90 Jahre Penicillin

Antibiotika-Resistenzen: Bereits Fleming warnte

Berlin - 15.09.2018, 08:00 Uhr

Penicillin-Entdecker
Alexander Fleming warnte während seiner Nobelpreisrede 1945 vor der Möglichkeit
von Resistenzbildungen durch Penicillin-Einsatz. ( r / Foto: imago / United Archives International)

Penicillin-Entdecker Alexander Fleming warnte während seiner Nobelpreisrede 1945 vor der Möglichkeit von Resistenzbildungen durch Penicillin-Einsatz. ( r / Foto: imago / United Archives International)


Medizin-Nobelpreis für Fleming, Florey und Chain

Mehr Glück hatte Alexander Fleming, obwohl seine erste Publikation zur antibiotischen Wirksamkeit des Penicillins im „British Journal of Experimental Pathology“ im Jahre 1929 nur auf wenig Resonanz stieß. Fleming ließ sich davon nicht beirren und wies die bakterizide Wirkung und die Unbedenklichkeit des Penicillins nach. Es gelang ihm allerdings aufgrund nicht ausreichender eigener biochemischer Kenntnisse und dem Fehlen eines geeigneten Teams nicht, den Stoff weitergehend zu untersuchen. Einige Forscher interessierten sich dennoch für die Entdeckung Flemings. Sie baten um Proben der Penicillium-Sporen. Fleming stand diesen Bitten aufgeschlossen gegenüber und stellte den Pilz seinen Kollegen weltweit zur Verfügung. 

Einer Forschergruppe um die Chemiker Howard Florey und Ernst Chain von der Universität Oxford gelang es schließlich ab 1940, Benzylpenicillin (Penicillin G) zu isolieren und in größeren Mengen herzustellen. Da Großbritannien durch die Folgen des Zweiten Weltkrieges nicht in der Lage war, Penicillin industriell zu produzieren, übernahmen die USA die Herstellung im großen Maßstab. Der Zweite Weltkrieg erwies sich als Katalysator der Penicillinentwicklung. Das amerikanische Militär war ganz „verrückt“ nach dem Antibiotikum und erhoffte sich positive Auswirkungen für die alliierten Truppen. Ein regelrechter Hype um das Wundermittel entstand. In Deutschland stand Penicillin damals noch nicht zur Verfügung. 1945 wurden schließlich Fleming, Florey und Chain mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.

Sulfonamide behinderten zunächst Penicillin-Erfolg

Während Fleming mit der Erforschung des therapeutischen Einsatzes von Penicillin beschäftigt war, schritt gleichzeitig die Entwicklung chemotherapeutischer Wirkstoffe fort. Insbesondere die Entwicklung der Sulfonamide bedrängte zunächst den Penicillin-Erfolg. 1932 wurde die sehr erfolgreich gegen verschiedene schwere bakterielle Infektionen wie Hirnhautentzündung und Lungenentzündung eingesetzte Wirkstoffklasse der Sulfonamide entdeckt. Grundlage waren Forschungen von Gerhard Domagk (1895–1964) und seinem Team über die antibakterielle Wirkung verschiedener Azo-Farbstoffe. Gefunden wurde der Farbstoff Sulfamidochrysoidin (Prontosil®), der gegen Streptokokken wirkte und zugleich ausreichend verträglich für den Menschen war. Die Bedeutung der Sulfonamide wurde erst durch die Entdeckung des Penicillins allmählich zurückgedrängt.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
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