Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

23.09.2018, 08:00 Uhr

Es geschehen noch Wunder: Unsere Berufsvertretung fragt uns mal, wie' s uns eigentlich geht! ( r / Foto: Andi Dalferth)

Es geschehen noch Wunder: Unsere Berufsvertretung fragt uns mal, wie' s uns eigentlich geht! ( r / Foto: Andi Dalferth)


21. September 2018 

Unsere ABDA, sie fragt uns Apothekers! Endlich. Unsere Berufsvertretung will endlich, endlich eigene Daten zum Apothekenmarkt erheben. Ein Datenpanel soll aufgebaut werden. Mit Online-Umfragen unter allen Apotheken will man verlässliche Zahlen zur tatsächlichen wirtschaftlichen Lage der Apotheken generieren, Zahlen, die für die politische Arbeit, für Vertragsverhandlungen, für die interne Meinungsbildung und die Öffentlichkeitsarbeit ausgewertet werden sollen. Was treibt die ABDA dazu an? Bisher trauten weder Politik noch Krankenkassen den von der ABDA vorgelegten Zahlen. Das gipfelte darin, dass das Bundeswirtschaftsministerium bei der Agentur 2hm das Honorargutachten in Auftrag gab – was dabei herauskam, ist bekannt. Vermutlich trug das nicht unwesentlich dazu bei, unsere Berufsvertretung zu motivieren, endlich eigene Zahlen zu sammeln. Ab 1. Oktober soll die Befragung zwei Monate lang laufen. Jede Apotheke sollte mitmachen, je mehr, desto besser. Die Befragung soll nur 25 Minuten dauern, als kleine Aufwandsentschädigung gibt es sogar noch 45 Euro für den Apotheker. Ausgewertet werden die Daten vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, das sich mit solchen Panels auskennt. Alle Angaben werden „streng vertraulich“ behandelt, pseudonymisiert und aggregiert, eine Rückverfolgung auf einzelne Teilnehmer ist nicht möglich. Die ABDA lässt sich die Datenerhebung was kosten, 2019 sollen beispielsweise insgesamt 330.000 Euro in das Datenpanel fließen. Mein liebes Tagebuch, gut angelegtes Geld, wenn es dann wirklich zu einer besseren Datengrundlage führt. Ob das Panel ins Leben gerufen worden wäre, wenn es kein 2hm-Honorargutachten gegeben hätte? Manchmal muss erst was passieren…


Die Monopolkommission, ach ja, die Monopolkommission. Man hat den Eindruck, diese Kommission ist nicht dazu da, Monopole zu verhindern, sondern zu provozieren – indem sie z. B. das Apothekenhonorar gerne deregulieren würde mit der Folge, dass dann ein uferloser Wettbewerb entsteht. Die Folgen: Kleine, aber für die flächendeckende Versorgung wichtige Apotheken, die dem Wettbewerb nicht standhielten, würden verschwinden, große Apotheken würden immer größer. Mein liebes Tagebuch, ist es Sinn und Zweck einer Monopolkommission, solche Entwicklungen zu forcieren? Ganz zu schweigen davon, dass der Apothekenmarkt nicht mit anderen Märkten vergleichbar ist, weil Apotheken z. B. einen Versorgungsauftrag zu erfüllen haben. Im Juli hat die Kommission ihr Hauptgutachten veröffentlicht. Nach Aufforderung von der Bundesregierung zur Stellungnahme hat die ABDA nun schriftlich Position bezogen: Sie hat gute Argumente zusammengetragen, warum der von der Kommission befürwortete „sanfte Preiswettbewerb“ ein Irrweg ist. Unter „sanftem Preiswettbewerb“ versteht die Monopolkommission z. B., dass Apotheken eine Servicepauschale festlegen, die die Zuzahlung ersetzt. Ländliche Apotheken mit weniger Konkurrenz sollten sich durch höhere Pauschalen finanzieren – mein liebes Tagebuch, die Monopolkommission geht dabei davon aus, dass die Landbevölkerung so naiv ist und höhere Preise akzeptiert, um sich weite Wege in günstigere Stadtapos zu ersparen. Welch ein verrückter Ansatz, oder? Wie kann man in der heutigen Zeit von Amazon, Mobilität und Versandhandel auf ein Modell setzen, das davon ausgeht, auf dem Land höhere Preise durchsetzen zu können? Die ABDA jedenfalls macht mit einer Reihe von guten Argumenten klar, warum sie den sanften Preiswettbewerb für einen Fehlschluss hält. Sie weist auch darauf hin, dass die Kommission den Versorgungsauftrag nicht hinreichend berücksichtigt und sie hält der Kommission eine Publikation des früheren Vorsitzenden der Kommission, Professor Haucap vor Augen, in der dieser deutliche Vorteile fester Preise in regulierten Märkten festgestellt hatte. Mein liebes Tagebuch, besonders bemerkenswert: Die ABDA äußert in ihrer Stellungnahme sogar Kritik am 2hm-Honorargutachten – und das will was heißen! Denn bisher hatte sie bekanntlich vorgezogen, darüber zu schweigen. Aber da die Kommission sich aufs  Gutachten bezieht und sich dabei inkonsistent verhält, lässt das der ABDA dann doch keine Ruhe.

