Inhaber/in oder als gut aufgestellte Führungskraft in einer Filiale. Oder als "normale/r" Angestellte/r in einem möglichst angenehmen, eben gerade auch weiter bestmöglich heilberuflichen Umfeld.

Wo wäre aber auf diesem Gespenster-DAT auch nur ansatzweise irgendwas Konkretes in diese Richtung zukunftsweisend und Ergebnis-orientiert diskutiert worden? Vereinfachung der Apotheken-Organisation, Allgemeine Entrümpelung der elend überkommenen Vorschriften, Erleichterung der Filialisierung, bessere Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Arten von Apotheken und und und. Wäre alles gar kein Hexenwerk mit halbwegs Verstand ....... statt des vollkommen bizarren Ansatzes, den ganzen unsäglichen FS/Spahn/"Arbeitsgruppe Honorar"-Geheimhaltungs-Kindergarten-Kram über diese drei Tage zu retten?

Wohl weiter deswegen: "Den Apotheker als Kaufmann braucht keiner".

Den Apotheker als willfährigen Doofi, das braucht man wohl vor Allem als Standesspitze, die wohl einfach nur in Ruhe weiter GEHEIM ihre eigene vermutlich Untergangs-trächtige Kümmelei von Spitzentreffen zu Spitzentreffen weitertreiben möchte.

Strategie ?

von Reinhard Rodiger am 14.10.2018 um 12:58 Uhr

Erkennbar ist die Strategie , alle tragenden Teile des Berufsstands für dumm zu verkaufen und einem geschickten Minister die Tore zum Ausverkauf zu öffnen.
Manipulation, Irreführung und Missachtung sind keine guten Wegbegleiter.Wer keine Verhandlungsschritte darüber hinaus vorbereitet darf sich nicht wundern, wenn er nicht verhandeln kann.
Selbst induzierter Zeitdruck, Debattenabstinenz, Ideenarmut sind Zeichen, die Souveränität verloren zu haben.

Es geht darum ,dass die "Führung" die große Mehrheit zum Abschuss frei gibt. Hoffentlich merken das die Betroffenen.

Das ist der Preis für die Vorstellung, über diffuse Zusatzaufgaben eine neue wirtschaftliche Basis zu erarbeiten.Das ist bislang nirgends Realität geworden.Vielmehr wurde die wirtschaftliche Basis eingeschmolzen oder via Kosten dafür gesorgt, dass nur wenige sich Derartiges leisten können.

Mehr als der verzweifelte Hinweis auf die Sicherung der Basis
Statt deren Ausverkauf zugunsten undurchdachter Elitetätigkeiten bleibt nicht übrig.

Das gilt besonders, da die Herausforderungen durch e-Rezept, Automatisierung, Telepharmazie etc. nicht in erforderlichem Ausmaß angenommen werden.Vertagung und Nichtinformation sind keine taugliche Vorgehensweise.

Dank massiver Strategiefehler und fehlender operativer Durchschlagskraft bleibt die Perspektive , den Berufsstand zu Grabe gehen zu sehen.

Es sei denn ........

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Die Strategie der ABDA ist gescheitert

von Gunnar Müller, Detmold am 14.10.2018 um 11:34 Uhr

Die Taktik von Jens Spahn und FS ist dennoch aufgegangen: Sie haben ihre Köpfe gegenseitig gerettet. Der eine, indem er alles in die nahe Zukunft schob statt die Katze endlich aus dem Sack zu lassen, geschickt redete, aber nichts sagte - und dennoch an der einen und anderen Stelle sogar Applaus bekam. Offener Unmut blieb ihm so (noch) erspart.

Der andere, indem er Spahn das durchgehen ließ und (avoxa) eine lediglich gequälte Miene zum Spahn’schen Treiben machte - dafür aber zuvor u. a. dem GKV-Spitzenverband eine seit Jahren überfällige (!) Replik gegeben hatte. JENES hat den Delegierten gefallen. Den BMG nicht einmal zu kommentieren, sicher nicht. So kam FS ohne Blessuren bei den Versammelten noch einmal durch.

Jetzt allerdings müssen FS und Fritze Becker bis Dezember mit Spahn turbomäßig verhandeln und vom Karren retten, was noch zu retten ist. Immerhin wird dann doch noch irgendwer (??? die ABDA-MV? Eine Basis-Ur-Abstimmung wäre mehr als angemessen!) das Ergebnis dieser ‚Verhandlungen’ absegnen wollen, oder?!
Danach jedoch sollten die beiden ihre Posten räumen!

