Diskussion über ABDA-Arbeit

Braucht die ABDA einen Plan B und ein Gegengutachten?

München - 11.10.2018, 09:00 Uhr

Nach dem Geschäftsbericht von ABDA-Chef Sebastian Schmitz (2. v. li.) diskutierten die Apotheker in der Hauptversammlung gemeinsam mit der ABDA-Spitze, wie man auf das 2HM-Gutachten reagieren soll. (Foto: Schelbert)

Nach dem Geschäftsbericht von ABDA-Chef Sebastian Schmitz (2. v. li.) diskutierten die Apotheker in der Hauptversammlung gemeinsam mit der ABDA-Spitze, wie man auf das 2HM-Gutachten reagieren soll. (Foto: Schelbert)


Die spannendsten Inhalte im Geschäftsbericht von ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz betrafen die Beziehungen der ABDA zu den Krankenkassen und den Umgang mit dem 2HM-Gutachten. In der anschließenden Diskussion ging es hauptsächlich um die politische Positionierung der ABDA und um den Umgang mit den Aussagen, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zuvor gemacht hatte. Als maßgebliche Grundidee erwies sich dabei immer wieder die Gleichpreisigkeit bei Rx-Arzneimitteln.

Der Bericht des Hauptgeschäftsführers ist seit vielen Jahren eine eher nüchterne Angelegenheit. Die interessanteste Frage dabei ist meist, welche Themen Schmitz als relevant für die Präsentation bei dieser besonderen Gelegenheit einstuft. Schmitz berichtete diesmal über das Securpharm-Projekt und die elektronischen Heilberufsausweise. Er hob die Kampagnenarbeit der ABDA hervor, berichtete über die politische Arbeit auf EU-Ebene und erinnerte an den im November verabschiedeten kompetenzorientierten Lernzielkatalog für die Pharmazie. Über das Modellprojekt Armin berichtete der Hauptgeschäftsführer, dass die Zahl der teilnehmenden Patienten im Juli auf 4000 gestiegen sei.

Langsame Fortschritte bei GKV-Verträgen

Zu den gesundheitspolitischen Vorschlägen des GKV-Spitzenverbandes erklärte Schmitz: „In diesen Papieren steht von Jahr zu Jahr nichts Neues, nur das Ausmaß der Polemik nimmt leider beständig zu.“ Doch wenn man genauer hinsehe, zeichne sich ein etwas differenziertes Bild ab. „Auf den klassischen Verhandlungsfeldern geht es zwar langsam, aber stetig voran“, so Schmitz. Bei den anstehenden Änderungen zum Rahmenvertrag nach § 129 SGB V zeichne sich eine Einigung bis zum Jahresende ab. Außerdem seien Verträge zu Hilfsmitteln aktualisiert und mit Ersatzkassen neue Verträge zur Diabetikerversorgung geschlossen worden. Dagegen sei es sehr schwer, neue Wege zu gehen oder auch nur neue gesetzliche Rahmenbedingungen umzusetzen.

Umgang mit problematischen Gutachten

Nach diesen Routineinhalten ging Schmitz vergleichsweise ausführlich auf den Umgang mit dem 2HM-Gutachten ein. Selbstverständlich habe die ABDA das Gutachten analysiert. Doch dann habe die ABDA entschieden, die falschen Ansätze des Gutachtens nicht durch eine selbst initiierte Debatte aufzuwerten. Die ABDA wolle nicht über die Reduzierung des Festzuschlags reden, sondern über eine ausreichende Grundsicherung für alle Apotheken und über zusätzliche honorierte Dienstleistungen. „Wir überlassen die Wahl der Waffen nicht unseren Gegnern“, erklärte Schmitz und schwenkte dann zum jüngsten Gutachten der Monopolkommission. Dazu verwies er auf einen verbreiteten Trugschluss. Der Patient werde immer wieder als idealisierter Verbraucher dargestellt, der seinen Bedarf und das Verhältnis von Preis und Leistung einschätzen könne. Doch dies gelte in der Arzneimittelversorgung nicht. Dennoch lasse die Monopolkommission nicht von ihrer Idee des „sanften Preiswettbewerbs“ ab. Doch die Aufgabe der Gleichpreisigkeit sei mit der Kommerzialisierung der Berufsausübung verbunden, mahnte Schmitz.

