Weltverband FIP

Apotheker-Weltkongress: Mehrheit gegen Homöopathie in der Apotheke

Berlin - 05.09.2018, 17:00 Uhr

Beim diesjährigen FIP-Weltkongress (Fédération Internationale Pharmaceutique) in Glasgow gab es eine Abstimmung zur Apothekenpflicht homöopathischer Produkte. (m / Foto: Imago)

Beim diesjährigen FIP-Weltkongress (Fédération Internationale Pharmaceutique) in Glasgow gab es eine Abstimmung zur Apothekenpflicht homöopathischer Produkte. (m / Foto: Imago)


Sollten homöopathische Produkte in der Apotheke verkauft werden oder nicht? Diese Frage wird hierzulande seit Jahren überaus emotional geführt – auf politischer, aber auch auf fachlicher Ebene. Auch der Apotheker-Weltverband hat dieser Frage auf dem diesjährigen Jahreskongress in Glasgow eine eigene Diskussionsrunde gewidmet. Bei einer anschließenden Abstimmung kam es dann zu dem überraschenden Ergebnis, dass die Mehrheit der Anwesenden sich gegen Homöopathika in der Apotheke aussprach. Der Verband relativiert aber.

Es gibt wohl kaum eine emotionaler geführte Debatte im Apothekenmarkt als die um den Stellenwert homöopathischer Produkte in der Arzneimittelversorgung. Im vergangenen Jahr gab die Unions-Bundestagsfraktion eine überraschende Pressemitteilung heraus, in der eine Abkehr von der Apothekenpflicht von Homöopathika gefordert wurde. Aus Sicht der Union erweckt der ausschließliche Verkauf der Präparate über die Apotheke den Eindruck, dass Homöopathika eine Alternative zur Schulmedizin seien. Doch selbst in der eigenen Fraktion scheinen die Homöopathie-Gegner keine Mehrheit für diese Position zu finden. Und auch in den anderen Fraktionen sprachen sich umgehend danach mehrere Gesundheitspolitiker gegen eine Aufhebung der Apothekenpflicht aus.

Zuletzt machte in der Debatte eine Apothekerin aus Bayern auf sich aufmerksam: Öffentlichkeitswirksam erklärte sie in mehreren Zeitungsinterviews, dass sie sich dazu entschieden habe, alle Homöopathie-Präparate aus der Sichtwahl zu nehmen. Ihr Grund: Sowohl bei klassischen Arzneimitteln als auch bei Homöopathika müssten die gleichen, leitliniengerechten und evidenzbasierten Anforderungen an die Beratung gelten. Bei vielen Apotheker-Kollegen löste das Vorgehen der Apothekerin heftige Kritik aus.

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Die Diskussionen rund um die Sinnhaftigkeit der Homöopathie sind nun auch auf internationaler Ebene angekommen. Beim diesjährigen Kongress des Apotheker-Weltverbandes FIP (Fédération Internationale Pharmaceutique) beschäftigte sich ein Diskussionsforum am gestrigen Dienstag mit der Rolle der Homöopathie in der Apotheke vor Ort. Der Beschreibung des Forums zufolge ging es darum, die Vor- und Nachteile des Verkaufs von Homöopathika in der Apotheke zu diskutieren. Einerseits gebe es die Meinung, dass Menschen, die homöopathische Mitteil einnehmen, ihre Gesundheit aufs Spiel setzten, weil adäquatere Behandlungen abgelehnt oder verspätet begonnen werden. Andererseits gebe es Befürworter der Homöopathie, viele Apotheker bestünden darauf, solche Präparate weiterhin abzugeben.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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