Gesundheitspolitische Diskussion in Sachsen

Schmidt: Kammern könnten Rezeptsammelstellen anweisen

Chemnitz - 14.08.2018, 17:45 Uhr

Sie wollen die Apotheke auch im Dorf (v.l.): Thomas Dittrich
(Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbands), Alexander Krauß (MdB, CDU),
Göran Donner (Vizepräsident der Sächsischen Landesapothekerkammer) Friedemann
Schmidt (Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer), Regina Kraushaar
(Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und
Verbrauchschutz). ( r / Foto: diz)

Sie wollen die Apotheke auch im Dorf (v.l.): Thomas Dittrich (Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbands), Alexander Krauß (MdB, CDU), Göran Donner (Vizepräsident der Sächsischen Landesapothekerkammer) Friedemann Schmidt (Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer), Regina Kraushaar (Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbrauchschutz). ( r / Foto: diz)


Koalitionsvertrag mit Rx-Versandverbot gilt

Er möchte auf alle Fälle, dass die Apotheke im Dorf bleibt: CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß, der seit 2017 im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages mitarbeitet. Er machte deutlich, dass es ihm bei der Arzneimittelversorgung um Qualität und Sicherheit geht, „das liegt mir am Herzen“. Er hält nichts vom Rx-Versandhandel aus dem Ausland: „Das Rx-Versandverbot steht im Koalitionsvertrag und der gilt weiterhin“, so Krauß, „ich bin sicher, wir werden vorankommen.“

Unterstützung kam auch von Regina Kraushaar, Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz: „Die Regierung will, dass sich das Leben in der Fläche gleichwertig entwickelt wie in den Städten.“ Kraushaar kann sich dabei die Erprobung von telemedizinischen und telepharmazeutischen Modelle vorstellen. Wenn in einem Nebenraum in einer Apotheke ein Patient eine Videosprechstunde mit einem Arzt hat, wie es beispielsweise schon in der Schweiz praktiziert wird, dann ist dies für Kraushaar „nicht ganz abwegig – denn: Keinen Zugang zu einem Arzt ist auch keine Lösung“. Sie rief dazu auf, Modelle anzupacken: „Lasst uns mal was versuchen.“

Schmidt brachte den Gedanken in die Diskussion ein, dass Apotheker durchaus bereit wären, verschiedenen Dienstleistungen jenseits der unmittelbaren Arzneimittelversorgung zu erbringen. Allerdings müsste es dann möglich sein, dass sie dafür von den Krankenkassen honoriert werden. Schmidt: „Die zentrale Forderung der Apotheker an die Politik: Die Regierung muss die Rechtsgrundlage für Spezialverträge zwischen Krankenkassen und Apotheken schaffen, und die Politik muss die Krankenkassen dazu treiben, solche Verträge dann auch abzuschließen.“

Sorgen der Landapotheker

Schwierigkeiten, Mitarbeiter für Landapotheken zu finden, bestätigten die anwesenden Apothekerinnen und Apotheker. Ein Apotheker, der mit einer PTA und einer PKA alleine in der Apotheke steht, regte dazu an, über flexiblere Vertretungsregelungen nachzudenken oder über Möglichkeiten, eine Apotheke auch mal zeitweise zu schließen, „bevor man ganz dicht machen muss“. Selbstkritisch gab eine Apothekerin zu bedenken, dass die Entlohnung der Mitarbeiter konkurrenzfähig sein muss mit Gehältern von Arbeitsplätzen außerhalb der öffentlichen Apotheke. Und eine andere Apothekerin wünschte sich mehr Ausbildungsplätze für Pharmazeuten. Der Gesundheitspolitiker Krauß könnte sich vorstellen, dass die Pharmazeutenausbildung in Leipzig wachsen sollte und sächsische Landeskinder bevorzugt einen Studienplatz in Leipzig erhalten könnten.

ARMIN und Digitales

Dass Apotheken bereit und willens sind, neue Aufgaben zu übernehmen und so dazu beitragen, einer Ausdünnung der ärztlichen Versorgung entgegenzuwirken, zeigte Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbands, anhand des Modells ARMIN. Mit dieser Arzneimittelinitiative von Sachsen und Thüringen lasse sich die Betreuung chronischer Patienten über die eigentliche Arzneimittelabgabe hinaus verbessern. Der Modellversuch, der einen elektronischen Medikationsplan, einen ärztlichen Medikationskatalog und das Medikationsmanagement durch Apotheken umfasst, läuft bis Ende März 2022. Ziel sei es, das Modell in die Regelversorgung zu überführen.

Und schließlich, so Dittrich, arbeite man auch in Sachsen an der Installation einer elektronischen Rezeptsammelstelle, wie es sie bereits in Baden-Württemberg und im Saarland gibt.

Die Politiker Kraushaar und Krauß nahmen von der Veranstaltung mit, dass die Apotheker bereit sind, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Sie wünschten sich, weitere Modelle zu erproben, mit denen die flächendeckende medizinische und Arzneimittel-Versorgung auf dem Land erhalten bleibt. Sie bekannten sich dazu: „Wir wollen die Apotheke im Dorf lassen.“



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Rezeptsammelstellen durch Kammern anweisen

von Uwe Hüsgen am 15.08.2018 um 13:32 Uhr

Es gab mal einen DAZ-Beitrag "Denkmodell Kassenapothekerliche Vereinigung" DAZ-Nr. 29/2016). Vielleicht sollten sich Gesundheitspolitiker*innen diesen Beitrag mal ansehen

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