Wie sich die Anbieter unterscheiden

Diese HIV-Selbsttests gibt es ab Oktober

Stuttgart - 28.09.2018, 17:40 Uhr

Ratiopharm vertreibt seinen HIV-Selbsttest ab Oktober in Deutschland apothekenexklusiv. Aber es gibt auch andere Anbieter. (s / Foto: obs/Teva GmbH/Pyrus Werbeagentur Ulm)

Ratiopharm vertreibt seinen HIV-Selbsttest ab Oktober in Deutschland apothekenexklusiv. Aber es gibt auch andere Anbieter. (s / Foto: obs/Teva GmbH/Pyrus Werbeagentur Ulm)


Der Weg ist frei für HIV-Selbsttests für jedermann. Der Bundesrat hatte am vergangenen Freitag einer entsprechenden Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung zugestimmt. Die MPAV-Änderung wurde am heutigen Freitag im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und tritt damit am morgigen Samstag in Kraft. Pünktlich dazu geht eine Informationsseite des Paul-Ehrlich-Instituts online. Und für Oktober sind die ersten HIV-Selbsttests bereits in der Lauer-Taxe gelistet. DAZ.online hat sie sich angeschaut.

Ab Oktober gibt es die ersten HIV-Selbsttests für jedermann zu erwerben. Auch wenn keine Apothekenpflicht besteht, wird es trotzdem HIV-Selbsttests in Apotheken geben. Ratiopharm vertreibt seinen Test sogar apothekenexklusiv. Wer bei der Produktauswahl Hilfestellung benötigt, der findet ab morgen auf einer extra eingerichteten Homepage des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) entsprechende Informationen und weitere Antworten auf wichtige Fragen sowie Anwendervideos. DAZ.online wollte heute schon wissen, was auf die Apotheken zukommt und hat sich bei den Anbietern umgeschaut (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).

Das Wichtigste vorweg

Wer bei sich eine HIV-Infektion vermutet, sollte, wenn der Risikokontakt innerhalb der vergangenen Stunden erfolgt ist, sofort eine Notaufnahme aufsuchen, um sich hinsichtlich einer Postexpositionsprophylaxe (PEP) beraten zu lassen. Liegt der Risikokontakt oder die HIV-Exposition mehr als 48 Stunden zurück, ist es für eine PEP zu spät. 

Die Deutsche Aids-Hilfe betont, dass, wer einen Selbsttest durchführen wolle, sich vorher gut über die geeigneten Fabrikate informieren soll. So sollten nur Tests angewendet werden, die

  • das CE-Prüfzeichen tragen,
  • für Laien konzipiert und
  • in Europa zugelassen sind.
  • Die Sensitivität sollte annähernd 100 Prozent betragen.

Sind diese vier Punkte erfüllt, kommt es vor allem auf die richtige Durchführung des Tests an – und auf die anschließende Interpretation des Ergebnisses. So kann erst zwölf Wochen nach einer möglichen Übertragung ein negatives Testergebnis (also kein HIV) als zuverlässig bewertet werden. Gleichzeitig kann es auch zu falsch positiven Ergebnissen (HIV) kommen, sodass ein positiver Selbsttest durch einen weiteren Labortest – beispielsweise beim Arzt – bestätigt werden muss. Die Aids-Hilfe hilft gerne bei der Beratung.

Bevor HIV-Selbsttests in Deutschland frei zu erwerben waren, empfahl die Deutsche Aids-Hilfe schon den „Autotest VIH“ aus Frankreich. Er verfüge über eine leicht verständliche deutschsprachige Anleitung und besitzt eine europäische Zulassung. Der Exacto-Selbsttest kommt ebenfalls aus Frankreich und wurde im April 2018 in der EU zugelassen. Nicht ganz so einfach anzuwenden, aber ebenfalls sehr zuverlässig, sei der Insti HIV-Selbsttest, der in den Niederlanden in Apotheken erhältlich ist. Zudem sei er sehr schnell: Das Ergebnis liegt bereits nach einer Minute vor. Die französischen Tests brauchen 15 Minuten. Die Kosten von Selbsttests beliefen sich bei Bestellungen aus dem Internet laut Deutscher Aids-Hilfe auf 20 bis 50 Euro.

Außerdem sollten nur Tests auf Basis von Blutproben (nicht Urin oder Speichel) zum Einsatz kommen. Die Konzentration der HIV-Antikörper ist im Blut nämlich am höchsten.

PEP und PREP: Vorsicht bei falsch negativem Ergebnis

Präexpositionsprophylaxe (PREP) und Postexpositionsprophylaxe (PEP) können nicht zu 100 Prozent vor einer HIV-Infektion schützen. Gleichzeitig können sie aber dafür sorgen, dass ein HIV-Selbsttest falsch negativ ausfällt. Patienten, die PREP oder PEP anwenden, sollten deshalb zum Beispiel beim Arzt oder beim Gesundheitsamt einen Test machen lassen.

Wer sollte sich testen? Jeder, der zweifelt!

Wer denkt, dass die Möglichkeit besteht, er könnte sich mit HIV infiziert haben, der sollte auch einen Test machen, empfiehlt die Deutsche Aids-Hilfe. Menschen mit einem statistisch erhöhten HIV-Risiko rät sie zudem zu einem jährlichen Routine-Check. Wird HIV rechtzeitig erkannt und behandelt, hat man in Deutschland eine fast normale Lebenserwartung.  



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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