Notdienste gefährdet

Landapotheken in Österreich kämpfen mit Arbeitszeitregelungen

Remagen - 19.09.2018, 17:50 Uhr

Neue Arbeitszeitregelungen stellen die Besitzer von Landapotheken in Österreich vor große Herausforderungen. Es geht um die Besetzung der Nachtdienste. ( r / Foto: Imago)

Neue Arbeitszeitregelungen stellen die Besitzer von Landapotheken in Österreich vor große Herausforderungen. Es geht um die Besetzung der Nachtdienste. ( r / Foto: Imago)


Neue Notdienstregelung muss her

Die Zeit läuft, und nun suchen die Apotheken in Hollabrunn einen Ausweg. „Noch haben wir bei den Arbeitszeiten eine Übergangsregelung. Aber spätestens Ende 2019 brauchen wir eine Lösung“, erklärt der Präsident der Landesgeschäftsstelle Niederösterreich der Österreichischen Apothekerkammer Peter Gonda gegenüber „kurier.at“. „Wir müssen eine neue Turnus-Lösung auf den Weg bringen, denn bei Übertretungen gibt es massive Strafen.“ Wie diese Lösung aussieht, sei aber noch völlig unklar. 

Nach Auskunft der Apothekerkammer laufe aktuell eine Datenerhebung, berichtet das Portal weiter. Sie soll zeigen, wie viele Kunden zu welcher Uhrzeit auf die Dienste der Apotheken angewiesen sind. Nachts sei die Nachfrage am Land aus Erfahrung kaum vorhanden. Eine Rolle spielten bei der Erhebung auch die Ordinationszeiten der angesiedelten Ärzte. Die Öffnungszeiten der Apotheken sollen entsprechend angepasst werden.

Auch eine Rufbereitschaft wäre möglich

Im schlimmsten Fall könnte das für die Bevölkerung bedeuten, dass sie bei einem Notfall in der Nacht oder am Wochenende ins Auto steigen und bis zu 15 Kilometer fahren müssten, so wird befürchtet. Das sei laut Gesetzgeber zumutbar. Knapp in besagtem Radius des Beispiels Hollabrunn befänden sich zwei weitere Apotheken, auf deren Schultern die Notdienste dann eventuell mit verteilt werden könnten. Im Nachbarbezirk Horn sie ein solche Regelung bereits Realität. Als weitere Möglichkeit werde eine Ruferreichbarkeit in Betracht gezogen. Hierbei müsse der Kunde bis zu 20 Minuten lang warten muss, bis der Apotheker vor Ort sei.

Jede Apotheke kommt mehrmals im Monat dran

Nach den aktuellen Zahlen der Österreichischen Apothekerkammer gibt es im Alpenland derzeit rund 1.360 öffentliche Apotheken sowie 29 Filialapotheken. Von den 5.867 Apothekern (Stand 31.12.2017), die dort beschäftigt sind, sind etwa drei Viertel Angestellte. Durchschnittlich sind rund vier Apotheker in einer Apotheke tätig. Jede hat durchschnittlich 49 Stunden pro Woche geöffnet. Der Volldienst angestellter Apotheker beträgt 40 Stunden pro Woche, aber viele arbeiten in Teilzeit. Jede Nacht sowie an Wochenenden und Feiertagen leisten etwa 265 Apotheken in Österreich Bereitschaftsdienst. Jede kommt mehrmals im Monat dran. In kleineren Gemeinden müssen die Apotheken vor Ort mitunter jede Nacht erreichbar sein.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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