Apothekenhonorar

Honorargutachten landet im Wirtschaftsausschuss des Bundestages

Berlin - 13.09.2018, 07:00 Uhr

Der Wirtschaftsausschuss des Bundestages wird am 12. Dezember zu einem Fachgespräch über das Honorargutachten der Agentur 2HM laden. (s / Foto: Imago)

Der Wirtschaftsausschuss des Bundestages wird am 12. Dezember zu einem Fachgespräch über das Honorargutachten der Agentur 2HM laden. (s / Foto: Imago)


Das Honorargutachten der Agentur 2HM wird doch noch zum Politikum. Eigentlich wollte es die ABDA ja verhindern, dass das vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Papier überhaupt im Bundestag landet. Nach Informationen von DAZ.online soll es nun aber doch aufgegriffen werden: Am 12. Dezember 2018 soll eine Diskussion dazu im Wirtschaftsausschuss stattfinden. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) könnte geladen werden. Im Gesundheitsausschuss soll das Thema wiederum nicht angesprochen werden.

Das sogenannte Honorargutachten der Agentur 2HM ist nun seit knapp zehn Monaten veröffentlicht und auf der Internetseite des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) einsehbar. Die Inhalte haben nicht nur die Apotheker schockiert, sondern auch die Großhändler: Die Agentur-Gutachter schlagen vor, das Fixhonorar der Apotheker und auch der Großhändler drastisch zu senken und empfehlen der Bundesregierung von einem Rx-Versandverbot Abstand zu nehmen, weil es schlichtweg keine versorgungstechnischen Gründe für ein solches Verbot gebe.

ABDA: Kommando Totschweigen

Die ABDA reagierte in den ersten Tagen nach seiner Veröffentlichung empört auf das Gutachten – eine vollständige inhaltliche Bewertung der von der Agentur 2HM dargelegten Statistiken zum Apothekenmarkt blieb aber aus. Immer wieder forderten insbesondere einige Apothekerkammern die ABDA dazu auf, das Gutachten inhaltlich detailliert zu kritisieren. Doch die ABDA wollte es gar nicht erst zum Thema werden lassen. Im März 2018 wies ABDA-Präsident Friedemann Schmidt darauf hin, dass diese Strategie erfolgreich sei, da es seit Monaten keine Berichterstattung zum Gutachten mehr in der Laienpresse gegeben hatte.

Bislang schien diese Rechnung aufzugehen: Schon kurz vor der Bundestagswahl 2017 teilte das damals noch SPD-geführte Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mit, dass die Nachfolge-Regierung sich um das Gutachten kümmern solle. Zu Beginn dieser Legislaturperiode stellte die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag (CDU), gegenüber DAZ.online auch klar: „Von mir aus müssen wir das Gutachten nicht mehr aufgreifen.“

Grüne wollten das Gutachten unbedingt besprechen

Was den Gesundheitsausschuss betrifft, ging diese Strategie auch auf: Nach Informationen von DAZ.online versuchte die Grünen-Fraktion zwar mehrfach, ein Fachgespräch oder eine Anhörung zum Gutachten im Gesundheitsausschuss unterzubringen, in der auch die Agentur-Chefin Iris an der Heiden befragt werden sollte. Doch jedes Mal scheiterten die Grünen dem Vernehmen nach an den Regierungsfraktionen (Union und SPD). Am gestrigen Dienstag sollen die Grünen für das Thema erneut einen Termin vorgeschlagen haben. Doch wieder waren Union und SPD dagegen – dem Vernehmen nach stimmte auch die Linksfraktion dagegen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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Die ABDA sollte mit uns reden …

4 Kommentare

Na Frau Schulz-Asche?

von Christiane Patzelt am 13.09.2018 um 12:01 Uhr

Sterben Ihnen die Apotheken zu langsam? Brauchen wir noch die Honorarkürzung zum Skontoklau und Retaxwahn dazu, damit wir ENDLICH hopps gehen? Ihre Beweggründe kenn ich doch genau:
Die Apotheke gehört in die Kette, der Versand gehört ausgebaut!
DAS und nur DAS ist für Sie wichtig!
Was stimmt mit Ihnen eigentlich nicht?

Scheinbar kommen Sie als „Apothekenfreund“ um die Ecke, aber anstatt Sie die 60% selbstständigen Frauen und Mütter unterstützen oder die 90% weiblichen Arbeitskräfte in Apotheken (135tausend weibliche Arbeitskräfte), schießen Sie uns permanent in die Füße! Was soll das? Finden Sie Gefallen an private Pleiten? Finden Sie Gefallen an der Unverkäuflichkeit tausender Betriebsstätten? Frau Schulz-Asche - Politik sollte FÜR den Bürger sein, nicht GEGEN!

Und wir ApothekerInnen vor Ort sind Verbraucherschutz!! Verstehen Sie das denn nicht? Sie sind doch nicht so dumm, dass nicht zu sehen....

Wird das Gutachten berücksichtigt, können Sie gar nicht so schnell die Kalenderblätter abreißen, wie wir in die Insolvenzen reiten!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Heimlich in der Nacht oder wie man die Zukunft verschläft

von Bernd Jas am 13.09.2018 um 9:07 Uhr

Herzlichen Glückwunsch Chris,

da haben doch gestern Abend nach 23:00 Uhr noch zwei Leute die letzten Unterschriften geleistet.
Das war Dir ja vielleicht ´n Akt.
Man, man, man, röhrt so richtig, wichtig im Apothekengebälk.
Bohh, und die Hälfte der Unterschriften kamen sogar von direkt Betroffenen, dh. Apothekeninhaber(innen) und ihren Mitarbeiterinnen.

Wie gesagt herzlichen Glückwunsch Chris Redmann und vielen, vielen Dank für Dein Engagement. (Das war jetzt nicht ironisch gemeint)

Nur noch eine Frage: Für wen oder was setzen wir uns eigentlich seit Jahren ein, wenn wir Widerstand leisten und versuchen uns gegen Zwänge, Willkür und Ungerechtigkeiten zu wehren?

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Heimlich in der Nacht oder wie man die

von Edzard Lueg am 13.09.2018 um 9:41 Uhr

Es fehlen noch 460 Unterschriften.
Die aus dem Ausland zählen wohl nicht

AW: Heimlich in der Nacht oder wie man die Zukunft verschläft

von Bernd Jas am 13.09.2018 um 10:09 Uhr

Um so schlimmer.

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