Prävention arterieller Thrombosen

Rivaroxaban bei koronarer Herzkrankheit und Schaufensterkrankheit zugelassen

Berlin - 24.08.2018, 16:40 Uhr

Gute Nachrichten für Bayer: Die EMA hat eine weitere Indikation für Xarelto genehmigt.  ( r / Foto: Imago)

Gute Nachrichten für Bayer: Die EMA hat eine weitere Indikation für Xarelto genehmigt.  ( r / Foto: Imago)


Vielfalt führt zur Verwechslungsgefahr

Für die 2,5 Milligramm Rivaroxaban-Dosierung besteht in Europa bereits eine Zulassung und zwar in Kombination mit ASS und Clopidogrel zur Sekundärprävention beim akuten Koronarsyndrom bei erhöhten Biomarkern. Allerdings hat Bayer diese Indikation nur zurückhaltend vorangetrieben, weil der Kombinationspartner Clopidogrel in seiner Bedeutung von Ticagrelor und Prasugrel abgelöst wurde. Bekannter sind dagegen die höheren Dosierungen wie etwa 20 Milligramm, 15 Milligramm und 10 Milligramm sowie die Indikationen Vorhofflimmern, Venenthrombose, Lungenembolie und Thromboseprophylaxe nach Hüft- und Knie-Operationen.

Apotheker sollten bedenken, dass die Dosier- und Indikationsvielfalt das Risiko für Verwechslungen bei den verschreibenden Ärzten erhöht – zum einen innerhalb der einzelnen Rivaroxaban-Dosierungen als auch unter den Gerinnungshemmern. So kommt es dem Vernehmen nach immer wieder vor, dass etwa 2,5 Milligramm Apixaban durch 2,5 Milligramm Rivaroxaban auf Rezepten vertauscht werden oder umgekehrt. Zur Erinnerung: 5 Milligramm beziehungsweise 2,5 Milligramm (reduzierte Dosis) Apixaban werden zur Vorbeugung von Schlaganfällen bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern eingesetzt.

Verwechslung kann verheerende Folgen haben

Da die beiden Präparate bei unterschiedlichen Anwendungsgebieten eingesetzt werden, kann eine Verwechslung verheerende Folgen für den Patienten haben – von Ausbleiben der Wirksamkeit bis zur Blutungskomplikationen. Erhält beispielsweise ein Patient nach einem Herzinfarkt statt 2,5 Milligramm Rivaroxaban versehentlich 2.5 Milligramm Apixaban, was einer deutlich höheren antikoagulatorischen Potenz entspricht, und nimmt noch zwei Plättchenhemmer zusätzlich ein, erhöht sich sein Blutungsrisiko drastisch. Umgekehrt wäre ein Vorhofflimmern-Patient, der normalerweise 2,5 Milligramm Apixaban erhalten würde, mit 2,5 Milligramm Rivaroxaban zum Schutz vor Schlaganfällen unterversorgt.

Bei der Abgabe von 2,5 Milligramm Rivaroxaban ist künftig zu beachten, dass Xarelto hier zweimal täglich angewendet wird, im Gegensatz zu den meisten anderen Indikationen des Bayer-Präparats. Apotheker sollten zudem darauf achten, dass NSAR, wie sie ältere Patienten häufiger gegen Gelenkschmerzen auch langfristig nehmen, das Blutungsrisiko auch bei der niedrigen Rivaroxaban-Dosierung erhöhen können. 

Xarelto bleibt auf Expansionskurs

Auch wenn der Patentablauf nur noch wenige Jahre entfernt liegt, könnte Bayer demnächst noch weitere Indikationen mit Xarelto belegen: So werden auf dem diesjährigen ESC-Kongress, der ab dem kommenden Samstag bis kommenden Mittwoch in München stattfindet, Studiendaten bei dekompensierter Herzinsuffizienz sowie zur Thromboseprohylaxe bei internistisch kranken Patienten vorgestellt.

Für Bayer ist Xarelto ist ein wichtiger Umsatztreiber. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa steigerte das Antikoagulanz im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 12,6 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Das entspricht fast einem Fünftel des Umsatzes der Pharmasparte und mehr als 9 Prozent des Konzernumsatzes.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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