Digitalisierung

ABDA legt Plan für eigenes E-Rezept vor

Berlin - 10.08.2018, 13:40 Uhr

Geht es nach dem Wunsch der ABDA, soll bis Mitte 2020 ein eigenes E-Rezept-Modell flächendeckend ausgerollt werden können. Dabei sollen Patienten ihr E-Rezept auch via Smartphone in die Apotheke bringen können. (b / Foto: Imago)

Geht es nach dem Wunsch der ABDA, soll bis Mitte 2020 ein eigenes E-Rezept-Modell flächendeckend ausgerollt werden können. Dabei sollen Patienten ihr E-Rezept auch via Smartphone in die Apotheke bringen können. (b / Foto: Imago)


ABDA startet Umfrage bei Mitgliedern

Stufe 2

Die zweite Stufe ist wesentlich konkreter gefasst in der Projektskizze. Hierbei geht die ABDA nämlich schon davon aus, dass alle Beteiligten einen sogenannten Konnektor haben, um sich an die TI anzubinden. Der Arzt soll einen Verordnungsdatensatz erstellen, auf dem eine elektronische Signatur steht. Diesen Datensatz soll der Arzt einerseits auf einem Server speichern, aber auch an den Patienten weitergeben – laut ABDA entweder auf der eGK, in einer Smartphone-App oder ausgedruckt auf Papier. Der Patient sucht sich eine Apotheke aus und bringt das E-Rezept in die Apotheke. Der Apotheker ruft sich die auf dem Server gespeicherten Daten herunter, beliefert den Patienten und schickt den Datenabrechnungssatz an sein Rechenzentrum. Was den Zeitplan betrifft, will die ABDA erreichen, dass die E-Verordnung auf diesem beschriebenen Weg bis Ende Juni 2020 flächendeckend verfügbar ist.

Nach Informationen von DAZ.online hat die ABDA in den vergangenen Tagen zudem eine Umfrage unter ihren Mitgliedern gestartet: Die Kammern und Verbände wurden gebeten, der ABDA eine Liste der Projekte mitzuteilen, die in den Bundesländern bereits bestehen in Sachen E-Rezept. Offenbar will die Standesvertretung damit vermeiden, dass es zu einem „Flickenteppich“ in der Planung und Konzeption des E-Rezeptes kommt.

Freude und Kritik bei den ABDA-Mitgliedern

Hört man sich in den Mitgliedsorganisationen um, überwiegt derzeit die Freude darüber, dass die Standesvertretung jetzt die Initiative in Sachen Digitalisierung ergriffen hat. Auch die gemeinsame Abstimmung mit Rechenzentren und Softwarehäusern wird positiv gesehen, weil man ein solches riesiges Vorhaben nur gemeinsam mit allen Marktteilnehmern stemmen könne. Einige Mitglieder wären – was die Projektskizze betrifft – aber gerne intensiver eingebunden worden. Nach Informationen von DAZ.online hat die ABDA den Mitgliedern zwar die Übereinstimmung mit Rechenzentren und Softwarehäusern (Letter of Intent) mitgeteilt – die ans BMG übermittelte Projektskizze soll aber nie an die Kammern und Verbände verschickt worden sein. Einige kritische Stimmen gibt es auch zum Zeitplan und zur Anbindung an die Telematik: Sehr viel länger als bis Mitte 2020 würde es mit der Telematik wohl auch nicht dauern, bis eine vernünftige Infrastruktur geschaffen ist, in der auch E-Rezepte transportiert werden können. Denn schließlich ist das E-Rezept als eine Anwendung in der TI für die Zukunft vorgegeben. Einige Apotheker in den Mitgliedsorganisationen fragen sich daher: Welchen zeitlichen und strategischen Vorteil hat die Initiative der ABDA?

Ärzte und Kassen müssen überzeugt werden

Bis zur Umsetzung des eigenen E-Rezept-Projektes muss die ABDA auch außerhalb des Apothekerlagers noch viele Hürden nehmen. Eine der größten wird sicherlich die Überzeugung der Ärzte sein: Wenn die Ärzte und ihre Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) hier nicht mitspielen, haben die Apotheker eigentlich schon verloren. Insofern müssen die Standesvertreter jetzt nicht nur in der Politik für ihr Vorhaben werben, sondern auch bei den Medizinern und – mindestens genau so wichtig – bei den Krankenkassen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Futur im E-Rezeptgeschäft.

von Heiko Barz am 13.08.2018 um 11:46 Uhr

Ohne die genauen Verfahren zu kennen und zu bewerten ist aber jetzt schon zu ahnen, wie die „digitale Zukunft für uns Basis-Apotheker aussehen wird.
Zum Großteil werden wir hauptsächlich im RX- Bereich zu Versandapothekern, bei denen die individuelle Patientenbetreuung am Postkasten oder an der Wohnungstür auf der Strecke bleibt.
Ich glaube, dass die „Juppi“-Politiker, zu denen ich auch Spahn zähle, einfach in ihrem „Digilalisierungshype“- auch aus Unerfahrenheit der Apothekengeschichte- nicht wissen, welchen individuellen Wertestandart sie - mit den ihnen eigenen digitalen Trieben - in kürzester Zeit auf dem Altar der Beliebigkeit zerschlagen.
Das unabhängige E-Rezept ist im digitalen Raum von vielen Seiten angreifbar. Man stelle sich nur Apotheker mit Häckerfähigkeiten vor, die sich dann Rezeptdatensätze zu ihrem Vorteil ergaunern werden. ( Wäre das so abwegig?)

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