Internationaler Tag der Patientensicherheit

Mit digitalen Werkzeugen zu mehr Patientensicherheit

Berlin - 17.09.2018, 13:45 Uhr

Tag der Patientensicherheit: Die Digitalisierung kann eine Chance für den Ausbau der Patientensicherheit sein, meint das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS). Auch Apotheken können dazu beitragen. (b / Foto: Imago)

Tag der Patientensicherheit: Die Digitalisierung kann eine Chance für den Ausbau der Patientensicherheit sein, meint das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS). Auch Apotheken können dazu beitragen. (b / Foto: Imago)


Digitalisierung ist eine Chance für den weiteren Ausbau der Patientensicherheit – davon ist Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, überzeugt. Wenn erst einmal Arztpraxen, Kliniken und Apotheken miteinander vernetzt sind, könne nicht zuletzt auch die Arzneimittelsicherheit deutlich erhöht werden. Auch in den Vor-Ort-Apotheken werden digitale Werkzeuge seit geraumer Zeit genutzt, um die Patientensicherheit zu verbessern.

Am heutigen Montag ist Internationaler Tag der Patientensicherheit. In diesem Jahr steht das Thema „Digitalisierung und Patientensicherheit“ im Mittelpunkt. Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS), das den Aktionstag 2015 ins Leben gerufen hat, erklärt: „Wir haben dieses Mal das Thema Digitalisierung aufgegriffen, weil wir überzeugt sind, dass die Chancen, die sich daraus für die Patientensicherheit ergeben, noch lange nicht umrissen oder gar umgesetzt sind“. Gerade im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit gebe es noch viele ungeahnte Möglichkeiten: von IT-Lösungen zum Schutz vor gefälschten Arzneimitteln bis hin zum elektronischen Medikationsplan.

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Digitalisierung

François-Kettner betonte bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Aktionstages, dass Patientensicherheit „kein Thema für Sonntagsreden“ bleiben dürfe, sondern jeden Tag neu gelebt werde müsse. Es gelte, eine Sicherheitskultur zu schaffen. Jeder Akteur im Gesundheitswesen müsse die Patientensicherheit in seiner täglichen Arbeit fest verankern. Auch Apotheken spielen hier eine zentrale Rolle – erst recht, wenn es mit der Digitalisierung voran geht. Ausdrücklich begrüßt das APS, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Schwerpunkt auf die Digitalisierung setzt. Nun bleibt zu hoffen, dass das zweite E-Health-Gesetz in Kürze kommt, die Telematikinfrastruktur, die die Institutionen im Gesundheitswesen vernetzen soll, in absehbarer Zeit steht und sich alle Beteiligten dieser möglichst rasch anschließen. Welche Vorteile beispielsweise der elektronische Medikationsplan bringen kann, liegt für François-Kettner auf der Hand. Mithilfe entsprechender Software könnten gefährliche Wirkstoffkombinationen oder inadäquate Medikationen erkannt werden. Und das würde schon viel bringen, betont die APS-Vorsitzende. Denn fast 40 Prozent der Krankenhauseinweisungen seien auf Arzneimittelprobleme zurückzuführen.

AMTS stärken mit Unit-Dose-Systemen

Dr. Ruth Hecker, stellvertretende APS-Vorsitzende und Ärztin am Universitätsklinikum Essen, stellte das Digitalisierung-Projekt zur Stärkung der Patientensicherheit in ihrem Haus vor: Anfang 2019 soll die elektronische Patientenakte in allen Abteilungen eingeführt sein. Damit stünden den Behandlungsteams zu jeder Zeit alle Patienteninformationen zur Verfügung. Zugleich ließen sich Probleme wie unlesbare Medikamentenanordnungen oder eine nicht zu findende Patientenakte vermeiden. Im Projekt „Smart Hospital“ soll außerdem die Arzneimitteltherapiesicherheit durch das Unit-Dose-System gestärkt werden. Das funktioniert folgendermaßen: Eine elektronische ärztliche Verordnung wird an den zuständigen Klinikapotheker per Datenübertragung weitergeleitet, dann werden die Arzneimittel im Unit-Dose-System, also vollautomatisch und patientenspezifisch, zusammengestellt und verblistert. Die zugeteilten Arzneien werden dann an die Stationen weitergeleitet, wo eine elektronische Dokumentation der angewendeten Arzneimittel stattfindet. Hecker ist überzeugt: Wenn die Arzneimittel nicht mehr von den Pflegekräfte gestellt werden, sondern direkt von der Apotheke dosiert werden, wird dies die Patientensicherheit deutlich erhöhen.

Die Patienten wollen die Digitalisierung

Dem Aktionsbündnis ist auch bewusst, dass die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht nur Vorteile, sondern auch Risiken birgt. „Wenn die Medikamentendosis für einen Patienten beispielsweise falsch berechnet wurde oder Persönlichkeitsrechte nicht ernst genug genommen werden, kann das zu ernsthaften Problemen führen“, sagt Hardy Müller, Geschäftsführer des APS. Daher sieht es das Aktionsbündnis auch als seine Aufgabe, die Digitalisierung kritisch zu begleiten – damit sie am Ende doch segensreich sein kann. Zu bedenken ist laut Ruth Hecker auch: Die Patienten wollen die Digitalisierung.

Ein Kernstück des heutigen Aktionstages sind kostenlose Informationsbroschüren. Neben dem bereits bekannten Patientenratgeber, der erklärt, was bei einem Verdacht auf Behandlungsfehler zu tun ist, gibt es nun auch eine an Patienten gerichtete Handlungsempfehlung und eine Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps. Eine weitere Handlungsempfehlung zum Thema Digitalisierung und Patientensicherheit unter dem Blickwinkel des Risikomanagements richtet sich an alle in der Gesundheitsversorgung tätigen Berufsgruppen. Laut François-Kettner ist das Interesse an den Broschüren groß, es wurden mehr bestellt als erwartet. Ausdrücklich dankte François-Kettner in diesem Zusammenhang auch den Apotheken, die mit dafür sorgen, dass die Informationen verbreitet werden.

Vor-Ort-Apotheke: Kernkompetenz Medikamentensicherheit

Auch in vor-Ort Apotheken werden digitale Werkzeuge zur Verbesserung der Patientensicherheit wie etwa Datenbanken für Medikations-Checks seit längerem intensiv genutzt. Darauf machen Apotheker im Oberbergischen Kreis in dieser Woche aufmerksam. „In der Aktionswoche werden wir unsere Patienten verstärkt über zentrale Leistungen der Apotheken für eine sichere Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung in Zeiten der Digitalisierung informieren“, sagt Martina Dammüller, Pressesprecherin der Apotheker im Oberbergischen Kreis gegenüber der Rheinischen Post. „Fragen Sie in Ihrer Apotheke einfach nach, ob sich Ihre Medikamente vertragen“, rät Dammüller den Patienten, die mehrere Arzneimittel einnehmen.

Zusätzlich zu den technischen Errungenschaften ist die persönliche Apothekenberatung nach wie vor eine tragende Säule der Arzneimittelsicherheit. Denn technische Werkzeuge sind kein Selbstläufer, sondern müssen für den richtigen Zweck genutzt werden. So bringe der wachsende Internethandel mit Arzneimitteln auch Risiken mit sich, die in der Bevölkerung zu Verunsicherung führen „Die inhabergeführte Apotheke vor Ort ist und bleibt der sicherste Bezugspunkt für Arzneimittel und trägt damit ganz besonders zur Patientensicherheit bei“, so die Apothekerin, die zudem große Hoffnungen in das Securpharmprojekt legt.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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