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Aknefug EL geht außer Handel: Wird es den Akne-Patienten fehlen?

Stuttgart - 10.10.2018, 11:15 Uhr

Wann kommt topisches Erythromycin bei Akne zum Einsatz? (c / Foto: tammykayphoto / stock.adobe.com)

Wann kommt topisches Erythromycin bei Akne zum Einsatz? (c / Foto: tammykayphoto / stock.adobe.com)


Braucht man topisches Erythromycin überhaupt? 

Zur Behandlung der Akne gibt es keine aktuelle deutsche Leitlinie, die letzte galt von 2010 bis 2015. Dort wird der Therapiealgorithmus der Akne tabellarisch nach Schwergrad beschrieben: Topische Antibiotika kommen nur in Kombination mit einem Basistherapeutikum (topisches Retinoid oder Benzoylperoxid) zum Einsatz. „Eine topische Monotherapie mit Antibiotika wird nicht empfohlen.“ Nur bei leichter bis mittelschwerer Akne „zusammen mit beziehungsweise in fixen oder sequenziellen Kombinationen mit topischen Retinoiden, Benzoylperoxid oder Azelainsäure beziehungsweise bei mittelschweren Formen bei Frauen zusätzlich in Kombination mit systemischen hormonellen Antiandrogenen“, wird eine topische Therapie mit Antibiotika empfohlen. Sinnvoll erscheint deshalb auch die Aknemycin® Plus Lösung von Almirall, weil sie kombiniert Erythromycin und Tretinoin enthält.

Speziell mit der Akne im Erwachsenenalter hat sich auch ein Beitrag der DAZ 32/2016 beschäftigt. Demnach sollte man vor allem dann einen Dermatologen aufsuchen, wenn sich entzündliche und gegebenenfalls eitrige Läsionen über größere Hautareale ausdehnen. Bei milden Akneformen könnten hingegen Benzoylperoxid, Salicylsäure, Teebaumöl sowie orales Zink evidenzbasiert in der Selbstmedikation zum Einsatz kommen. Zur begleitenden Behandlung bei chronischen Akne-Formen ist auch Saccharomyces boulardii zugelassen. 

Antibiotika in der Akne-Therapie

Der Einsatz topischer oder systemischer Antibiotika sollte immer auf einen kurzen Zeitraum begrenzt werden. Ärzte sollten dabei an die Problematik der Antibiotikaresistenzen denken. Als antibakterielle Substanzen kommen bei Akne Tetracycline (Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin), Erythromycin, Clindamycin und das ausschließlich als topisches Arzneimittel verfügbare Nadifloxacin zum Einsatz. Orales Erythromycin ist der Behandlung der schweren Akne in der Schwangerschaft vorbehalten.

Im Februar 2016 wurde im Journal JAMA die Akne-Leitlinie der American Academy of Dermatology mit den „wichtigsten Empfehlungen“ zusammengefasst:

Die „wichtigsten Empfehlungen" bei Akne

  • Grundlegender Bestandteil der topischen Akne-Therapie: Topische Retinoide. Als Monotherapie bei komedonaler Akne oder in Kombination mit topischen oder oralen Antimikrobiotika bei Patienten mit gemischter oder primär entzündlicher Akne.
  • Benzoylperoxid ist eine wirksame topische Aknebehandlung.
  • Eine topische Antibiotikatherapie (zum Beispiel Clindamycin oder Erythromycin) wird nur in Kombination mit Benzoylperoxid empfohlen.
  • Die systemische Antibiotikatherapie wird zur Behandlung von mittelschwerer und schwerer entzündlicher Akne und Akne, die gegen topische Behandlungen resistent ist, empfohlen. (Auf die kürzestmögliche Dauer beschränkt, typischerweise drei Monate.) Eine begleitende und laufende topische Therapie mit Benzoylperoxid oder einem topischen Retinoid wird zur Erhaltung empfohlen.
  • Kombinierte orale Verhütungsmittel sind wirksam bei der Behandlung von entzündlicher Akne bei Mädchen und Frauen.
  • Orales Isotretinoin wird für die Behandlung von schwerer knötchenförmiger Akne, mäßiger hartnäckiger Akne oder Akne empfohlen, die Narbenbildung oder eine psychosoziale Belastung verursacht.

Einprozentiges Clindamycin als Lösung oder als Gel ist der US-amerikanischen Leitline zufolge das zu bevorzugende topische Antibiotikum in der Aknetherapie. Erythromycin sei aufgrund der Resistenzentwicklung weniger effektiv.

Diesen Empfehlungen zufolge dürfte Aknefug® EL in deutschen Apotheken nicht vermisst werden. Denn das empfohlene Clindamycin ist, wie empfohlen, in Apotheken kombiniert mit Benzoylperoxid in Duac® Akne Gel zu erhalten und ist ebenso zur topischen Behandlung der leichten bis mittelschweren Akne vulgaris indiziert, insbesondere mit entzündlichen Läsionen bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren.

Nicht immer braucht es bei Akne ein Arzneimittel

Die hohe Prävalenz der Acne vulgaris von über 80 Prozent bei Jugendlichen sollte nicht zu der Annahme verleiten, dass Akne nur eine normale Begleiterscheinung beim Erwachsenwerden ist. Dennoch verläuft sie bei 60 bis 70 Prozent der Betroffenen leicht und kann durch Kosmetika aus der Apotheke behandelt werden. Die richtige Pflege der zur Akne neigenden Haut kann zudem der Entstehung vorbeugen. Deshalb hat sich die DAZ 35/2018 den nichtpharmakologischen Optionen zur Akne-Behandlung gewidmet. Während sich der Artikel „‚Unreine‘ Haut ade“ mit der Hautpflege bei Akne beschäftigt, werden im Artikel „Gereinigt und geglättet“ Strategien wie die Lasertherapie oder chemisches Peeling beleuchtet, die bei Akne zum Einsatz kommen können, wenn eine topische oder systemische medikamentöse Behandlung versagt.

Darin wird aber auch erläutert, dass in vier ausgewerteten Studien sich kein Vorteil der Laser- und Lichttherapien gegenüber pharmakologischen Interventionen (Isotretinoin, Clindamycin, Benzoylperoxid, Kombination aus Clindamycin und Benzoylperoxid) ergab. Allerdings sei die methodische Qualität dieser Studien niedrig. Den Studienautoren zufolge sei ein Vorteil der nichtpharmakologischen Methoden, dass sie relativ sicher sind, während die pharmakologischen Methoden teils hohe Nebenwirkungsraten besitzen (orales Isotretinoin) oder das Risiko für Antibiotikaresistenzen erhöhen können.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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