Unwirtschaftlich und überholt

BAH fordert Abschaffung der Importförderklausel

Stuttgart / Berlin - 04.09.2018, 12:30 Uhr

Parallelimporte lassen sich innerhalb der EU nicht einfach abschaffen, die Importförderklausel nach SGB V jedoch schon, meint der BAH: (Foto: BAH)

Parallelimporte lassen sich innerhalb der EU nicht einfach abschaffen, die Importförderklausel nach SGB V jedoch schon, meint der BAH: (Foto: BAH)


Parallelimporte wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll

Jedoch könnte nach Ansicht des BAH allein ein Zurücknehmen der Importklausel die Lage entschärfen: „Eine Abschaffung der Importförderklausel würde sicherlich positiv zum Fälschungsschutz beitragen.“ Die bei Importen oft langen Lieferketten und komplexen Transportwege über Zwischenhändler und Ländergrenzen hinweg böten ein relativ großes Einfallstor für Arzneimittelfälscher, weil die beteiligten nationalen Behörden diese Ketten und Wege oft nicht mehr nachvollziehen und kontrollieren könnten, so der BAH.

Rabattverträge sparen mehr als Importe

Wie auch der vfa sieht der BAH eigentlich keinen wirtschaftlichen Nutzen von Parallelimporten seit Einführung des AMNOG (Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz) im Januar 2011:


Reimporte und Parallelimporte von Arzneimitteln haben per se keinen nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzen."

BAH-Vizechef Dr. Hermann Kortland


Die Importeure profitierten lediglich von dem unterschiedlichen Preisniveau, das innerhalb der EU-Staaten bestehe. Und weiter: „Im Zeitraum von Juli 2017 bis Juni 2018 lag der Gesamtumsatz der AMNOG-Präparate, welche die Frühe Nutzenbewertung abschließend durchlaufen haben, bei etwa sieben Milliarden Euro (AVP). Arzneimittelimporte hatten daran nur einen Anteil von etwa 2 Prozent.“

Auch der vfa führt Zahlen an, die seiner Ansicht nach untermauern, dass wirtschaftlich gesehen, Parallelimporte überholt sind. So seien 2016 mit Hilfe von Parallelimporten Einsparungen von 66,9 Millionen Euro erzielt worden. Zum Vergleich: Durch ein anderes Kostendämpfungsinstrument, nämlich Einzelverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen, seien im gleichen Jahr jedoch 3,9 Milliarden Euro gespart worden.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

volle Zustimmung zu Beitrag von Herrn Jörg Geller

von Chris am 05.09.2018 um 11:59 Uhr

Herr Geller beleuchtet in der Breite worum es im Kern geht.
Wer dabei auf der Strecke bleibt sind die betroffenen Patienten, um deren Befindlichkeiten (Unsicherheit) sich niemand kümmert. Die Patienten die das gesamte fragile Gesundheitssystem, oder Krankheitssystem ? finanzieren sind in jeder Hinsicht Opfer. Daran wird sich auch durch Skandale kein Jota ändern.

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BAH

von Jörg Geller am 04.09.2018 um 17:42 Uhr

Es liegt in der Natur der Sache, dass Unternehmen kein Interesse an Wettbewerb mit ihren eigenen Marken haben. Seit über 40 Jahren hindert sie dieser Wettbewerb an einer monopolistischen Preisbildung und bringt erhebliche direkte und indirekte Einsparungen für unser Gesundheitssystem. Sicherlich gibt viele Einsparinstrumente. Herstellerrabatte zahlen auch die Importeure und die Einsparungen durch Rabattverträge sind völlig intransparent. Ob diese Verträge letztlich dem Patientenwohl dienen, darf nach dem Valsartan-Skandal durchaus bezweifelt werden.
Wir sehr man sich bemüht, Argumente gegen Importe an den Haaren herbeizuziehen zeigt die Behauptung, die nicht immer vollständige Lieferfähigkeit der Importeure gefährde die Patientenversorgung. Ein Import kann abgegeben werden, wenn er verfügbar ist. Mangelnde Verfügbarkeit sollte doch im Interesse des BAH liegen! Denn immer dann, wenn ein Import nicht verfügbar ist, kommt das entsprechende deutsche Original zum Einsatz, das doch lieferbar sein sollte. Auch das letzte Argument ist schlicht falsch. Arzneimittelhersteller sind keine Wohltäter, sondern gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen. Wenn Märkte nicht den Preis hergeben, den die Unternehmen erwarten, nehmen sie das Präparat vom Markt. Von dieser Möglichkeit wurde auch in Deutschland bereits Gebrauch gemacht. Umso mehr ist das gängige Praxis in Ländern wie zum Beispiel Rumänien oder Bulgarien. Dort bieten zur Zeit Parallelimporteure an, bestimmte dringend benötigte Präparate ohne Profit in europäischen Märkten einzukaufen, die die Hersteller nicht zu liefern bereit sind.

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