Metaanalyse

Schützt Vitamin D doch nicht die Knochen?

Berlin - 11.10.2018, 07:00 Uhr

Vitamin D schützt vor Osteoporose – wirklich und jeden? Eine aktuelle Metaanalyse kratzt am Image des Knochenvitamins. (c / Foto: imago)

Vitamin D schützt vor Osteoporose – wirklich und jeden? Eine aktuelle Metaanalyse kratzt am Image des Knochenvitamins. (c / Foto: imago)


Dass Vitamin D vor Osteoporose schützt, daran gab es bislang keine Zweifel. Einer aktuellen Metaanalyse zufolge jedoch, soll das „Knochenvitamin“ bei Erwachsenen weder die Knochendichte erhöhen noch Frakturen und Stürze vermeiden. Die Autoren fordern nun, die Leitlinien an die neuen Daten anzupassen.

Allergien, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Depressionen – glaubt man Supplementherstellern, schützen Vitamin-D-Tabletten vor vielfältigen Gesundheitsrisiken. Die Evidenz zu den nichtskeletalen Indikationen des Knochenvitamins ist allerdings überwiegend inkonklusiv. Kritiker warnen daher vor einem unbegründeten Vitamin-D-Hype.

Dagegen galt die Anwendung zur Osteoporoseprophylaxe bislang als unumstritten. Denn Colecalciferol fördert die Calciumresorption – soweit die Theorie. Doch spiegelt sich die Pharmakologie auch in der Klinik wider?

Keine Senkung von Fraktur- oder Sturzrisiko

Dieser Fragestellung ist eine neuseeländische Forschergruppe nachgegangen und hat dazu 81 randomisierte kontrollierte Studien zur Vitamin-D-Supplementation im Rahmen einer Metaanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse, die vergangene Woche im „Lancet Diabetes & Endocrinology“ veröffentlicht wurden, lassen Zweifel an der klassischen Indikation aufkommen.

Denn den Daten zufolge, die an insgesamt 53.537 erwachsenen Patienten erhoben wurden, schützen Vitamin-D-Tabletten überraschenderweise nicht vor Knochenbrüchen. Auch bezüglich des Sturzrisikos und der Knochendichte gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den jeweiligen Vitamin-D- und Placebogruppen in den Primärstudien. Diese Effekte waren konsistent in Dosierungen unterhalb sowie oberhalb 800 Internationalen Einheiten (I.E.) Colecalciferol.

Autoren fordern Leitlinienanpassung

Für die Wissenschaftler ist die Bilanz eindeutig – die Empfehlungen zur Vitamin-D-Supplementation in Leitlinien sollen aufgrund der neuen Erkenntnisse geändert werden. „Seit der letzten großen Überprüfung der Evidenz im Jahr 2014 wurden mehr als 30 randomisierte kontrollierte Studien zu Vitamin D und Knochengesundheit veröffentlicht, was die verfügbare Evidenzbasis fast verdoppelt hat. Unsere Metaanalyse zeigt, dass Vitamin D Frakturen, Stürze nicht verhindert, egal ob bei hoher oder niedriger Dosis“, erklärt Erstautor Mark Bolland von der University of Auckland in einer öffentlichen Meldung.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Blutwerte?

von Christina Del Prete am 11.10.2018 um 14:25 Uhr

Meta-Analysen sind ja zur Zeit modern, aber manchmal werden da einfach zu viele verschiedene Dinge miteinander verglichen, so dass im Endeffekt nichts Vernünftiges mehr rauskommt. Da muss man meiner Meinung immer nochmal genau hinschauen (also die einzelnen Studien ansehen), denn der Effekt von Vitamin D kann ein ganz anderer sein, je nachdem welchen Ausgangswert die Menschen hatte (Starker Mangel, Mangel oder keiner), welche Dosierung eingesetzt wurde (Babydosierung?) und welcher Blutspiegel jeweils erreicht wurde...
Es wäre schön, einen Kommentar von Herrn Gröber zu dieser Meta-Analyse lesen zu können.

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