Wissenschaftliches Institut der AOK

Weniger Pillen mit hohem, aber mehr mit unklarem Risiko

Stuttgart - 15.08.2018, 13:35 Uhr

Das Wissenschaftliche Institut der AOK hat sich GKV-Verordnungsdaten zur Pille angesehen. (j / Foto: Dominique VERNIER / stock.adobe.com)

Das Wissenschaftliche Institut der AOK hat sich GKV-Verordnungsdaten zur Pille angesehen. (j / Foto: Dominique VERNIER / stock.adobe.com)


Regionale Unterschiede: Bremen vorne

Zudem gibt es regionale Unterschiede bei der Verordnung der risikoreicheren Präparate, wie das WIdO feststellt. So werden in Bremen mit einem Verordnungsanteil von 49 Prozent im Jahr 2017 die wenigsten risikoreichen Präparate. In Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und im Saarland hingegen lag der Anteil der risikoreicheren Pillen im vergangenen Jahr jeweils bei etwa 59 Prozent. Sie bilden damit die Schlusslichter der Auswertung. Den größten Rückgang bei der Verordnung dieser Präparate gab es in den letzten fünf Jahren in Bayern – von knapp 70 Prozent im Jahr 2012 auf 55 Prozent im Jahr 2017.

Laut Arzneiverordnungsreport ist die Zahl der zulasten der GKV verschriebenen Kontrazeptiva insgesamt zurückgegangen: von 382 Millionen Tagesdosen im Jahr 2007 auf 292 im Jahr 2016. 

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Einige Pillen aus der Gruppe mit den höheren Thromboserisiko haben neben der Verhütung weitere Indikationen, zum Beispiel Akne, und werden von den Herstellern auch entsprechend „für eine schöne Haut“ oder ähnlich vermarktet. Mit der Frage, ob das Nutzen-Risiko-Verhältnis von oralen Kontrazeptiva mit 2 mg Dienogest und 0,03 mg Ethinylestradiol den Einsatz bei mittelschwere Akne rechtfertigt, hat sich vor einiger Zeit die EMA beschäftigt. Die Initiative dafür kam aus Großbritannien. Man hatte dort Zweifel#

am Nutzen für diese Indikation geäußert. So gibt es nach Ansicht des CHMP genügend Evidenz, um den Einsatz der Kombination Dienogest/Ethinylestradiol bei mittelschwerer Akne grundsätzlich zu befürworten – allerdings nur, wenn topische Therapien oder orale Antibiotika nicht wirksam sind. Zudem sollten die jeweiligen Arzneimittel, die ja auch zur Verhütung zugelassen sind, nur Frauen verordnet werden, die eine orale hormonelle Kontrazeption wünschen. Um abzuschätzen, ob die Gefahr einer VTE unter Dienogest/Ethinylestradiol größer oder kleiner als bei Pillen mit anderen Wirkstoffen ist, reichten im Moment die Daten nicht aus, heißt es weiter. Weitere Ergebnisse hierzu werden aber erwartet.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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