Legalisierung

SPD: Neue Ära im Umgang mit Cannabis

Berlin - 14.09.2018, 16:35 Uhr

Die SPD-Bundestagsfraktion will mit der Union über eine Cannabis-Legalisierung reden. (Foto: Imago)

Die SPD-Bundestagsfraktion will mit der Union über eine Cannabis-Legalisierung reden. (Foto: Imago)


SPD begrüßt die Öffnung beim Koalitionspartner

Noch bevor die FDP selbst oder die Grünen dieses Gesprächssignal medienwirksam aufgreifen hat sich nun ebenso überraschend die SPD-Bundestagsfraktion per Pressemitteilung lautstark zu Rüddels Äußerungen positioniert. „Es wird Zeit endlich auch in Deutschland zu einer neuen Drogenpolitik zu kommen. Die Entkriminalisierung der Cannabis-Konsumentinnen und  Konsumenten ist da der zentrale Schlüssel. Es ist daher erfreulich, dass auch beim Koalitionspartner Stimmen in Richtung Modellprojekte zur regulierten Abgabe von Cannabis laut werden“, erklären die SPD-Gesundheitsexpertin und Ärztin Sabine Dittmar und der SPD-Drogenpolitiker Dirk Heidenblut.

Und weiter: „Wir begrüßen das Einlenken unseres Ausschussvorsitzenden Erwin Rüddel ausdrücklich. Modellprojekte mit begleitenden Präventionsangeboten und einem Abgabesystem mit klaren Jugendschutzregelungen können uns die nötigen Rückschlüsse für ein bundesweites System einer kontrollierten Abgabe ermöglichen. Wir blicken nun zuversichtlich auf die Entwicklungen beim Koalitionspartner und freuen uns auf eine neue Ära im Umgang mit Cannabiskonsum und den Folgen.“

CDU-Politiker Krauß: Cannabis hat schädliche Wirkung

Wer nun hofft, dass der Cannabis-Legalisierung nichts mehr im Weg steht, der irrt allerdings. Denn in der Unionsfraktion gibt es mitnichten eine klare Meinung zu diesem Thema. Am heutigen Freitag meldete sich der CDU-Politiker Alexander Krauß zu Wort und erklärte: „In einigen US-Staaten wird dieses Experiment tagtäglich durchgeführt und wir können die verheerenden Folgen sehen“, sagte Krauß. Es brauche daher keine Menschenversuche, um herauszubekommen, dass Drogen schädlich sind. „Solch katastrophale Zustände mit abertausenden Drogenabhängigen, wie zum Beispiel in San Francisco, möchte ich in Deutschland nicht erleben“, so Krauß. Um zu erfahren, welch schädliche Wirkung Cannabis habe, reiche das Gespräch mit einem Arzt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Auch die hier genannten Halbwahrheiten eines Herrn Krauß(CDU)...

von Ralf Med am 15.09.2018 um 15:14 Uhr

...sind jetzt schon z.T. in der Öffentlichkeit zur Lächerlichkeit geworden !!!

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Unwahrheiten...

von Ralf Med am 15.09.2018 um 14:55 Uhr

...selbst wenn sie seit Jahrzehnten nur von Ohr zu Ohr, und sogar nur geflüstert werden, kommt eines Tages die Wahrheit ans Licht und wird von allen Dächern der Welt geschriehen !!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Offener Rassismus

von holla am 15.09.2018 um 8:19 Uhr

Herr Krauß vertraut lieber alternativen Fakten wie den offiziellen Zahlen des US Gesundheitsministeriums welches ein komplett anderes Bild abzeichnet. Zum Glück wird der rechte Rand CDU/CSU und AfD keine Mehrheit besitzen wenn die SPD sich zur Vernunft bekennt und für die kontrollierte Freigabe des Hanfs eintritt. Herr Krauß vertritt heute noch die Meinung des Rassisten Harry J. Anslinger wie etwa diese "Es gibt insgesamt 100.000 Marihuana-Raucher in den USA und die meisten
davon sind Neger, Hispanos, Filipinos und Unterhaltungskünstler. Ihre
satanische Musik, Jazz und Swing, sind eine direkte Folge des
Marihuana-Konsums. Dieses Marihuana lässt weiße Frauen sexuelle
Beziehungen mit Negern, Unterhaltungskünstlern und Anderen eingehen." Solch braunes Gesindel braucht in Deutschland niemand mehr nach '45!

