Leitliniengerechte Beratung

Apothekerin wirft Homöopathie aus der Sichtwahl

Berlin - 17.08.2018, 07:00 Uhr

Apothekerin Iris Hundertmark hat sich dazu entschlossen, homöopathische Präparate nur noch in Ausnahmefällen abzugeben. (c / Foto: Bahnhof Apotheke)

Apothekerin Iris Hundertmark hat sich dazu entschlossen, homöopathische Präparate nur noch in Ausnahmefällen abzugeben. (c / Foto: Bahnhof Apotheke)


Die Bahnhof-Apotheke im oberbayerischen Weilheim war bis vor ein paar Tagen eine von vielen Apotheken, in denen man Homöopathika problemlos kaufen konnte. Apothekeninhaberin Iris Hundertmark und ihr Team haben nun aber eine extreme Entscheidung getroffen: Alle homöopathischen Präparate kommen aus der Sichtwahl, Homöopathika werden nur noch nach einer leitliniengerechten Beratung abgegeben. DAZ.online hat sich bei der Apothekerin nach den Beweggründen erkundigt.

Die Offizin der Weilheimer Bahnhof-Apotheke glich – zumindest bis vor ein paar Tagen – den Verkaufsräumen vieler anderer Apotheken. Neben den bekannten OTC-Produkten gab es auch ein ganzes Regal voller Homöopathika. Die Präparate gehörten zum Standardsortiment der Apotheke. Das ist nun aber Geschichte. Vor einigen Wochen kontaktierte die Inhaberin Iris Hundertmark den Mediziner Dr. Christian Lübbers. Lübbers ist bekennender und bekannter Homöopathie-Gegner und veröffentlicht auf seiner Twitter-Seite, wo er für den Hashtag „Globokalypse“ bekannt ist, regelmäßig Neues aus dem Anti-Homöopathie-Lager.

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Das Anliegen der Apothekerin an den Mediziner: Wie kann man in der Apotheke evidenzbasiert und leitliniengerecht zum Thema Homöopathie beraten? Die Apothekerin wollte Tipps und Hinweise dazu haben, welche Antworten man Kunden mit einem Homöopathie-Wunsch aus medizinischer Sicht geben könnte. Gegenüber DAZ.online erklärte Lübbers, worum es in den Gesprächen mit der Apothekerin ging: „Frau Hundertmark hat den Kontakt zu mir hergestellt, sie machte sich Gedanken über die Beratung zur Homöopathie in ihrer Apotheke. Ich habe ihr dabei geholfen, wie man aus medizinischer Sicht auf Kunden reagiert, die homöopathische Präparate wünschen. Wichtig war uns die ganze Zeit, dass wir den Kunden nicht die Tür vor der Nase zuknallen. Wir wollen ihnen nichts wegnehmen, sondern ihnen etwas geben: Ehrlichkeit. Heutzutage ist immer häufiger die Rede von Patientenautonomie. Diese Autonomie kann aber nur bestehen, wenn der Patient ehrlich und unabhängig beraten wird.“

Apothekerin Iris Hundertmark (Foto: Bahnhof Apotheke)

Rezepte werden noch beliefert

Hundertmark suchte in der Folge das Gespräch mit ihrem Team, das sie bei dieser Entscheidung unbedingt mit einbinden wollte. Seit ein paar Tagen nun ist die Bahnhof-Apotheke eine fast Homöopathie-freie Apotheke: Das Homöopathie-Regal hat die Apothekerin komplett ausgeräumt, fast alles wurde (natürlich unter Abschlägen) vom Großhandel zurückgenommen. Lediglich ein paar Fläschchen Arnica gibt es noch. Natürlich werden Rezepte mit verordneten Homöopathika nach wie vor beliefert. Für homöopathische Kundenwünsche in der Offizin hat sich das Team nun aber einen neuen Gesprächsfaden zurechtgelegt.

DAZ.online hat mit Iris Hundertmark gesprochen und gefragt, wie sie mit solchen Kundenwünschen in Zukunft umgehen will.

„Ich will eine ehrliche Apothekerin sein“

DAZ.online: Frau Hundertmark, so wie in den meisten anderen Apotheken gab es auch in Ihrer Apotheke viele homöopathische Arzneimittel zu kaufen. In der Sichtwahl hatten Sie ein großes Regal damit befüllt. Nun ist dieses Regal leer. Was hat Sie von einem auf den anderen Tag zu diesem Schritt bewegt?

Hundertmark: Ich habe mich lange Zeit mit dem Thema Homöopathie befasst. Im Kern geht es mir darum, evidenzbasiert, leitliniengerecht und ehrlich zu beraten. Es ist nicht richtig, dass an die Beratung von schulmedizinischen Arzneimitteln und Homöopathika unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Da unbestritten keine wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit von Homöopathika vorliegt, ist es meine Aufgabe als Apothekerin das in meine Beratung einfließen zu lassen. Ich trage mit dem Abschluss meines Studiums einen ethischen Kodex in mir und möchte meinen Beruf nach bestem Wissen und Gewissen ausüben. Denn ich glaube, dass sich Ehrlichkeit langfristig gesehen mehr auszahlt als der Eindruck, der Apotheker wolle nur verkaufen.

