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Expopharm-Eröffnung
Verbände im Schulterschluss mit den Apothekern
Die traditionellen Grußworte der Verbandschefs, anlässlich der Eröffnung der Expopharm in München, rankten sich unter anderem um die Themen Versorgungssicherheit und Securpharm sowie die Rolle der Apotheker – auch in der Zukunft.
Zur Eröffnung der Expopharm gehört es zum Ritual, dass Vertreter der Industrie und des Großhandels ein Grußwort überbringen. Gekommen waren die Vorstandschefs der vier großen Pharmaverbände. Ebenso Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbands des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro). Für Trümper gibt es derzeit zwei besonders wichtige Fragen: Wie sicher ist die kontinuierliche Belieferung von Arzneimitteln? Und wie sicher sind wir geschützt vor Fälschungen beziehungsweise nicht mehr garantierter Qualität? Auch wenn Lieferengpässe kein originäres Thema des Großhandels sind, will der Phagro-Chef nicht schweigen. Der Industrie hier Vorwürfe zu machen, wäre zu kurz gesprungen, meint er. Wirtschaftsunternehmen stünden unter Druck und auch die Pharmaindustrie habe nur begrenzte wirtschaftliche Spielräume. Hier müssten diejenigen, die die Grenzen ziehen, auf die Konsequenzen achten und notfalls einschreiten, so Trümper. „Es darf nicht sein, dass wichtige Wirkstoffe für Arzneimittel weltweit nur an einer Stelle und dazu noch in Ländern produziert werden, in denen Kontrollen schwierig sind, ganz abgesehen vom politischen Risiko“.
Was Qualität und Fälschungen betrifft, so ärgert es Trümper, dass die Überwachungsbehörden die Phagro-Mitgliedsunternehmen in einigen Fällen „sehr pingelig“ prüfen, es aber nicht schaffen, die über 3000 anderen Inhaber von Großhandelserlaubnissen so zu überwachen, dass sie bei einzelnen Akteuren unsaubere Geschäftspraktiken verhindern können. Ihm missfällt ebenfalls, dass für den Großhandel offenbar andere Maßstäbe gelten als für den Versandhandel: Während die zuständigen Behörden mit dem Entzug der Großhandelserlaubnis drohen, wenn ein Auslieferungsfahrzeug nicht temperiert werde, blieben diejenigen, die Arzneimittel im Kurierfahrzeug per Versand verschicken, unbehelligt. Mit Blick auf die EU-Fälschungsschutzrichtlinie, die im Februar nächsten Jahres wirksam wird, appellierte Trümper an die Apotheken, möglichst rasch die Version 2 der MSV 3 Prozedur einzuführen. Nur diese unterstütze technische Anforderungen aus der Fälschungsschutzrichtlinie.
Nicht zuletzt warb Trümper für gegenseitiges Verständnis: Jeder in der Lieferkette von Arzneimitteln trage Verantwortung und wolle seinen Sicherstellungsauftrag im Sinne einer optimalen Patientenversorgung erfüllen. „Jeder steht aber auch unter wirtschaftlichem Druck und kann nicht für sich beanspruchen, nur mit dem Heiligenschein zu wandeln.“ Solange man die Marktpartner im Blick behalte und respektiere, sollte es möglich sein, das Geschäft sicher und mit hoher Qualität auszuführen.
BAH: Apotheken haben mehr Potenzial
Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), hatte sehr spezifische Botschaften an die Apotheken dabei. Seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung vor zwei Jahren hat sich der Verband bei der Forderung nach dem Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel stets an die Seite der Apotheker gestellt. Auch jetzt appellierte er an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, den entsprechenden Punkt des Koalitionsvertrags umzusetzen. Gleichpreisigkeit für verschreibungspflichtige Arzneimittel sei „absolut notwendig, damit für alle – Apotheken, Krankenkassen und Verbraucher – dieselben Rahmenbedingungen gelten“.
