Digitalisierung

Wort & Bild-Verlag wirbt bei Apothekern für gemeinsame Bestell-Plattform

Berlin - 15.08.2018, 16:05 Uhr

Der Wort & Bild-Verlag will gemeinsam mit anderen Akteuren eine gemeinsame Bestell-Plattform schaffen. Nun hat Verlags-CEO Andreas Arntzen bei den Apothekern für seine Idee geworben. (b / Foto: Imago)

Der Wort & Bild-Verlag will gemeinsam mit anderen Akteuren eine gemeinsame Bestell-Plattform schaffen. Nun hat Verlags-CEO Andreas Arntzen bei den Apothekern für seine Idee geworben. (b / Foto: Imago)


Was die Digitalisierung betrifft, kommt derzeit Leben in den Apothekenmarkt: Die ABDA tüftelt am eigenen E-Rezept, Vorbestell-Apps sprießen aus dem Boden und Ideen für Bestell-Plattformen für Vor-Ort-Apotheker gibt es auch. Im Juli mischte sich der Wort & Bild-Verlag ein: CEO Andreas Arntzen kündigte im DAZ.online-Interview an, dass er mit anderen Marktteilnehmern eine Bestell-Plattform bauen will, von der alle Apotheker profitieren sollen. Für die Umsetzung seiner Idee hat Arntzen noch keine Partner gefunden. Nun wirbt er bei den Apothekern für seinen Plan.

Im vergangenen Jahr waren es die Noweda und der Burda-Verlag, die erstmals eine Initiative in Richtung gemeinsame Bestell-Plattform für Apotheker vorstellten. Die Idee: Der Apothekenkunde kann auf einer Internetseite seine gewünschten Produkte aussuchen und sich dann überlegen, ob er das Produkt in einer teilnehmenden Noweda-Apotheke abholen will oder die Waren lieber nach Hause geliefert haben möchte. So richtig aus den Startlöchern kam die Noweda-Plattform seitdem nicht: Jedenfalls sind keine weiteren Entwicklungsschritte bekannt geworden.

Im vergangenen Monat machte dann der CEO des Wort & Bild-Verlages („Apotheken Umschau“) eine Ansage, die für viel Wirbel im Markt sorgte: Gegenüber DAZ.online erklärte Andreas Arntzen, dass er eine „gemeinsame Plattform für alle Apotheker“ anstrebe. Es gehe darum, DocMorris, Amazon und Co. den Kampf anzusagen. Viel Konkretes hatte Arntzen allerdings nicht zu vermelden: Es gebe weder eine Übernahme noch eine Kooperation, die sein Verlag im Moment anstrebt, um dieses Ziel zu erreichen. Auch wisse er nicht, bis wann eine solche Plattform ins Leben gerufen werden könne. Vielmehr wolle er nun die richtigen Partner dafür gewinnen, weil es aus seiner Sicht mehrerer großer Akteure bedürfe, um das Projekt zu stemmen.

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Offensichtlich sucht Arntzen mögliche Partner für seine Idee zunächst im Apothekerlager. Denn in einem Brief an die Chefs der Apothekerverbände, der DAZ.online vorliegt, trommelt er für seinen Vorschlag. In dem Brief heißt es, dass die Digitalisierung eine „Dynamik und finale Auswirkungen“ haben werde, die im Moment noch keiner vorhersagen könne. Nochmals bekräftigt der Umschau-Chef, dass sich die Apotheker im Markt gegen Amazon und Co. wappnen müssen:  „Fest steht auch, dass internationale, branchenfremde Unternehmen in Ihrem Markt agieren, die eine zukünftige Bedrohung für die Apotheke vor Ort darstellen.“

Und so kommt er zu dem Schluss, dass es nun an der Zeit ist, dass auch die Apotheker mit einem konzertierten Projekt ins Internet-Geschäft einsteigen sollen. Wörtlich beschreibt er das so:


Ich bin der festen Überzeugung, dass die einzige Chance in einer gemeinsamen Plattform liegt, die allen Apotheken zur Verfügung steht.  Zusammen mit strategischen Partnern soll diese das Geschäft der Apotheke vor Ort digital im Sinne der Kunden erweitern. Dabei müssen der Kunde und der Umsatz bei Ihnen und Ihrer Apotheke verbleiben. Der Wort & Bild-Verlag wird alle Aktivitäten unterstützen, die diesem Modell Rechnung tragen und so nachhaltig die klassische Apotheke stärken.

Brief von Andreas Arntzen, CEO des Wort & Bild-Verlages an die Apotheker


Plant der Wort & Bild-Verlag eine Übernahme?

Doch auch in diesem Schreiben bleibt der Verlagschef vage, was die konkrete Umsetzung seines Planes betrifft. Man wisse nicht, ob es gelinge, „die notwendigen Marktteilnehmer für einen solchen Ansatz zu gewinnen“. Vielmehr möchte er die Apotheker „darüber informieren, woran man glaube und wofür man sich aktuell einsetze, um als ihr Partner den gemeinsamen Herausforderungen aktiv zu begegnen“.

Schon Wochen zuvor hatte es Gerüchte gegeben, dass der Verlag im Markt aktiv wird und ein oder mehrere Unternehmen übernimmt, die Expertise in dem Bereich haben. Der Name „Curacado“ wurde dabei beispielsweise des Öfteren genannt. Curacado ist ein Online-Dienstleister für Apotheker, der vom Nürnberger Pharmazeuten Ralf König gegründet wurde. Doch gegenüber DAZ.online erklärte Arntzen, dass nichts dran sei an diesen Gerüchten: „Wir haben schon viele Gespräche geführt und den Markt sondiert, nicht nur Richtung Dienstleister, sondern auch mit technischen Anbietern. Am Ende geht es darum, die Bedürfnisse des Kunden einzufangen.“

Auch das Gerücht, dass man mit dem „Einstieg in den Versandhandel schwindenden Umschau-Umsätzen“ entgegenwirken wolle, stimmt laut Arntzen nicht. „Wir sehen uns als Partner der Apotheken und wollen diese unterstützen in einem Bereich, der für viele neu ist und den sie in ihrer Komplexität gar nicht durchdringen. Natürlich haben wir Interesse daran, den Bestand der Apotheken zu erhalten, so wie viele andere auch.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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