DAZ.online: Aber ist es nicht auch eine Aufgabe des Apothekers, auf die Kundenwünsche einzugehen und alle möglichen Behandlungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen, also auch die Homöopathie?

Hundertmark: Ja, ich werde die Belieferung homöopathischer Rezepte auch nicht einstellen, das darf ich ja auch gar nicht. Und auch die Wünsche der Kunden nach Homöopathie werde ich nicht sofort ablehnen, sondern sie nach dem Stand der evidenzbasierten Wissenschaft leitliniengerecht beraten. Ich glaube auch, dass wir Apotheker uns durch genau solche Entscheidungen vom Versandhandel abgrenzen.

„Auch so grenzen wir uns vom Versandhandel ab“

DAZ.online: Wie meinen Sie das?

Hundertmark: Wir sehen den ganzen Menschen vor uns, wir können fragen, aus welchen Gründen diese bestimmte Therapie gewünscht ist. Wir sind keine Verkäufer, wir hinterfragen, informieren seriös und beraten.

DAZ.online: Gehen wir mal ein konkretes Beispiel durch: Ich komme zu Ihnen in die Apotheke und möchte eine Packung Osanit kaufen, weil mein Kind Zahnungsschmerzen hat. Wie reagieren Sie?

Hundertmark: Ich gehe auf keinen Fall sofort und direkt an die Schublade und gebe Ihnen das Päckchen. Ich werde Sie fragen, wie es dem Kind geht, ob es vielleicht sogar Fieber hat oder nur lokale Schmerzen im Mund. Dann werde ich Ihnen Alternativen beziehungsweise viele Möglichkeiten anbieten, ein zahnendes Kleinkind medikamentös zu behandeln, wie etwa ein Lokalanästhetikum für den Mund, Kühlung oder – im Falle von Fieber und größeren Schmerzen – auch eine schmerzstillende Therapie mit Ibuprofen oder Paracetamol ins Spiel bringen. Und natürlich werde ich dann sagen, dass auch das gewünschte Homöopathikum eine Möglichkeit ist. Dass dieses Mittel allerdings nur eine Wirkung hat, weil sich der Zucker auf der Zunge des Kindes auflöst, deshalb interessant schmeckt und das Kind somit abgelenkt ist, werde ich erwähnen

DAZ.online: Wie mussten Sie eigentlich die Prozesse in Ihrer Apotheke umstellen, um sich auf das „Leben nach der Homöopathie“ einzustellen?
Hundertmark: Ich habe ein gesamtes Sichtwahlregal ausgeräumt, ich habe vielleicht noch vier oder fünf Fläschchen Homöopathie in der Schublade. Bei eingereichten Rezepten werden wir die Kunden derzeit in den allermeisten Fällen um Geduld bitten, weil wir das Präparat bestellen müssen – oder ihnen ganz ehrlich sagen, dass es eventuell in einer anderen Apotheke vorrätig ist und dort schneller bezogen werden kann.

(Foto: Bahnhof Apotheke)

„Ich merke das bei den Einnahmen“

DAZ.online: Sie verzichten also auch ganz klar auf Einkünfte. Wie können Sie das verkraften?

Hundertmark: Natürlich merke ich es, dass die Einnahmen fehlen. Ich hatte die Wahl und habe mich für den wissenschaftlichen und vor allem ehrlichen Weg entschieden. 

DAZ.online: Wie hat Ihr Team auf Ihre Entscheidung reagiert?

Hundertmark: Ich habe ein tolles Team. Im Übrigen habe ich diese Entscheidung nicht alleine getroffen, sondern mit dem Team gemeinsam. Wir haben uns lange überlegt, wie wir mit den Kundenwünschen künftig umgehen sollen und sind alle Leitlinien durchgegangen. Wir ziehen alle an einem Strang.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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23 Kommentare

Anpassung = Ehrlichkeit?

von Elisabeth Geitner am 20.08.2018 um 10:37 Uhr

Seit über 35 Jahren arbeite ich als Apothekerin. Ich komme aus der sog Schulmedizin und habe im Lauf der Zeit nicht nur sn meinen 3 Kindern erlebt, was Homöopathie leisten kann, vor allem wenn die etablierte Medizin an Ihre Grenzen stößt.
Sich nur nach sog Leitlinien zu richten, keine Erfahrungen mehr gelten zu lassen, seinen eigenen Verstand nicht mehr benutzen (zu dürfen), das hat für mich absolut nichts mit Ehrlichkeit zu tun, eher mit Anpassung und Gleichschaltung. Wo bleibt die vielgerühmte Intelligenz von uns Pharmazeuten/Apothekern (oft sehr gutes Abitur, schwieriges Studium) ? Erschöpft sie sich im Auswendiglernen? Und denken wir wirklich an unsere Patienten, die ja immer wieder auch zu uns kommen, grade wenn sie auf üblichen Wegen nicht mehr weiter kommen?