Gleichpreisigkeit im Mittelpunkt

Der Erhalt eines regulierten Umfeldes mit der Gleichpreisigkeit bei Rx-Arzneimitteln ist daraufhin auch der erste Punkt, den Schmitz als Agenda der ABDA für das nächste Jahr präsentierte. Außerdem müsse verdeutlicht werden, dass die Arbeit in den Apotheken auf Individuen und nicht auf standardisierte Subjekte ziele. Darum müssten die Apotheker weiter über ein Pauschalhonorar vergütet werden. Neue digitale Instrumente dürften nicht zu Standardantworten zwingen. Doch die Apotheken müssten solche Instrumente einsetzen und diese sinnvoll gestalten können.

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Auf das herausragende Thema des ersten Tages beim Apothekertag, die Rede von Minister Spahn, ging Schmitz nur mit einer Bemerkung ein. Schmitz mahnte, darauf zu achten, dass die Gleichpreisigkeit nicht unter die Räder gerate. Denn darum gehe es ja eigentlich. In der anschließenden Diskussion des Geschäftsberichts wurde immer wieder die strategische Ausrichtung der ABDA angesprochen. Michael Mantell kritisierte, die ABDA habe auch zwei Jahre nach dem EuGH-Urteil keinen „Plan B“ zum Rx-Versandverbot. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt entgegnete, es sei nicht zielführend gewesen, einen Plan B zu diskutieren, solange die Politik volle Unterstützung für das Rx-Versandverbot gezeigt habe. Doch „die Situation ist heute neu“, so Schmidt. Was jetzt angeboten werde, sei nicht gleichwertig. Es gebe „eine Handvoll Ansätze, die jeder kennt“, erklärte Schmidt und nannte Regelungen über das Sozialrecht und kompensatorische Veränderungen der Vergütung. Die ABDA habe sich durchaus mit solchen Alternativen beschäftigt, dies aber nicht veröffentlicht. Dagegen verwies Dr. Christian Belgardt, Präsident der Apothekerkammer Berlin, auf die Aussage von Spahn, er wolle Gleichpreisigkeit und keine Boni. Darum müsse die ABDA das Rx-Versandverbot weiter verfolgen. Belgardt folgerte: „Ich brauche keinen Plan B.“

Gegengutachten fehlt

Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, argumentierte, es sei ein schwerer Fehler gewesen, dass die ABDA das 2HM-Gutachten nicht in einigen entscheidenden Punkten angegriffen habe. „Schweigen ist an dieser Stelle die falsche Politik und das hat sich heute gezeigt“, erklärte Linz, womit sie auf die mehrfachen Hinweise Spahns zum Gutachten anspielte. Außerdem erinnerte Dr. Heidrun Hoch daran, dass bereits beim Apothekertag vor zwei Jahren über ein eigenes Gutachten diskutiert worden sei. Mit einem solchen Gutachten hätte die ABDA jetzt eine bessere Position, so Hoch.

Fortsetzung folgt

In weiteren Diskussionsbeiträgen ging es um die Zukunft der PKA, die Bewertung der Öffentlichkeitsarbeit und weitere Themen. Neben Kritik gab es dabei auch Lob für die ABDA, insbesondere zur Kampagnenarbeit. Am Mittwochabend war der Tagesordnungspunkt nicht abgeschlossen. Die Debatte über grundsätzliche Themen wird daher am Donnerstag fortgesetzt, sofern es dann weitere Wortmeldungen gibt.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Traurig

von Karin Becher am 11.10.2018 um 9:57 Uhr

Das ist ja hier mittlerweile wirklich Bildzeitungs-Niveau: Bilder aus dem Zusammenhang reißen - einen Moment des Gedenkens an Dr. Herbert Gebler geringschätzen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Entschuldigung

von Benjamin Rohrer am 11.10.2018 um 10:24 Uhr

Liebe Frau Becher,

als wir den Artikel einstellten, wussten wir nicht, in welcher Situation das Foto entstanden war. Wir haben es jetzt natürlich sofort ausgetauscht. Wir bitten um Entschuldigung!

Plan B

von Michael Zeimke am 11.10.2018 um 9:45 Uhr

Das Bild ist stark. Alles begossene Pudel/IN.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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