Übrigens, mein liebes Tagebuch, auch der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller verteidigt in seiner Stellungnahme die derzeitigen Regulierungen in der Arzneimittelpreisverordnung. Er bringt es auf den Punkt: Würden diese Regulierungen gelockert, wären „eine geringere Apothekendichte, ein steigender Konzentrationsprozess, eine sinkende Angebotsvielfalt sowie eine sozialrechtlich mehr als fragwürdig zu betrachtende Benachteiligung der Landbevölkerung“ zu erwarten“. Das sollte doch auch eine Monopolkommission verstehen. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Vivy

von Thomas Beck am 23.09.2018 um 15:40 Uhr

"Hinter dem für Patienten kostenlosen App-Angebot stehen 14 Krankenkassen, z. B. auch die DAZ und IKK."

Wir sind für einmal hoffnungsfroh: es war vielleicht doch die DAK und nicht die DAZ!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Vivy

von Peter Ditzel am 23.09.2018 um 16:22 Uhr

Vielen Dank für den Hinweis auf den Tippfehler. Muss natürlich DAK heißen. Hab ich sofort korrigiert!

zu Herrn Ströh

von Dr.Diefenbach am 23.09.2018 um 12:38 Uhr

....war vor vielen Jahren alles mal angedacht,von der Steuerberatung über Bestellplattform bis zur Logistikplanung.Es scheiterte mW nach an der humanen Interaktion einzelner Männer.AUCH deswegen machen uns Kaufleute nun vor wie Apotheke geht.So verfestigt sich das doch zur Zeit in den Köpfen vieler Entscheider.Ach was bin ich gespannt auf die Einstimmigkeiten beim Apotag......

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Sie kamen in weiß,und sie kamen zu spät!

von Ulrich Ströh am 23.09.2018 um 8:58 Uhr

Amazon und Zur Rose stehen vor der Tür und werden
bald ,ohne anzuklopfen ,eintreten.

Und was machen wir?
Rezept direkt, Deine Apotheke, Linda24/7 und,und...
Alles gut gemeint,aber alle diese Angebote werden zukünftig nur niedlich bleiben.
Marktbedeutung erlangt keiner.

Jedes weitere Angebot wird weiteres Geld in der Entwicklung verbrennen.

Warum nicht endlich eine medienstarke Bestellplattform für alle Präsenzapotheken entwickeln ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Sie kamen in weiß,und sie kamen zu spä

von Conny am 23.09.2018 um 9:19 Uhr

Noweda ?

AW: Sie kamen in weiß,und sie kamen zu spä

von Ulrich Ströh am 23.09.2018 um 10:13 Uhr

Ob nun Noweda oder ein anderer....

Wichtig ist,dass wir in Sachen Bestellplattform endlich bundesligareif werden!

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