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Homo

von Fletzer am 20.08.2018 um 9:23 Uhr

sdf

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Grenzen der Selbstmedikation ausloten

von Elisabeth Thesing-Bleck am 19.08.2018 um 17:53 Uhr

Meiner Meinung nach ist die wichtigste Frage in der OTC Beratung die Frage nach den Grenzen der Selbstmedikation. Apothekerinnen und Apotheker sollten zunächst klären, ob das Anliegen, das ihnen vorgetragen wird, durch Selbstmedikation zu behandeln ist oder ob zu einem Arztbesuch geraten werden muss. Diese Frage zu klären ist ein Muss insbesondere für Patientengruppen, die ein hohes Risiko tragen. Dazu zählen ältere Menschen und kleine Kinder. Erst wenn diese Frage geklärt ist, dann kann evidenzbasierte Beratung angeboten werden. Das sollte selbstverständlich die Grundlage jeglicher Beratungstätigkeit in der Apotheke sein. Und dennoch gibt es eine nennenswerte Gruppe von Menschen bei den aus unterschiedlichen Gründen eine evidenzbasierte der Beratung nicht gereift. Ist es in diesem Fall nicht auch Aufgabe von Beratung, Therapiealternativen aufzuzeigen, die nicht mit wissenschaftlicher wie Evidenz belegt werden können? Als Beispiel bringe ich hier die Wechseljahresbeschwerden ins Gespräch. Wie berate ich eine Frau, die in dieser Lebenssituation hochbelastet ist, aus gutem Grund aber keine Hormone einnehmen will und auch nicht stündlich ihre durchgeschwitzte Kleidung wechseln kann?

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Sinnvoll? Besser ohne Beratung im Supermarkt?

von Pharmi am 19.08.2018 um 15:51 Uhr

Immer wieder liest man die Forderung, dass man homöopathische Mittel aus dem Apothekensortiment raus nehmen solle. Doch ist das wirklich sinnvoll? Fakt ist, dass es Millionen Menschen gibt die darauf schwören. Sollen sich diese Menschen ihre Globuli dann lieber im Supermarkt holen, so ohne jegliche Kontrollinstanz. Supermärkte sind in der Regel profitorientiert, da wird den Patienten niemand davon abraten. Dann lässt man die Patienten sich selbst überlassen, wenn Ihnen gesagt wird, sie sollen sich XY gegen Krebs oder andere schwere Krankheiten nehmen. Niemand wird sie dann mehr warnen können. Ist das sinnvoll?

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Kügelchen

von Conny am 17.08.2018 um 14:38 Uhr

Ein Thema was bewegt ! Ist auch mal was wert in der heutigen Zeit

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Unehrlicher POPULISMUS!

von Christian am 17.08.2018 um 12:13 Uhr

WENN man ausschließlich leitliniengerecht in der Apotheke beraten werden darf, müssten auch ALLE allopathischen Arzneimittel, die nicht in den Leitlinien erwähnt sind, entfernt werden. Also Grippostat, Hustensäfte etc. ... alles RAUS.

Ich vermute, dass - wenn man die Apothekerin Iris Hundertmark halbwegs ernst nehmen würde - ca. 80% aus den Regalen verschwinden müssten.

Ist sie konsequent? Oder geht es hier einfach nur gegen die Homöopathie und um einen geschickten PR-Coup der Skeptikergruppe (die "Story" von der Läuterung vom Saulus zum Paulus kennen wir ja schon von der Frau Dr. aus Heidelberg... hier ein ähnliches Prinzip für maximale "Glaubwürdigkeit").

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AW: Unehrlicher POPULISMUS

von Dr. Arnulf Diesel am 17.08.2018 um 16:58 Uhr

Die Kollegin hat neben den Leitlinien noch die Optionen "evidenzbasiert" und "ehrlich" angeführt. Damit kann man schon arbeiten. Aber klar, das Totschlagargument ist Populismus seitens der bösen chemischen Pharmalobby (repräsentiert durch die homöopathiekritische Apothekerin) gegen die selbstlosen Homöopathiefirmen (die C6H12O6 für nur 1000 Euro pro kg verkaufen).

Lob!

von Gregor Schulte am 17.08.2018 um 11:58 Uhr

Sehr gut, solche Apotheker wünsche ich mir auch für meine Heimatstadt! Dafür würde ich auch kilometerweit radeln, wenn wir hier so eine Homöop.-kritische Apotheke hätten. :-)

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Nur mal angemerkt

von Stefan Haydn am 17.08.2018 um 11:09 Uhr

Das Beispiel Osanit war echt schlecht gewählt.

Eigentlich sollte die Kollegin wissen, das hier kein Zucker sondern Xylitol benutzt wird. Vorteil: Es gibt beim Lutschen einen Kühleffekt, kann ja jeder selbst probieren.
Drum ziehe ich die ehrlich gesagt den Lokalanästhetika vor, da bzgl. Allergisierung weniger problematisch.