Wieczorek griff auch das Thema Honorar auf und warnte die Apotheker davor, ein Beratungshonorar als eigene Komponente in das Honorarsystem einzuführen. Damit würde die Tür zu einem neuen Geschäftsmodell für eine Dienstleistung geöffnet, die auch Marktteilnehmer außerhalb der Apotheke anbieten könnten. Doch die Beratung sei der Markenkern der Apotheke. Und so berge der Vorschlag für ein Beratungshonorar zumindest das Risiko, die Zukunft der Apotheken existentiell zu bedrohen. Der BAH hält es allerdings durchaus für denkbar, dass Apotheken in Zukunft mehr Kompetenzen bekommen. Das wurde schon kürzlich bei der BAH-Mitgliederversammlung deutlich. Wieczorek erklärt nun erneut, er würde gerne darüber diskutieren, dass Apotheken Grippeimpfungen übernehmen, Arzneimittel im Akutfall auch ohne Rezept ausgeben und bei einer gut eingestellten chronischen Erkrankung selbst Folgeverschreibungen vornehmen dürfen.
BPI: Apotheken sind unverzichtbare Partner der Patienten und der Industrie
Dr. Martin Zentgraf, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), betonte, dass er nicht daran glaubt, dass der Beruf des Apothekers und seine Offizin bald obsolet sein könnten. Das Gegenteil sei der Fall: „Echte menschliche Interaktion ist nichts, was Maschinen je ersetzen können. Umso mehr braucht es Apotheker.“ Sie seien unverzichtbar für die Beratung und Versorgung der Patienten, aber auch als Ansprech- und Kooperationspartner für die Hersteller. Dass schon drei Viertel der Hersteller und mittlerweile über 12.700 Apotheken am Fälschungsschutzsystem Securpharm teilnehmen, sei ein gutes Beispiel für die konstruktive Zusammenarbeit von Apotheken und Herstellern.
Zentgraf ging auf einige Baustellen im Bereich von OTC ein. Hier unterstrich er, dass die Apothekenpflicht dieser Arzneimittel nicht angetastet werden dürfe. Niemand könne wollen, dass Arzneimittel zukünftig im Supermarkt oder in der Tankstelle neben Schokoriegeln und Kaugummis landen. „Ohne fachkundige Beratung geht bei den sensiblen Produkten nichts, und deshalb gehören sie nirgendwo anders hin als in die Offizin.“
vfa: Gemeinsam gegen Importförderung
Auch Han Steutel, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), betonte, dass gerade Securpharm ein Projekt sei, bei dem Apotheken und Pharmaunternehmen „vorbildlich“ zusammenarbeiten. Ein weiteres Thema, bei dem man sich einig sei, ist die Abschaffung der Importförderklausel: „Sie bringt eigentlich heutzutage nichts mehr außer Bürokratie und Mehraufwand für die Apotheken und stellt dazu noch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.“ Er sei gespannt, wann der Gesetzgeber endlich die Gelegenheit ergreife, diese überflüssige Regulierung abzuschaffen.
Pro Generika: Architektur der Rabattverträge überdenken
Wolfgang Späth, Vorstandsvorsitzender von Pro Generika, ging auf die Causa Valsartan ein. Sie gehe weit über das hinaus, was man im Apothekenalltag im Hinblick auf Arzneimittelrückrufe und -engpässe bislang gekannt habe. Späth dankte den Apothekern, dass sie verunsicherten Patienten mit Rat beiseite standen und Zeit in die Suche nach Alternativen investiert haben. Die entscheidende Frage nach dem Fall Valsartan – wenn auch davon losgelöst – sei, wie man der unübersehbar eingetretenen Marktkonzentration von Wirkstoffherstellern und anderen zuliefernden Firmen entgegenwirken kann. Späth wies darauf hin, dass der überhöhte Kostendruck im Generikabereich auf allen Produktionsebenen zu einem Rückgang der Angebotsvielfalt geführt habe. Die eingetretene Oligopolisierung führe dazu, dass Ausfälle eines Anbieters nicht mehr adäquat durch andere aufgefangen werden könnten. Der Pro Generika-Chef sieht daher die Zeit gekommen, zumindest die Architektur der Rabattverträge in Deutschland zu überdenken. Sie müssten wirtschaftliche Anreize für die Nutzung unterschiedlicher Lieferketten beinhalten. Späth: „Warum sollen die Krankenkassen nicht den Auftrag bekommen, bei der Auswahl ihrer Rabattvertragspartner künftig sicherzustellen, dass mehr als ein einziger Wirkstoffhersteller in die Versorgung der Patienten eingebunden ist?“ Späth setzt nun auf die anstehende zweite Runde des Pharmadialogs. Dieser sei eine gute Plattform für diese Diskussion.
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