Ihre Nachfolger müssen vor allem eines sein:
Nach außen authentisch und schlagkräftig und hoch-kommunikativ zur apothekerlichen Basis. Schade, dass Frau Korf keine Apothekerin ist ...

München war ein DAT der Basis.
Geprägt von hohem Engagement der Kammern und Verbände aber auch der einzelnen Delegierten, hoher Konzentration, wenig Leerlauf (schade eigentlich ...) und ab und zu Emotionen, großer Achtung vor der Meinung und Leistung des anderen und von hoher Produktivität.
Wann hat es schon einmal eine Diskussion mit einem BMG gegeben? Er wird dieses Format nicht mehr zurückdrehen - wenn er sich traut und zu den Apothekern kommt.

Vieles von dem Beschlossenen hätte die verstaubte ABDA einschließlich ihrer verstaubten Führung allerdings längst aus sich selbst heraus erledigen können. Erledigen müssen.
Wie die Reformen, die FS am Schluss anmahnte. Sie sind von ihm und seinem Vorgänger Wolf und vielen ABDA-Mitgliedern über viele Jahre hinweg blockiert worden. Die Uneinsichtigkeit resp. Arroganz von Leuten wie Kiefer gegenüber der schlichten Notwendigkeit von Veränderungen auch im Inneren spricht dafür Bände.
Noch hat die Delegiertenbasis gegenüber der ABDA eine verständnisvolle Dispens gewährt. Noch.

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Orientierung?

von Christian Giese am 14.10.2018 um 9:59 Uhr

Dieses "einzigartige Konstrukt" wird niemals fähig sein, Orientierung zu geben. Die Basis ist zu sehr abgekoppelt, schwimmt im "föderalen Nichts".
Es braucht keine berufsfremde Expertengruppe, sondern ein "begleitendes Parlament" mit initiativen Rechten auf ABDA - Höhe.
34 Sitze für die förderalen Institutionen, weitere 34 Sitze, frei zu bestimmende, die Zunder machen.
Dann kommen Ideen und Leben in die Bude, sonst nicht!
Und die überlebensnotwendige "Orientierung"entwickelt sich.

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AW: Zunder ...

von Gunnar Müller, Detmold am 14.10.2018 um 11:05 Uhr

Dagegen war mein vor zwei Jahren vorgebrachter Antrag, einen beratenden Beirat aus DAT-Delegierten zu bilden, zum Snoezelen ...:-)

Schweigedeal und Pharmazieräte

von Ulrich Ströh am 14.10.2018 um 9:16 Uhr

Ob Draufhauerei, Schweigedeal,oder fehlender Plan B :

Entscheidend wird das Resultat für Präsenzapotheken sein, das in sechs Wochen mit Jens Spahn ausverhandelt sein soll.
Daran werden wir die ABDA messen.

Und zu den Pharmazieräten, lieber Herr Ditzel:
Kann es sein,dass Ihre spitze Feder beim Schreiben über altvordere Trutzburgbauer abgebrochen ist ?
Alle Pharmazieräte in diese Ecke zu stellen,ist überzogen.

Sie sollten einfach mal fragen,warum man den Botendienst in die Resolution aufgenommen hat.

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Verdient

von Conny am 14.10.2018 um 9:08 Uhr

Dieser Mittwochnachmittag wird als schwärzester Tag der Apotherschaft nach dem Eughurteil eingehen. Während Spahn das Aus für die Inhabergeführte Apotheke formulierte-für die Delegierten anscheinend nicht zu erkennen-da eine gute Stimmung unter Ihnen war, ob der flachen Witze Spahns und dem viel zu viel Beifall gezollt wurde für seine sonstigen Wischi-Waschi Aussagen. Gespenstisch!! Bei der Diskussion wurde der einzigste kritische Beitag -der Apotheker aus Montabaur- abgewürgt. Spahn muss sich wie in einem anderen Film vorgekommen sein. Das Beste wahr aber Standing Ovation von seinen Jüngern für Schmidt nach seiner Rede. Mag sie auch gut gewesen sein , sie war um Monate zu spät !!! Manchmal frage ich mich ob Schmidt die späte Rache Erichs an uns Apothekern ist. Ps : der Apothekertag war Spahn nicht eine Zeile auf seiner Facebookseite wert

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