Ich bin selbst wahrlich kein Homöopathie-Fan, trotzdem ist es mir lieber ein Patient kann seine Schlafprobleme mit einem Wala oder DHU-Präparat in den Griff kriegen, als sich vom Arzt immer wieder ein Z-Präparat verordnen zu lassen.

Einfach verbannen hilft deswegen genau so wenig wie kommentarlos abgeben.
Es bleibt halt wie auch bei vielen OTC.Präparaten der Allopathie eine Gratwanderung.
Wenn die Kollegin an alle OTC-AM die gleichen Bewertungsmaßstäbe bzgl. Evidenz anlegt sieht es häufig leider auch recht düster aus.

Vielleicht sollte man heutzutage auch mal wieder in Medizin und Pharmazie den Erfahrungsschatz (durchaus auch die eigenen Erfahrungen) berücksichtigen und sich nicht nur blind auf die reine Evidenz verlassen (Was jetzt nicht bedeutet die Homöopathie nicht kritisch hinterfragen zu dürfen). Manchem Patienten entgehen so durchaus für ihn geeignete Therapiemöglichkeiten. Da waren v.a. ältere Mediziner (zwangsläufig) noch anders gestrickt

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AW: Nur mal angemerkt

von A. Hoffmann am 17.08.2018 um 11:51 Uhr

Einen Kühleffekt erziele ich auch mit einem gekühlten Beißring oder einem Stückchen Gurke oder Karotte aus dem Kühlschrank, dafür muss man noch nicht mal in die Apotheke. Ich schrieb übrigens nichts über ein konkretes Produkt, das Beispiel Osanit haben Sie angeführt.

Und mir ist durchaus bewusst, dass es auch bei den "bösen chemischen" Dingen einiges gibt, was jede Evidenz vermissen lässt, weshalb ich z.B. äußerst ungern Mucolytika wie ACC oder Ambroxol verkaufe. Das hat aber mit dem Thema Homöopathie überhaupt nichts zu tun.

Es gibt genügend milde pflanzliche Schlafmittel oder auch nichtmedikamentöse Methoden, die bei Schlafstörungen einen Versuch wert sind, auch da muss man nicht zu Homöopathika greifen. Es ist ja nicht so, als gäbe es nur die Alternative Homöopathie oder suchterzeugende RX-Präparate. Und diese Alternativen gibt es in jeder Indikation.

Es gibt in der Tat einige wenige Patienten, bei denen ich Homöopathie für vertretbar halte, das sind aber diese, die sie selbst aktiv nachfragen. Jeder muss nach seiner Facon glücklich werden und wenn für ihn eine homöopathische Therapie das Mittel der Wahl ist und er der Meinung ist, dass es ihm guttut, dann ist es so.

AW: Messen mit zweierlei Maß

von Stefan Haydn am 17.08.2018 um 15:28 Uhr

@A. Hofmann

Mir gehts hier nicht um eine Verteidigung der Homöopathie. Nichts läge mir ferner, sondern um Inkonsequenz.

Wenn ich schon evidenzbasiert handeln will, dann muss ich auch die OTC-Arzneimittel, RX-Arzneimittel und freiverkäuflichen Arzneimittel heranziehen.
Da wird das Sortiment aber sehr schnell überschaubar, gerade auch bei den von ihnen erwähnten pflanzlichen Alternativen im Schlafbereich, sogar bei der ärztlichen Verordnung.

Da kann ich dann nicht nur homöopathische Mittelchen an den Pranger stellen.

Was nun, wenn der Patient Allopathie, Naturheilkunde und Homöopathie schon durch hat und leider nur letztere in seinem Fall zum Erfolg führte.
Meiner Überzeugung bzgl. Quacksalberei Ausdruck verleihen und ihn evidenzbasiert im Regen stehen lassen?
Oder doch zähneknirschend die Globuli über den Tisch schieben getreu dem Motto es könnte schlimmer sein?

Gekühlter Beißring und Gurke ist super, nur leider eben bei längerem Außenaufenthalt etwas unpraktisch.

Grau ist alle Theorie, da immer alles von der jeweiligen Situation des Patienten/Kunden abhängt. Und dem muß geholfen werden.

Ich bin auf ihre Antwort gespannt.

Globuli gehören weder in die Sichtwahl noch in Apotheke

von S. Grönig am 17.08.2018 um 10:59 Uhr

Ich halte es so wie A. Hoffmann. Globuli und Schüssler Salze gehören nicht in die Sichtwahl und werden nur auf Nachfrage oder Verordnung abgeben oder erst bestellt. Bei Kundenwünschen merkt man aber auch oft schnell, dass die Kunden gar keine Ahnung haben was Homöopathie überhaupt ist.
Ich: " Etwas homöopathische kann ich Ihnen nicht empfehlen, aber gerne ein pflanzliches Präpart."
Kunde: " Das meine ich doch"
Da könnt ich ausrasten. Ganz zu Schweigen über die Unwissenheit zu Potenzen.

