Beeren- und Pilzezeit

Was Apotheker zum Fuchsbandwurm wissen müssen

Stuttgart - 21.08.2018, 14:40 Uhr

Der wichtigste Endwirt von Echinococcus multilocularis ist der Fuchs. (s / Foto: Paul Binet/ stock.adobe.com)                                          

Der wichtigste Endwirt von Echinococcus multilocularis ist der Fuchs. (s / Foto: Paul Binet/ stock.adobe.com)                                          


Wie groß ist die Gefahr durch Beeren und Pilze? 

Wie sich der Mensch infiziert, darüber scheinen sich die Experten nicht ganz einig. So schreibt das RKI: „Der Mensch nimmt die Wurmeier durch kontaminierte Hände entweder nach direktem Kontakt mit infizierten Endwirten (Fuchs, Hund, Katze), an deren Fell die Eier haften können, oder durch Umgang mit kontaminierter Erde auf“. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) schreibt dazu: „Der oder die Übertragungsweg(e) des Kleinen Fuchsbandwurms auf den Menschen sind unbekannt. Dass die Eier auf irgendeinem Weg vom Fuchs in den Menschen gelangen müssen, ist unstrittig. Es existieren hierzu mehrere, so genannte Fall-Kontroll-Studien, mit denen versucht wurde herauszufinden, welche Risiken für eine Infektion bestehen. Diese kamen zu uneinheitlichen Ergebnissen. [...] Eine Übertragung des Kleinen Fuchsbandwurms von einem Haustier auf den Menschen konnte weltweit bisher noch in keinem Fall nachgewiesen werden.“

Was die Gefahr durch Beeren und Pilze betrifft, heißt es beim LGL, dass das Sammeln von Beeren oder Pilzen in keiner dieser Studien als Risikofaktor identifiziert worden sei. Laut RKI ist die Möglichkeit der Übertragung durch kontaminierte Nahrungsmittel (Waldbeeren, Pilze) beziehungsweise kontaminiertes Wasser nicht geklärt. 

Professor Klaus Brehm vom Institut für Hygiene am Uniklinikum Würzburg erklärt gegenüber der dpa, dass man mehrere Hundert Eier des Fuchsbandwurms aufnehmen müsse, um sich zu infizieren. „Je höher eine Beere am Strauch hängt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Beere mit Fuchskot in Verbindung kommt. Das heißt, die Beere muss schon erkennbar mit Fuchskot verunreinigt sein und kaum jemand wird so eine Beere essen“, betonte Brehm.

Auch das Ansteckungsrisiko durch Stadtfüchse sollte ernst genommen werden.  Einer Untersuchung des Bayerischen Jagdverbands (BJV) und des LGL aus dem Jahr 2013 zufolge sind 27 Prozent der Tiere, also gut jeder vierte Fuchs, von dem Parasit befallen. Bei regelmäßigem Fuchsbesuch im Garten, so die bayerische Gesundheitsbehörde, sei es ratsam, den Fuchskot mit einer umgestülpten Plastiktüte konsequent vom Grundstück abzusammeln.

Zur Prävention empfiehlt das LGL folgende Maßnahmen, um bis zur Klärung der Übertragungswege mögliche Risiken zu minimieren:

  • Waldfrüchte (Beeren, Kräuter, Pilze), Gemüse und Salat aus Freilandkulturen sowie Fallobst vor dem Verzehr immer gründlich waschen.
  • Am sichersten ist es, Lebensmittel über 60°C zu erhitzen, also kochen, braten oder backen.
  • Tieffrieren, Desinfektion oder das Einlegen in Alkohol töten den Erreger nicht ab. Erst bei einer Temperatur von -80°C über mehrere Tage wird er unschädlich gemacht.
  • Den Kot von Hunden und Katzen, die unbeaufsichtigt streunen und Mäuse jagen und fressen, regelmäßig auf Bandwurmeier untersuchen lassen und bei einem Nachweis eine Entwurmung mit einem auch gegen Bandwürmer wirksamen Präparat durchführen lassen.
  • Tote (und natürlich auch lebende) Füchse nicht anfassen.
  • Nach Garten-, Feld- und Waldarbeiten immer gründlich Hände waschen.
  • Füchse, die in Gärten vordringen, nicht füttern und ihnen auch keinen Zugang zu Futter und Abfällen ermöglichen

Quelle: LGL



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Eine Infektion mit Faden- und Bandwürmern kann gefährlich werden

Das wurmt mich!

Wurmerkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten

Ungebetene Mitbewohner

Gefährliche Zoonosen: Toxokarose, Tollwut, Hanta- und Borna-Viren

Krank durch Tierkontakt

Serie: Typische Tierarzneimittel aus der Apotheke (Teil 2)

Endo- und Ektoparasiten bei Hund und Katze – was tun?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.