Lagebericht auf dem Apothekertag

ABDA-Präsident attackiert die Kassen und lässt das Rx-Versandverbot aus

München - 10.10.2018, 15:25 Uhr

Friedemann Schmidt zeigte sich zur DAT-Eröffnung angriffslustig. (Foto: Schelbert)

Friedemann Schmidt zeigte sich zur DAT-Eröffnung angriffslustig. (Foto: Schelbert)


Genervt vom GKV-Spitzenverband

Als nächstes nahm sich der ABDA-Präsident den GKV-Spitzenverband vor. Von diesem sei man „ganz besonders genervt“. Anstatt sich auf dem Höhepunkt der Valsartan-Krise hinter die Apotheker zu stellen und zu erklären, dass die Versicherten für ihr neues Arzneimittel wenigstens nicht noch ein zweites Mal ihre Zuzahlung bezahlen müssen, habe man ausgerechnet zu gleicher Zeit ein apothekenpolitisches Papier in die Welt gesetzt und darin vorgeschlagen „vielen von uns die Läden zuzumachen“. Dieses Verhalten sei „an Frechheit eigentlich nicht zu überbieten“. Da der GKV-Spitzenverband von der Politik immer wieder den Mut zu Strukturveränderungen fordere, „sollte die Politik vielleicht tatsächlich den Mut haben, damit bei diesem Verband anzufangen.“

Auch an die Politik und Bundesgesundheitsminister Spahn richtete Schmidt deutliche Worte: Er hoffe, dass die Politik aus den Krisen dieses Sommers gelernt habe, dass im Gesundheitswesen Sicherheit immer vor Bequemlichkeit und manchmal auch vor Sparsamkeit gehen muss. Das Fundament der sicheren Arzneimittelversorgung, die Apotheken vor Ort, müsse gestärkt und nicht weiter geschwächt werden. Man erwarte, dass ausländische Apotheken, Großhandels- und Versandunternehmen, die sich an der deutschen Arzneimittelversorgung beteiligen wollen, sich auch an die deutschen Preisvorschriften und Sicherheits- und Qualitätsanforderungen halten müssen. Die Einhaltung dieser Vorschriften müssten „mit der gleichen Intensität überwacht, durchgesetzt und Verstöße ebenso bestraft werden“, wie das für deutsche Apotheken der Fall sei. Denn: „Recht, das nicht überwacht und durchgesetzt wird, ist kein Recht, sondern bleibt eine Absichtserklärung!“

Bei all den klaren Worten und scharfen Formulierungen gab es aber auch einiges, über das Schmidt in diesem Jahr nicht sprach: Das Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimittel wurde mit keinem Wort erwähnt, auch andere konkrete Forderungen an den Bundesgesundheitsminister, der sich bei Schmidts Rede im Publikum befand, kamen nicht vor.

 



Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker / Herausgeber / Geschäftsführer
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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