Die Apothekenpflicht für homöopathische AM muss fallen, damit die Leute endlich merken, dass Globuli nur überteuerter Zucker sind und keine richtigen Arzneimittel. Sollen Rossmann und Co das Zeug ruhig verkaufen! Ich kann auf die paar Euro Rohertrag gerne verzichten. Die Industrie und die Kollegen, die sich auf den Schwachsinn spezialisiert haben wahrscheinlich nicht. Aber wer aus Überzeugung Homöopathie verkauft, dem sollte eh die Approbation entzogen werden. Und diejenigen die es empfehlen, weil es der Markt verlangt, sollten eh keine Apotheke leiten.

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AW: Globuli gehören weder in die Sichtwahl

von Ute Lehmann am 18.08.2018 um 11:22 Uhr

.... Herr Göring...bevor Sie ausrasten müssen - wie wäre es, wenn Sie die Fachbegriffe, mit denen Sie (alle) hier so um sich werfen, in einer kurzen Übersetzung - es reicht ja das eingedeutschte Wort - mit anhängen...dann bräuchten Sie hier schon mal nicht "ausrasten"....

Und zum anderen - in Punkt - es ist ja nur überteuerter Zucker. Dazu möchte ich dann doch gerne ein gewaltiges Veto einlegen.
Da ich mich, nur bedingt und minimal, in der Medizin auskenne, egal ob es "normale", homöopathische oder pflanzliche Medikamente sind, erzähle ich von meiner Erfahrung.
Diese Erfahrungen, habe ich während meinen Schwangerschaften, bzw Geburten, gemacht...und - und da hab ich Ihnen und all den anderen, hier schreibenden Männern, das voraus, dass Sie da - schlicht und einfach - Null mitreden können.
Zum Erlebten. Während der Entbindung von meinem ersten Kind, kam der ganze Spaß zum Stocken. Ich hatte ziemlich heftige Übergangswehen (dass ist der fiese Abschnitt einer Geburt, bevor es in die Presswehen geht), saß auf der Toilette im uralt-Kreißsaal - einer klassischen, dämlich engen Schulhaus-Toilettenkabine - und schlug wild um mich, da ich (bzw mein Körper) mit diesen Wehen nicht klar kam. Ich bekam von der Hebamme, Belladonna - Globuli...mein absoluter Erstkontakt. Mir ging es, innerhalb von Minuten erheblich besser - und (!) ich war aber noch in dieser Phase...
Das zweite Erlebnis - kurz nach der Geburt unseres ersten Kindes - der mit der Saugglocke geholt wurde und komplett durch den Geburtskanal gezerrt worden ist. Andi bekam, kaum aus mir geschlüpft, Arnika. Und er hatte nicht diesen fürchterlichen Bluterguß am Kopf, den ich bei etlichen Kindern, zu diesem Zeitpunkt schon gesehen hatte. Er war, denke ich mir mal, zu jung, um sich etwas einzubilden...
Bei unserem dritten Kind, hatte ich das "zauberhafte" Thema - Hämorrhoiden...ein Alptraum. An sich schon, während einer Schwangerschaft....
Ich bekam von meinem Gynäkologen Salben, Zäpfchen, etc pp und es funktionierte. Dann hatte ich den Spaß aber noch mal, in den letzten vier Wochen vor der Entbindung. So, und jetzt bin ich schon ziemlich gespannt, wie Sie mir das erklären können. Es half nämlich nichts mehr - N I C H T S !! Und das mit Ansage!...meines Gynäkologen, der meinte, dass mir vielleicht ein wenig der Schmerz genommen wird und mir deshalb fleißig weiter verschrieb....und meine Hebamme - die von mir und tausend anderen Frauen, hoch verehrte Frau Marianne Gegg. Sie konnte mich auch nur mitleidig ansehen und mir empfehlen, wie ich den Stuhlgang lockern kann und mich auf, nach der Geburt, vertrösten...wie es mir bei dem Gedanken Hämorrhoiden und ein Kind gebären, ging es - nein, ;ein, dass kann sich keiner von Ihnen, auch nur im Ansatz vorstellen. Ich hab sie wenige Stunden, nach der Geburt, Frau Gegg getroffen und sie ist sofort los und hat mir Globuli gegeben - Tabaccum. Ich hab sie genommen und habe auch nur einen Bruchteil der Dosen benötigt. Was soll ich sagen - die Biester waren noch am selben Abend weg !!
....und nein, ich hatte keine Zeit, so in mich zu gehen, dass ich mir das einbilden konnte - so wie auch mein frisch geborene Kind, es sich nicht einbilden konnte.
Ich bin extrem neugierig, auf Ihre Antwort.... WIE kann das sein?
Es gibt viel zwischen Himmel und Erde, glauben Sie mir. Und ich sehe die Homöopathie, Pflanzenheilkunde oder Schulmedizin, durchaus kritisch...und vielleicht haben Sie ja auch gleich eine Erklärung, warum mein Bruder - Dr. rer nat - auch extrem kritisch, wenn es um die Zuckerkugerl geht, bei dem "Problem", dass mich ereilt hatte, die Globuli, für den Selbstversuch ablehnte? - doch nicht nur Zucker?

