AOG-Sommertour

Apotheker helfen weltweit – auch in Deutschland

Berlin - 22.08.2018, 17:00 Uhr

Auch in Deutschland wird pharmazeutische Nothilfe gebraucht. Die Apothekerinnen Stefanie Weißig (2. v. li.) und Karla Schulze (3. v. re.) unterstützen das Pflegeteam der Ambulanz der Berliner Stadtmission, zu dem Svetlana Krasovski-Nikiforova (li.) und Elisabeth Hannapp (re.) gehören. (b /Foto: Apotheker ohne Grenzen e.V.)

Auch in Deutschland wird pharmazeutische Nothilfe gebraucht. Die Apothekerinnen Stefanie Weißig (2. v. li.) und Karla Schulze (3. v. re.) unterstützen das Pflegeteam der Ambulanz der Berliner Stadtmission, zu dem Svetlana Krasovski-Nikiforova (li.) und Elisabeth Hannapp (re.) gehören. (b /Foto: Apotheker ohne Grenzen e.V.)


Bis zum Start der Expopharm im Oktober tourt das Infomobil von Apotheker ohne Grenzen quer durch Deutschland. Am gestrigen Dienstag parkte der VW-Bus vor der Ambulanz der Berliner Stadtmission am Hauptbahnhof, wo die pharmazeutische Hilfsorganisation die medizinische Ambulanz unterstützt. Die Apothekerinnen der Berliner Regionalgruppe Stefanie Weißig und Karla Schulze erklärten DAZ.online, weshalb pharmazeutische Nothilfe auch hierzulande wichtig ist.

Katastrophenhilfe nach einem Hurrikan auf Dominica, langjährige Entwicklungshilfe in Argentinien – DAZ.online berichtete schon mehrfach über die weltweiten Projekte von Apotheker ohne Grenzen (AOG). Über diese und weitere Einsätze informiert AOG derzeit auf einer Sommertour quer durch Deutschland mit dem Infomobil, das am vergangenen Samstag auf dem Florakiezfest in Berlin eingeweiht wurde.

Doch auch hierzulande ist die pharmazeutische Hilfsorganisation aktiv. So machte am vergangenen Dienstag der Apothekerbus Station bei der Ambulanz der Berliner Stadtmission am Hauptbahnhof, damit sich Interessierte über dieses Inlandsprojekt informieren können.  

Pharmazeutische Betreuung der Berliner Stadtmission

Die Zusammenarbeit mit der Ambulanz kam Ende des vergangenen Jahres auf Initiative von AOG zustande. „Die Zahl der Obdachlosen in Berlin steigt. Es wird immer klarer, dass der Bedarf an pharmazeutischer Hilfe auch hier besteht“, erläuterten die Apothekerinnen Stefanie Weißig und Karla Schulze, die seit drei Jahren bei der AOG-Regionalgruppe Berlin aktiv sind gegenüber DAZ.online.  „Angefangen hat es vor drei Jahren, als wir in Berliner Notunterkünften für Flüchtlinge Ärzte pharmazeutisch unterstützt haben. Zudem hat AOG 2013 in Mainz ein Projekt zur Unterstützung von Obdachlosen begonnen. Da kamen wir auf die Idee, das wollen wir in Berlin auch machen“, beschreibt Schulze.

Arzneimittelauswahl, Beschaffung, Schulung und Lagermanagement

Die Apothekerinnen unterstützen das Ambulanzteam vor allem auf folgenden Gebieten: Zum einen kümmert sich AOG um die Beschaffung der Arzneimittel und übernimmt die Kosten. Zweitens haben die Pharmazeuten in Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam eine Medikamentenliste erstellt, mit der die wichtigsten Indikationen abgedeckt werden. Die Apothekerinnen kümmern sich auch um das Lagermanagement.  

Außerdem führen die Apothekerinnen regelmäßige Schulungen durch – sowohl für die freiwilligen Helfer der Ambulanz als auch bei der Stadtmission am Bahnhof Zoo. Hierbei geht es unter anderem um die Prävention von Hauterkrankungen, die bei Obdachlosen sehr häufig vorkommen.

Mit pharmazeutischer Kompetenz viel bewegen

DAZ.online

Für das medizinische Team der Ambulanz, die an zwei Nachmittagen der Woche durchschnittlich 30 bis 40 Bedürftige versorgt, ist die Unterstützung durch die Pharmazeuten eine große Hilfe. „Das Angebot haben wir gerne angenommen. Sie bringen System ins Lager, unterstützen uns bei Schulungen und der Übernahme von Medikamentenkosten. Das ist für unsere Arbeit eine große Bereicherung“, erklärt Svetlana Krasovski-Nikiforova, die das Pflegeteam aus fünf Teilzeitkräften leitet. In der ärztlichen Betreuung wechseln sich zwei Mediziner ab.  

Darüber hinaus wird das medizinische Team von freiwilligen Helfern unterstützt, deren Zahl in der Kältesaison bis auf 60 Personen ansteigen kann. Bei der so genannten Kältehilfe, die die Ambulanz vom 1. November bis 31. März leistet, können Bedürftige nicht nur in der Mission am Bahnhof Zoo, sondern auch in der Ambulanz am Hauptbahnhof eine Notunterkunft erhalten. Zudem fährt in dieser Saison der „Kältebus“ durch Berlin, der auch medizinische Notversorgung leistet und Medikamente dabei hat. Und auch diese stammen aus dem Sortiment von Apotheker ohne Grenzen. 

Weißig, die sich bereits seit ihrem Studium für die pharmazeutische Hilfsorganisation engagiert und 2014 an einem Auslandseinsatz in Nepal teilgenommen hat, erklärt, was sie zu ihrer frühen Mitgliedschaft motiviert hat. „Ich fand es toll, in meinen Apothekerberuf durch pharmazeutisches Fachwissen gezielt helfen zu können.“ Die beiden Apothekerinnen verabschiedeten am gestrigen Abend den Bus, der nun Richtung Mecklenburg Vorpommern rollt. Die nächste Station ist Mirow, wo eine Veranstaltung der AOG-Regonalgruppe Mecklenburg-Vorpommern stattfindet. 



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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