Zweiter Stada-Rückruf

Valsartan: Wie ein kluges Konzept zur Kreuzkontamination mit NDMA führte

Stuttgart - 27.09.2018, 16:15 Uhr

„Besenrein“ – auch wenn diese Art der Reinigung bei der
Kampagnenherstellung GMP-konform ist, reichte sie im Fall des mit NDMA verunreinigten
Valsartans nicht aus. ( r / Symbolbild, Foto: Anthony Hall  / stock.adobe.com)

„Besenrein“ – auch wenn diese Art der Reinigung bei der Kampagnenherstellung GMP-konform ist, reichte sie im Fall des mit NDMA verunreinigten Valsartans nicht aus. ( r / Symbolbild, Foto: Anthony Hall  / stock.adobe.com)


Wenn die Maschinen nur „besenrein“ sind

Wenn die Herstellung auf den Wirkstoff eines anderen Herstellers umgestellt wird, erfolgt laut Stada zuvor eine „Trockenreinigung der Maschinen“. Dieses Vorgehen sei GMP-konform (Good Manufacturing Practice). DAZ.online wollte von Stada wissen, wie man sich eine solche Trockenreinigung vorstellen muss: „Hier wird das Vorprodukt besenrein entfernt“, erläutert Stada und weiter: „Im Rahmen von Kampagnenfertigungen (mehrere Chargen des gleichen Produkts in zeitlicher direkter Folge) kann eine sogenannte Zwischenreinigung erfolgen. In diesem Fall spricht man von Trockenreinigung.“

Definition der Kampagnenproduktion nach GMP-Leitfaden

„Nacheinander erfolgende Herstellung einer Reihe von Chargen desselben Produkts innerhalb eines bestimmten Zeitraums mit nachfolgender strikter Einhaltung der zugelassenen Kontrollmaßnahmen vor dem Wechsel auf ein anderes Produkt. Die Produkte werden nicht gleichzeitig hergestellt, können aber mit derselben Ausrüstung hergestellt werden. [EU-GMP-Leitfaden, Anhang 2]“ Quelle der deutschen Übesetzung: www.eu-gmp-leitfaden.de

Verschleppte Verunreinigungen – ein neues Phänomen?

So gelangten laut Stada also Spuren des mit NDMA verunreinigten Valsartans von Zhejiang Huahai in die Produkte, die mit dem Valsartan eines anderen Wirkstoff-Herstellers produziert wurden. Hätte Stada sich dieser Problematik nicht früher bewusst werden können? Stada meint dazu: „Dass Verunreinigungen im Produktionsprozess verschleppt werden ist insofern ein neues Phänomen, weil bisher keine Wirkstoffe in dieser Form verunreinigt waren.“ Eine sogenannte Kampagnenfertigung sei allerdings durchaus üblich und GMP-konform. „Maßnahmen zur künftigen Vermeidung etwaiger Verschleppung in Kampagnenfertigungen wurden getroffen.“ Ob diese Maßnahmen künftig auch andere Firmen ergreifen müssen, blieb unbeantwortet.

Besteht die Gefahr weiterer Verunreinigungen?

Auf die Frage, woran Stada festmachen kann, dass das Valsartan des anderen Wirkstoffherstellers sicher ist und ob Stada die Synthese und etwaige Unterschiede bekannt seien, wurde lediglich wie folgt Stellung genommen: „Der Valsartan-Wirkstoff wurde mit einer validierten Prüfmethode auf Abwesenheit der NDMA Verunreinigung geprüft.“ Die neu vorgefundene Verunreinigung sei ausschließlich auf den Wirkstoff von Zhejiang Huahai zurückzuführen. Weitere Verunreinigungsquellen erscheinen also ausgeschlossen. Doch neben NDMA wurde mittlerweile auch NDEA in Valsartan und Losartan entdeckt. Kann Stada auch weitere NDEA-Verunreinigungen ausschließen? Noch nicht ganz, wie es scheint: „Die potentielle NDEA-Verunreinigung des Huahai Wirkstoffs wurde erst kürzlich bekannt. Ein Kontrollkonzept zur Prüfung ist etabliert.“    



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Schlamperei

von Kommentator am 28.09.2018 um 12:43 Uhr

Endlose Schlampereien unter dem Deckmantel von "GMP-Konformität". Aber, was soll man in diesem verwahrlosten Land auch anderes erwarten.

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