AW: Globuli gehören weder in die Sichtwahl

von Pharmi am 19.08.2018 um 15:59 Uhr

Wie in meinem Kommentar weiter unten geschrieben, finden Sie es dann aus heilberuflicher Sicht sinnvoller die Patienten sich selbst zu überlassen und eben jene Kontrollinstanz des Apothekers zu streichen? Bleibt die Apothekenpflicht, können Sie die Kunden aktiv warnen oder ihnen abraten. Es ist ein Fakt, dass Millionen von Menschen die Mittel nehmen... genauso ist es Fakt, dass es genug Leute gibt, die den Patienten Globuli statt Medikamente gegen z.b. Krebs empfehlen... Ist es dann aus Ihrer Sicht sinnvoller, diese Leute sich selbst zu überlassen?

Homöopathie

von Dr Mathias Keil am 17.08.2018 um 9:38 Uhr

Wir Apotheker sind alle gefordert basierend auf unserem Fachwissen und Erfahrungen die Patienten korrekt und state of the art zu beraten, das gilt aber auch für nicht- homöopathische und somit zugelassene Produkte.
Allerdings gilt auch der Satz: "Wer heilt, hat Recht" und dieser verursacht mitunter eine Gratwanderung. Homöopathische Produkte können durchaus bei einigen Patienten die gewünschte Wirkung hervorrufen, allerdings nicht über dem Niveau eines Placebos. Dies ist sicherlich kein wissenschaftlicher Therapie-Ansatz, aber für diejenigen die Hilfe erfahren dennoch äusserst positiv. Wir dürfen somit das Kind nicht mit dem Bad ausschütten, denn wenn wir als Arzneimittelspezialisten homöopathische Produkte aus der Apotheke "vertreiben" freuen sich Rossmann, DM etc. über ein neues Segment in deren Märkten (siehe die gegenwärtige Diskussion in der Politik zur Apothekenpflicht von Homöopathika). Daran kann uns nicht gelegen sein, denn dann bekommen wir nämlich die Patienten gar nicht mehr zu Gesicht, denen wir ggf. eine Beratung zur evidenzbasierten Anwendung von AM oder anderen Maßnahmen erläutern könnten. Auch ist die Politik gefordert bei den Gebrauchsinformationen und Werbeaussagen von bestimmten registrierten AM genauer hinzuschauen und das Wording in der Gebrauchsinformation dem Stand der Wissenschaft anzupassen und für Transparenz zu sorgen. Was hier zum Teil beworben wird ist haarsträubend !!
Es muss ja nicht gleich die US- FDA-Regelung umgesetzt werden, die eine Kennzeichnung von Homöopathika derart vorschreibt, dass diese AM nicht dem Stand der Wissenschaft entsprechend geprüft wurdeni und nur bei Krankheitsbildern eingesetzt werden dürfen, bei denen eine hohe Spontan- bzw. Placeboheilung erweisen ist.

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Wer verkauft, hat recht?

von A. Hoffmann am 17.08.2018 um 9:20 Uhr

Schade, dass man meint, man müsse einen Mediziner ins Boot holen, der einen zur pharmazeutischen Kernkompetenz der leitliniengerechten Beratung berät.
Eigentlich darf es nicht sein, dass man nach einem wissenschaftlichen Studium alle seine Grundsätze über Bord wirft und aus finanziellen (?) Gründen (und gespeist von Fortbildungen von Kammern, die dem ganzen einen pseudo-wissenschaftlichen und anerkannten Anspruch geben) Placebos aktiv verkauft und im Beratungsgespräch empfiehlt. Was Patienten selbst verlangen, ist ihnen überlassen, aber wer nach einem Pharmaziestudium aktiv Homöopathie verkauft, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden. Das gilt übrigens auch für Ärztinnen und Ärzte.

In unserer Apotheke gab es noch nie Homöopathie in der Sichtwahl, auf Verlangen von Patienten oder bei Vorliegen einer Verschreibung geben wir sie ab, aber aktiv empfohlen wird sie nicht. Ich empfinde alles andere als unehrlich.

Und nein, "wer heilt, hat recht" gilt nicht. Wer mit bewusster Täuschung "heilt" - wenn die Selbstheilungskräfte des Körpers auch ausgereicht hätten, der hat nicht recht, sondern verdient Geld mit Unnötigem. Eine virale Bindehautentzündung heilt auch ohne Euphrasia D6 von selbst aus. Ein Hämatom wird auch ohne Arnica D6 verblassen. Ein zahnendes Kind braucht keine Globuli, sondern Schmerzmittel, wenn es zu sehr schmerzt.

