Hausarztapotheken in Österreich

Apotheke und Bürgerinitiative wollen Praxisapotheke helfen

Remagen - 14.09.2018, 13:15 Uhr

In Österreich gibt es immer wieder Streit wegen der in vielen Arztpraxen bestehenden Praxisapotheken. ( r / Foto: Imago)

In Österreich gibt es immer wieder Streit wegen der in vielen Arztpraxen bestehenden Praxisapotheken. ( r / Foto: Imago)


Harter Verteilungskampf

So einvernehmlich geht es in ähnlich gelagerten Fällen meist nicht zu. Tatsächlich schwelt der Verteilungskampf in der Arzneimittelversorgung durch die Apotheken und die Landärzte in Österreich schon länger. Dort dürfen Ärzte unter bestimmten Bedingungen Hausapotheken führen, um die Arzneimittelversorgung auch in ländlichen Gebieten sicherzustellen. Nach Angaben der dortigen Ärztekammer haben derzeit rund 840 der etwa 1500 niedergelassenen Landärzte eine solche Bewilligung. Sie dürfen Arzneimittel nur an Patienten abgeben, die sie selbst behandeln. Im Jahr 2014 hatte die Österreichische Ärztekammer sogar das Dispensierrecht für alle Ärzte gefordert und hierfür die Schweiz als Vorbild hergenommen. Während die Apotheker anstreben, die ärztlichen Hausapotheken nach und nach abzubauen, hält der Gesetzgeber weiter dagegen.

Sechs Kilometer Abstand

Heute gelten folgende Regeln: Die Bewilligung zur Haltung einer Hausapotheke kann einem Arzt für Allgemeinmedizin erteilt werden, wenn er einen „großen“ Krankenkassenvertrag hat, in der Gemeinde keine öffentliche Apotheke vorhanden ist und die Praxis mehr als sechs Straßenkilometer von der Betriebsstätte der nächstgelegenen öffentlichen Apotheke entfernt ist

Bei Praxisnachfolgern von Ärzten, die bereits über eine Hausapotheke verfügen, reicht schon eine Entfernung von mehr als vier Straßenkilometern. In sogenannten Ein-Arzt-Gemeinden, wie im Fall von Claudia Ertl, dürfen niedergelassene Allgemeinmediziner in ländlichen Gegenden auch innerhalb der sechs Kilometer-Zone eine Hausapotheke führen. Sie genießen demnach einen besonderen Schutz. Bei diesem Schutz geht es vornehmlich um die Sicherstellung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum insgesamt. Ohne Hausapotheke als zusätzliche Einnahmequelle wollen viele Mediziner nicht mehr so gerne aufs Land. Immer mehr Bürgermeister sollen in letzter Zeit geklagt haben, dass dort freiwerdende Praxen ohne die Möglichkeit, selbst zu dispensieren, nicht mehr nachbesetzt werden können. In der Presse wird darüber berichtet, dass Ärzte damit drohen, ihre Praxis zu schließen, wenn in ihrer Gemeinde eine Apotheke eröffnet wird.

Bürgerinitiative gestartet

Schwadorf wolle deshalb weiter für ärztliche Hausapotheken in allen Ein-Arzt-Gemeinden ohne Kilometergrenzen oder sonstige Einschränkungen kämpfen, schreibt „meinbezirk.at“ weiter. Bürgermeister Jürgen Maschl soll deswegen mit einer Abordnung bereits beim Gesundheitsministerium vorstellig geworden sein. Man strebe eine Gesetzesänderung an, um die rechtlichen Vorgaben zu optimieren. Dies soll durch eine überregionale Bürgerinitiative erreicht werden. Die Vorbereitungen dazu seien bereits überregional angelaufen. Inzwischen sollen rund zwanzig Gemeinden aus mehreren Bundesländern an der Initiative beteiligt sein, denn das Problem betreffe nicht nur Schwadorf. Etwa 300.000 Menschen hätten in Österreich aufgrund der Rechtslage in ihrer Gemeinde zwar einen Hausarzt, aber keinen Zugang zu Medikamenten.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.