BAH-Diskussionsrunde

Impfende Apotheker, Folgerezepte, Notfallversorgung – Kritik an der ABDA

Berlin - 27.09.2018, 14:00 Uhr

Impfungen, Folgerezepte und Notfallmedikamente in der Apotheke? Darüber diskutierten Hermann Kortland (BAH), Karin Maag (CDU), Thomas Müller (BMG), Johann Magnus von Stackelberg (GKV-SV), Kordula Schulz-Asche (Grüne) und Dr. Ralf Mayr-Stein (BAH). (m / Foto: BAH)

Impfungen, Folgerezepte und Notfallmedikamente in der Apotheke? Darüber diskutierten Hermann Kortland (BAH), Karin Maag (CDU), Thomas Müller (BMG), Johann Magnus von Stackelberg (GKV-SV), Kordula Schulz-Asche (Grüne) und Dr. Ralf Mayr-Stein (BAH). (m / Foto: BAH)


ABDA will das Impfen nicht lobbyieren

Die ABDA selbst hat sich erst kürzlich zum Impfen in der Apotheke geäußert. Im Juni 2018 wies sie Teile eines Antrages zurück, den die Apotheker auf der Hauptversammlung des Deutschen Apothekertages 2017 beschlossen hatten. „Nach eingehender inhaltlicher Beratung im Geschäftsführenden Vorstand der ABDA, der sich zum zuständigen Ausschuss erklärt hat, und einem Treffen mit dem Antragsteller wurde im Einvernehmen mit dem Antragsteller beschlossen, die Durchführung von Impfungen in der Apotheke momentan nicht zu lobbyieren, aber Aktionen, die der Impfaufklärung dienen, voll zu unterstützen“, hieß es damals.

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Aber selbst von Stackelberg, der beim GKV-Spitzenverband bald ausscheidet, fand die besprochenen Ideen durchaus sinnvoll. „Wir haben toll ausgebildete Apotheker, die aber den Ruf haben, nur Packungen über den Tresen zu reichen. Gleichzeitig reden wir über einen Ärztemangel bei steigenden Fallzahlen in den Praxen. Es wäre durchaus richtig, darüber nachzudenken, dass man nicht alles auf den Arzt konzentriert.“ Denkbar sei beispielsweise, dass das erste Folgerezept in der Apotheke ausgestellt werde, das zweite aber wieder in der Praxis. Grundsätzlich sah aber auch er große Probleme bei der Haftungsfrage. Außerdem unterstellte er den Apothekern indirekt, dass sie sich mit solchen Geschäftsmodellen bereichern könnten: „Wenn die Apotheker das vehement fördern würden, könnte man auf die Idee kommen, dass sie sich Nebengeschäfte aufbauen wollen.“

Die Grünen-Politikerin Kordula-Schulz Asche steht schon seit längerer Zeit dafür ein, dass der Apotheker mehr Versorgungskompetenz bekommt. Nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung hatte sie beispielsweise mehrfach vorgeschlagen, neue Beratungshonorare an die Apotheker zu zahlen und die Apotheker intensiver ins Medikationsmanagement einzubinden. Am heutigen Donnerstag erklärte Schulz-Asche, dass sie insbesondere Impfungen in der Apotheke begrüßen würde, weil die Hürde zum Impfen heutzutage viel zu groß und „kompliziert“ sei.

BMG-Abteilungsleiter Müller: Apotheker soll kein Mini-Arzt werden

BMG-Abteilungsleiter Thomas Müller, der übrigens selbst auch Apotheker ist, blieb bei dem Thema vage, zeigte aber auch, dass man im BMG über solche Versorgungsmodelle bereits nachgedacht habe. Grundsätzlich sei es sinnvoll, in die „Kooperation zwischen Arzt und Apotheker“ zu investieren. Dass der Apotheker ein „Mini-Arzt“ wird, das sehe er aber skeptisch. Grundsätzlich sei er dafür, dass man OTC-Switches am Arzneimittel festmache, also einzelne Wirkstoffe in die Apotheke entlasse.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Tätigkeiten

von Dr.Diefenbach am 27.09.2018 um 18:02 Uhr

DA bin ich aber mal gespannt,falls das alles so zutrifft,WIE derlei beim Apotag debattiert wird.Denn wenn man uns das echt offeriert,unter allen Vorbehalten,und es wird NEIN gesagt,dann ist doch auch jede Diskussion über unsere Relevanz in der Praxis mit Fragezeichen behaftet.Ich verstehe das nicht.Die KollegInnen hierzulande haben doch keine anderen Hände als in anderen Ländern,wo zB die Impfdiskussion gar nicht mehr existiert,wo auch FOLGEREZEPTE ein Beitrag sind.Alle diese Positionen werden,wie auch immer,von Kettenverbänden installiert werden.Wenn es natürlich erst in 2030 zur Sprache kommt,dann ist es zu spät.AM RANDE gehört:Angeblich plant die ABDA jetzt eine Datenbank über Lieferengpässe.Das sage ich nur weil auch hier zeitversetzt etwas in Gang kommen könnte,was uns seit JAHREN!!!! beschäftigt und lange bloss belächelt wurde.Irgendwie drehen sich Zeiträder bei Pharmazeuten vielfach anders als in der Restwelt.....

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Um Eines klarzustellen,

von Christiane Patzelt am 27.09.2018 um 14:22 Uhr

die ABDA tut bei Gelegenheit so, als würde sie die Mehrheit der Apotheker vertreten - dem ist mitnichten so!

Ich wurde von der ABDA nicht befragt, ob ich das Impfen möchte, wie kann sie sich erdreisten, eine Meinung kundzutun, die sie vorher gar nicht erfragt hat?

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