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AW: Die Naturwissenschaft hat recht

von Dr. Arnulf Diesel am 17.08.2018 um 10:57 Uhr

Richtig, Frau / Herr Kollege Hoffmann, wir brauchen keinen Arzt mit ins Boot zu holen, aber schaden tut es doch auch nicht. mit den Ärzten sind wir naturwissenschaftliche, akademische Heilberufler, das sind viele Gemeinsamkeiten bei den unterschiedlichen Aufgaben bereichen. Zustimmung auch zum Verbannen der Homöopathie aus der Sichtwahl. Klar kann man mit Homöopathie den ein oder anderen Euro absahnen, aber das ist dann keine naturwissenschaftlich - pharmazeutische Beratung. Meist auch keine homöopatische, denn die Anamnese nach dauert wohl mind. 30 min., also nicht Arnica D6 und tschüss. Auch bei mir gilt die Anweisung, Homöopathie nicht in der Sichtwahl und nur auf Verordnung oder genaue Kundennachfrage, wobei keine Indikationen oder Dosierungen erdichtet werden dürfen, die nicht im Beipackzettel stehen. Bei Hebammenempfehlung für eitrige Augen wird natürlich zum Arzt verwiesen.

Wahrheit und Ehrlichkeit - anhängig vom Standpunkt?

von Andreas Schmitt am 17.08.2018 um 9:18 Uhr

Was verstehen Sie unter "evidenzbasiert und leitliniengerecht" Frau Hundertmark? Wer hat diese Begriffe definiert bzw. die Leitlienien aufgestellt?

Wer sich der Wahrheit verplichtet fühlt, sollte nicht nur eine Seite befragen; Prüfmethoden, die für allopathische Medikamente entwickelt wurden auch unverändert auf homöopathische Medikamente anwenden zu wollen, ist so, als würde man die Geschicklichkeit von Tieren danach beurteilen, ob sie auf einen Baum klettern können und damit beweisen wollen, dass ein Affe geschickter als ein Tintenfisch sei...
Wer ehrlich sein möchte, muss sich umfassend informieren. Dazu gehört auch, nicht nur den Affen zu fragen, was er unter Geschicklichkeit versteht, sondern auch den Tintenfisch - und dann in unserem Fall anzuerkennen, dass es durchaus durch Studien belegt wurde, dass homöopathische Medikamente z.B. wirksamer als Plazebos sind.
Ich kann und will hier keinen vollständigen Überblick geben, aber vielleicht sollten Sie, Frau Hundertmark z.B. auch mal Informationen wie diese hier (https://www.lifeline.de/homoeopathie/expertenwissen/wirksamkeit-studien-id155952.html) lesen; weitere Internetrecherchen sollte jemand, der sogar so ein schwieriges Studium wie das der Pharmazie absolviert hat selbst durchführen können.

Jedenfalls ist es in meinen Augen eine Farce, sich als ehrlich auszugeben und dann den Kunden, der ein homöopathisches kaufen möchte davon überzeugen zu wollen, dass in dem gewünschten homöopathischen Medikament nur der Zucker wirkt.
Sie können ja darauf hinweisen, dass Sie keine für allopatische Medikamente üblichen Studien kennen, die die Wirksamkeit des homöopathischen Medikaments belegen - aber zu behaupten, das da nur der Zucker wirkt ist eben nicht ehrlich! ...oder können Sie diese Behauptung mit einer Studie belegen?

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AW: Wahrheit und Ehrlichkeit - anhängig vom

von Ute Parsch am 18.08.2018 um 1:05 Uhr

Es sind genau solche Sätze wie "Prüfmethoden, die für allopathische Medikamente entwickelt wurden auch unverändert auf homöopathische Medikamente anwenden zu wollen, ist so, als würde man die Geschicklichkeit von Tieren danach beurteilen, ob sie auf einen Baum klettern können und damit beweisen wollen, dass ein Affe geschickter als ein Tintenfisch sei... ", die mich auf die Palme bringen, wenn ich sie von einem Apotheker zu hören bekomme. Es sind genau solche Sätze, bei denen ich jedwedes Vertrauen in die Fachkompetenz dieses gesamten Berufsstandes verliere.

Gute Güte, lernt man denn im Pharmaziestudium etwa nicht, wie randomisierte, verblindete Studien funktionieren und dass man damit sogar allerbestens prüfen kann, ob Homöopathika Effekte über Placebo hervorrufen? Das ist so ein pseudowissenschaftliches Scheinargument, das Sie da vortragen!

Claudia Witt war bis 2015 von der homöopathiefördernden Carstens-Stiftung bezahlte Stiftungsprofessorin für Komplementärmedizin - also unverdächtig, eine unsachliche Kritikerin der Homöopathie zu sein. Sie schrieb genau zu dieser Zeit zu diesem Thema:
"Kann man die Homöopathie in placebo‐kontrollierten Studien erforschen?
Wenn es um die alleinige Wirksamkeit der homöopathischen Arzneimittel geht, kann man diese selbstverständlich in randomisierten placebo‐kontrollierten Studien untersuchen. Selbst die Form der ausführlichen Anamnese und Auswahl der individuellen Arznei lässt sich in diesen Studiendesign berücksichtigen, was auch schon mehrfach gemacht wurde. In diesem Fall erhalten Patienten beider Gruppen die Anamnese und der homöopathische Arzt sucht die passende Arznei aus. Die Apotheke schickt dann entweder die Arznei oder Placebo an den Patienten. Arzt und Patient wissen beide nicht, wer was bekommt."