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Alex fürchtet Frisco

von Nudysip am 15.09.2018 um 3:58 Uhr

CDUler Alexander Krauß hat sich bereits im Februar im Bundestag negativ zu den vorliegenden Anträgen geäußert. Er verwies darauf dass er vor Kurzem selbst nach San Francisco gereist sei und geschockt von den dortigen Zuständen war. Mit erregter Stimme berichtete er, dass es überall in der Stadt nach Marihuana und Urin roch und die Straßen von Obdachlosen gesäumt seien. Er schilderte ein alptraumhaftes Szenario, in dem Drogen (impliziert legales Cannabis) eine einst wunderschöne Stadt in einen schmutzigen Sündenpfuhl sozialer Verelendung verwandelt haben.
Ich war im März diesen Jahres selbst in San Francisco und möchte Folgendes ergänzen:
Ja, die Straßen sind teilweise gesäumt mit Obdachlosen und man hat dadurch eine hohe Chance gelegentlich Urin-Geruch wahrzunehmen.
Cannabis ist seit Anfang des Jahres in Kalifornien für Jedermann legal erhältlich und somit riecht man auch Dieses bisweilen in der Öffentlichkeit.
(Öffentl. Konsum stellt zwar eine Ordnungswidrigkeit dar, aber Obdachlose haben meist keine eigenen vier Wände wo sie legal konsumieren könnten.)
Was Alexander Krauß gesehen/gerochen hat war absolut real. Die Zustände dort haben das Potenzial den Normalo-Mitteleuropäer zu schockieren.
Es wirkt jedoch äußerst arrogant und uninformiert auf mich, wenn Krauß indirekt behauptet, legales Cannabis wäre für die Verelendung San Franciscos verantwortlich.
Für die vergleichsweise elenden Zustände in vielen Teilen Amerikas gibt es vielfältige, komplexe Gründe: Finanzkrise 2008, Opioid-Krise, schlechtes soziales Auffangnetz usw.
Diese Probleme führen in den USA (insbesondere in den großen Städten) zu gewaltigen Mengen an Obdachlosen. Die meisten davon leben jedoch in Stadtvierteln, in die sich Touristen eher nicht verirren (z.B. Skid Row in Los Angeles).
San Francisco ist aufgrund seiner Lage auf einer Halbinsel eine räumlich eher begrenzte, "dicht gedrängte" amerikanische Großstadt ohne weitere räumliche Expansionsmöglichkeiten. Daher sind viele der großen Probleme Amerikas in San Francisco auch für Touristen deutlicher sichtbar als in anderen amerikanischen Großstädten.
Krauß vermischt Themen die nichts miteinander zu tun haben und beleidigt bei der Gelegenheit nicht nur legale Cannabis Konsumenten sondern vor allem Hunderttausende Amerikaner die durch o.g. Krisen alles verloren haben.
Krauß hat in San Francisco gesehen, was er sehen wollte. Von der dortigen Cannabis-Kultur hat er rein Garnichts mitbekommen, da Diese außerhalb seines Sichtradius hinter verschlossenen Türen stattfand.
Alexander Krauß' Aussagen zum Thema sind m.m.n. entweder als ideologisch motivierte Panikmache einzuordnen oder zeugen zumindest von einer sehr vereinfachten Wahrnehmung und Ignoranz gegenüber sozialen Problematiken/Themenkomplexen. Beides passt mehrheitlich immer noch bestens zur Agenda und dem Weltbild der CDU. Die SPD dagegen hat ebenfalls lange zum Thema geschwiegen und es gemieden.


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AW: Alex fürchtet Frisco

von Peter0815 am 08.11.2018 um 1:15 Uhr

Herr/Frau Nudysip, Sie erhalten meine volle Zustimmung.

Ich war selbst noch nicht in Frisco, aber ich habe viele Länder bereist und so manches Slumviertel gesehen. Da roch es doch auch schon öfter mal nach Alkohol. Und ich bin mir sicher, dass unter den Obdachlosen in Frisco auch viele Alkoholabhängige sind.

So könnte der Herr Alexander Krauß von der CDU auf Alkohol bezogen berichten: „... und wir können die verheerenden Folgen sehen“, sagte Krauß. Es brauche daher keine Menschenversuche, um herauszubekommen, dass Alkohol schädlich ist.. „Solch katastrophale Zustände mit abertausenden Alkoholabhängigen, wie zum Beispiel in San Francisco, möchte ich in Deutschland nicht erleben“, so Krauß. Um zu erfahren, welch schädliche Wirkung Alkohol habe, reiche das Gespräch mit einem Arzt.

Dem möchte ich noch hinzufügen, dass Herr Krauß sich mal auf den Stadtfesten in unserem Land umschauen soll. So zwischen Mitternacht und 5 Uhr. Da liegen die Alkoholabhängigen unter den Tischen. Überall wird erbrochen und es stinkt nach Urin. Dazu wird gelärmt, gepöbelt, geprügelt und zerstört, wenn tausende Alkoholsüchtige nach Hause torkeln, so dass man Angst bekommt. Solche Zustände muss ich in Deutschland ertragen.

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