Erstes Halbjahr 2018

157 weniger – Apothekenzahl sinkt immer schneller

Süsel - 10.09.2018, 14:50 Uhr

Vor verschlossenen Türen: Immer häufiger schließen in Deutschland Apotheken, im ersten Halbjahr 2018 gab es 157 weniger, somit sinkt die Apothekenzahl immer schneller. ( r / Foto: Imago)

Vor verschlossenen Türen: Immer häufiger schließen in Deutschland Apotheken, im ersten Halbjahr 2018 gab es 157 weniger, somit sinkt die Apothekenzahl immer schneller. ( r / Foto: Imago)


Die Zahl der Apotheken sinkt offenbar immer schneller. Im ersten Halbjahr 2018 ging sie um 157 zurück. Im ganzen Jahr 2017 sank sie um 275. Schon dies war ein deutlich stärkerer Rückgang als im Jahr 2016 mit einem Minus von 226. Dies geht aus Daten der ABDA hervor, die DAZ.online vorliegen und aus den Meldungen aus den Landesapothekerkammern zusammengeführt wurden.

Demnach gab es am 30. Juni 2018 in Deutschland 19.591 Apothekenbetriebsstätten, Ende 2017 waren es noch 19.748. Der Rückgang um 157 Apotheken ergibt sich aus 202 Schließungen und 45 Neueröffnungen. Im ganzen Jahr 2017 hatten 395 Apotheken geschlossen. Damit setzt das erste Halbjahr 2018 diese Entwicklung fort. Doch im Jahr 2017 gab es noch insgesamt 120 Neueröffnungen. Demgegenüber erscheint die Zahl von 45 Neueröffnungen im ersten Halbjahr besonders gering.

Trend zu Filialen geht weiter

Von den 19.591 Apotheken, die am 30. Juni 2018 bestanden, waren 15.034 Haupt- oder Einzelapotheken und 4.557 Filialen. Ende 2017 waren es noch 15.236 Haupt- und Einzelapotheken sowie 4.512 Filialen. Die Zahl der Filialen ist also weiter gestiegen. Oder anders ausgedrückt: Die Zahl der Haupt- und Einzelapotheken ging mit einem Minus von 202 im ersten Halbjahr 2018 noch stärker zurück als die Gesamtzahl der Apotheken.

Mehr zum Thema

Zahlen der Treuhand

Ist der Filial-Boom vorbei?

Die Steuerberatungsgesellschaft Treuhand war kürzlich der Frage nachgegangen, ob der Trend zur Filialisierung zu einem Ende gekommen ist. Denn: Die Filialzahl stieg zuletzt nur noch langsam und es gibt immer mehr ertragsschwache Zweit- oder Drittapotheken. 900 sollen ein Betriebsergebnis von unter 25.000 Euro erwirtschaften.

Stärkerer Rückgang im Westen

Der Rückgang der Apothekenzahl im ersten Halbjahr 2018 betrifft fast alle Bundesländer. Ausnahmen bilden nur Mecklenburg-Vorpommern mit einer unveränderten Apothekenzahl und Bremen mit einem Zugewinn von einer Apotheke.

Die größten (absoluten) Rückgänge sind naturgemäß in den Ländern mit der größten Bevölkerung und den meisten Apotheken festzustellen. In Nordrhein-Westfalen sank die Zahl um 35 (zu beziehen auf 4.175 Apotheken Ende Juni 2018, jeweils in Klammern angegeben), in Baden-Württemberg um 31 (2.475) und in Bayern um 25 (3.154). 

Der Trend zur sinkenden Apothekenzahl hat nun auch die ostdeutschen Länder erfasst, doch ist der Rückgang dort noch weniger stark ausgeprägt. In Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammen bestanden am Ende des ersten Halbjahres „nur“ zwölf Apotheken weniger als zur Jahreswende – insgesamt betrug die Anzahl Ende Juni 2018 in diesen Ländern 2.689 Apotheken. Dagegen betrug der Rückgang allein in Niedersachsen ebenfalls zwölf Apotheken (1.923), in Rheinland-Pfalz sogar 14 Apotheken (994) und im Saarland vier Apotheken (294).



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

157 Betriebsstätten weniger – allein im ersten Halbjahr

Apothekenzahl sinkt und sinkt und sinkt

Trendwende bei der Anzahl der Filialen zeichnet sich ab

Rekordrückgang der Apothekenzahl

Ende des dritten Quartals

Minus 219: Apothekenzahl sinkt weiter

Weniger Inhaber, mehr Filialen

Apothekenzahl sinkt weiter auf 19.196

Weniger im 2. Halbjahr 2018

Filialen: Der Aufwärtstrend ist gebrochen

Lage der Apotheken im 1. Halbjahr 2013 verbessert – Auch Umsatz zieht an

ABDA: Rohertrag steigt um neun Prozent

Eine Analyse zu den Daten des Apothekenwirtschaftsberichts 2018

Schwachstellen werden deutlicher

Eine Analyse der Daten des Apothekenwirtschaftsberichts 2019

Dokument der Stagnation

3 Kommentare

Wegen Reichtum geschlossen ...

von Barbara Buschow am 10.09.2018 um 17:06 Uhr

Nach Ansicht von Gutachtern, Politik und Krankenkassen (und ABDA?) ist aber noch reichlich Luft nach unten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mission accomplished

von Ratatosk am 10.09.2018 um 15:10 Uhr

Mission accomplished by, Spahn, Lauterbach Glaeske und den Parteien von CDU, SPD , Grünen und FDP , der Strudel dreht sich jetzt, gibt sicher viele Gummipunkte vom Großkapital, wenns vorbei ist und der Bürger auch merken wird, was hier gespielt wurde ist es längst zu spät, ist ein wenig wie bei der Vernichtung der Indianer.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Mission accomplished

von Dr. Ralf Schabik am 10.09.2018 um 19:24 Uhr

Wichtiger Satz: "und der Bürger auch merken wird". Genau da liegt das Problem: Bis es der Bürger merkt und vielleicht (!!!) reflektiert, warum die Entwicklung so gekommen ist, wie sie gekommen ist, sind die "neuen" Strukturen längst zementiert und unter dem Begriff "Besitzstandwahrung" unangreifbar.
In Deutschland hat schon längst eine Diktatur das Heft des Handelns in der Hand, die nicht mehr der Farbenlehre "dunkelrot" oder "braun" folgt. An den Schalthebeln der Macht sitzen u.a. als "Stiftungen" bezeichnete Organisationen, die die von uns gewählten Politiker (die prozentuale Verteilung spielt schon fast keine Rolle mehr) als Marionetten tanzen lassen. Sorry, anders kann man das nicht mehr ausdrücken, wenn man die Entwicklung in ALLEN Bereichen der Gesellschaft so anschaut.
Von den Apotheken, die momentan schließen, sind die allerwenigsten systemrelevant, von daher interessiert sich niemand für die Zahlen.
Nur Leute, die hinter die Kulissen schauen können und wollen und dürfen, vermögen hier eine Entwicklung zu erkennen, die auf lange Sicht Tote fordern wird. Aber: Wenn das dann eintritt, dann werden die Bürger entsetzt sein, aber die Zusammenhänge nicht kapieren.

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.