""Sie, Frau Hundertmark z.B. auch mal Informationen wie diese hier (...) lesen;""

Vermutlich hat sich Frau Hundertmark als kompetente Pharmazeutin halt von einer derartigen Werbeseite nicht täuschen lassen. Die dortigen Informationen sind nämlich ordentlich beschönigt.

Mathie hat gewaltig tricksen müssen, um eine minimale statistische Signifikanz zu bekommen. Er hat dafür Studien, die von mehreren anderen Autoren als hochwertig eingestuft worden waren (etwa die Münchner Kopfschmerzstudie) grundlos ausgemustert und als "beste" Arbeiten 3 Pilotstudien mit minimalen Teilnehmerzahlen hergenommen... eigentlich ein "no-go".

Selbst dann aber ist sein Fazit um Größenordnungen bescheidener als solche Werbetexte es darstellen: ""Medicines prescribed in individualised homeopathy __may have__ small, specific treatment effects. (...) The low or unclear overall quality of the evidence prompts caution in interpreting the findings.""

Erheblich aussagekräftiger ist das die deutlich umfassendere Arbeit des australischen NHMRC, die keine stichhaltigen Argumente für eine Überlegenheit gegen Placebo findet. Dieser Einschätzung haben sich seitdem der britische NHS, die amerikanische FDA und die Dachorganisation der Europäischen Wissenschaftsakademien EASAC angeschlossen. - Kurz: Wir haben wissenschaftlich bzgl. der Homöopathie international absoluten Konsens.

Und deswegen ist es so traurig, wenn der Patient von deutschen Apothekern stattdessen so was lesen muss wie Ihren Kommentar.




jeder muss für sich entscheiden

von Karl Friedrich Müller am 17.08.2018 um 8:55 Uhr

Schade eigentlich.
Homöopathie hilft, auch wenn es viele, die sich möglicherweise gar nicht so mit dem Thema beschäftigt haben, nicht glauben wollen. Und hilft auch nicht jeden, wie andere AM auch.
Homöopathie ist auch nicht wirkstofflos, zumindest nicht in den niedrigen Potenzen.
Beratung zu Homöopathie entbindet nicht von der Verpflichtung zu erkennen, wann eine andere Therapie notwendig ist. Auch hier kann man die Abgabe verweigern, wenn es Unsinn ist. Einfach über den Tresen (OTC?) ist auch hier falsch, wie bei anderen AM auch, wenn nicht noch verkehrter.
Leitlinien ändern sich auch. Neue Erkenntnisse,, neue Leitlinien. Da kann es schon sein, dass man in der Vergangenheit leitliniengerecht falsch beraten hat.
Die Engstirnigkeit ist das Problem. Man will Richtlinien, die sklavisch einzuhalten sind. Das geht nicht. Viele sind aber so gestrickt. Sieht man auch in anderen Bereichen. Wehe, einer weicht ab. Da ist das Geschrei groß - und genau das ist auch das Problem. Hass und Geschrei. Keine Argumente. Wird immer schlimmer. Und diese Leute bilden dann die öffentliche Meinung. So schade, so verrückt.

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AW: jeder muss für sich entscheiden

von Alex am 17.08.2018 um 9:37 Uhr

Das hat nichts mit Engstirnigkeit zu tun, sondern ist nur konsequent. Der Apotheker MUSS aufgrund des aktuellen Kenntnisstandes der Wissenschaft beraten, und der ist eindeutig: Homöopathie wirkt nicht besser als Placebo! Das muss auch so gesagt werden. Dann kann Homöopathie von mir aus auch gegen kleine Wehwehchen, die sowieso weggehen, angewendet werden.

Engstirnig sind die, die auf einer Heilslehre beharren, die sich seit über 200 Jahren nicht verändert hat.

AW: Ist so ne Sache

von Stefan Haydn am 17.08.2018 um 15:45 Uhr

mit den Leitlinien und leitliniengerecht und dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
Gab es ja schon öfter, das sich manches um 180° gedreht hat. Kochsalz und Bluthochdruck ist so ein aktuelles Beispiel.
Vitamin D oder Vitamin B12 ist auch so ein Thema.

Letztlich ist blinde Leitlinientreue ohne eigenen Sachverstand oder Berücksichtigung eines Erfahrungsschatzes zur Bewertung genauso dämlich wie pures Beharren auf Alternativmedizin und Ablehnung der Allopathie.

Bis zur Einführung klinischer Studien war die Medizin vor allem auf Empirie begründet. Heute hat man die komplett verbannt, was ihr in vielen Dingen nicht nur zum Vorteil gereicht.
Steht nicht in der Leitlinie? Machen wir mal lieber nicht, muss der Patient eben mit klarkommen. Ist zwar theoretisch wirksam, auch logisch zu erklären, steht aber nicht in der Zulassung? Dann lieber nicht!

Man fällt immer von einem Extrem ins andere.

Leitlinienroboter

von Thomas Kerlag am 17.08.2018 um 8:26 Uhr

Leitliniengläubige Naivität. Wir alle Wissen, Heilung wird unterschiedlich angestoßen...
Obwohl ich kein Verfechter der Homöopathie bin.

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