Deutsche Gesellschaft für Nephrologie

Hitzewelle: Was und wie viel trinken?

Stuttgart - 07.08.2018, 14:00 Uhr

Wer schwitzt, der muss auch trinken. Genügt Leitungswasser? (b /Foto: MurielleB / stock.adobe.com)

Wer schwitzt, der muss auch trinken. Genügt Leitungswasser? (b /Foto: MurielleB / stock.adobe.com)


Dieser Tage wird in der Apotheke immer wieder „erste Hilfe“ in Sachen Hitze geleistet. Manche schätzen einfach den klimatisierten Innenraum, andere lassen sich besorgt den Blutdruck messen. Letzterer ist oft trotz Unwohlsein noch im grünen Bereich und man gibt den Patienten die üblichen Tipps mit auf den Weg: Vor der Sonne und Hitze schützen und ausreichend trinken. Was zunächst banal klingt, kann bei älteren und (nieren)kranken Menschen schnell zum Notfall werden. Wie viel und was (kranke) Menschen am besten trinken sollten, hat die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie zusammengefasst.

„In den letzten Tagen haben wir in den Kliniken viele dehydrierungsbedingte Notfälle gesehen – wie Kreislaufprobleme, Herzrasen und auch akute Nierenversagen“, erklärt der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) in einer aktuellen Pressemitteilung und mahnt: „Wir möchten daher eindringlich die Empfehlung an die Öffentlichkeit bringen, genügend zu trinken. Gerade ältere Menschen sollten ausreichend trinken. Eineinhalb bis zwei Liter Wasser Liter am Tag sind normal, bei starkem Schwitzen kann es auch gut ein halber Liter mehr sein.“  

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Eineinhalb bis zwei Liter Wasser benötigt der menschliche Körper normalerweise pro Tag. Viele Menschen – vor allem ältere – erreichen diese Flüssigkeitsmenge nicht. Bei der aktuellen Hitzewelle verliert man zusätzlich ohne spezielle körperliche Betätigung Flüssigkeit und Mineralstoffe über das Schwitzen. Kurzfristig können die Nieren diesen Verlust kompensieren, früher oder später kann es laut DGfN aber zu Komplikationen kommen.

Kreislaufschwäche bis hin zu Herzrasen, Ohnmacht und akutem Nierenversagen

Eine Dehydrierung kann zur Kreislaufschwäche bis hin zu Herzrasen und Ohnmacht führen. Bewusstseinsstörungen und Phasen der Verwirrtheit können auftreten, einige Menschen sollen sogar ins Koma fallen. Eine weitere Komplikation ist das akute Nierenversagen. Es wird dann kaum noch Urin ausgeschieden – schwere Vergiftungserscheinungen mit Übelkeit, Erbrechen und Wassereinlagerungen im Körper sind die Folge. Lagert sich das Wasser in der Lunge ein, wird es lebensgefährlich.

Warnzeichen, dass zu wenig getrunken wurde:

  • Man muss deutlich seltener und weniger Wasserlassen als sonst,
  • der Urin ist sehr dunkel,
  • Haut und Schleimhäute sind trocken,
  • Schwindel oder Herzrasen,
  • rasche, sonst nicht erklärbare Gewichtsabnahme

Risikopatienten: Besonders gefährdet sind laut DGfN Menschen, die Diuretika einnehmen. Ältere Menschen haben zudem oft ein schwächer ausgeprägtes Durstempfinden als jüngere.

Was es bei Nieren- und Herzkranken zu beachten gilt

„Neben der ausreichenden Flüssigkeitszufuhr sollte auf eine ausreichende Mineralstoffzufuhr geachtet werden, denn wir schwitzen auch wertvolle Mineralien aus. Leitungswasser, das mit Kohlensäure versetzt wird oder sogenannte Tafelwasser enthalten relativ wenige Mineralstoffe. Besser sind Mineralwasser – und ab und zu eine Apfelsaftschorle oder ein alkoholfreies Bier“, so fasst die DGfN ihre Trinkempfehlungen zusammen. Von mit Zucker versetzten Limonaden sei grundsätzlich abzuraten.

Keine Cola

Bei Cola werde neben Zucker mit der Phosphorsäure ein zweites „Gift“ zugeführt, das bei Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung zum Anstieg von Phosphat im Blut führen könne – was wiederum die Nierenerkrankung beschleunigen könne. Weil viele Patienten von ihren leichtgradigen Nierenerkrankungen nichts wüssten, riskierten sie – ohne es zu ahnen – ihre Nierengesundheit, wenn sie viel Cola trinken. 

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Dreifachschlag gegen die Nieren

Die Hitze kann auch zu Kopfschmerzen führen. Warum in diesem Fall gerade bei Menschen mit Bluthochdruck oder Herzerkrankungen nicht leichtfertig ein NSAR abgegeben werden sollte, ist in DAZ 30/2018 zu lesen: Es kann zum sogenannten „Triple Whammy“, einem Dreifachschlag gegen die Nieren kommen. So wird der gleichzeitige Einsatz eines ACE-Hemmers oder Angiotensin-II-Rezeptorblockers mit einem Diuretikum und einem NSAR bezeichnet. Der Filtrationsdruck kann in der Folge so stark sinken, dass es zu einem akuten Nierenversagen kommen kann.

Vorsicht vor Volumenüberladung

Bei Patienten mit Herz- oder Nierenerkrankungen sind Volumenüberladungen in der Regel nachteilig. Auch die Meinung, wer besonders viel trinke, spüle die Nieren und schütze sie, sei eine Mär, so die Experten. Eine randomisierte kontrollierte Studie an neun kanadischen Zentren soll im letzten Jahr sogar gezeigt haben, dass eine Trinkmengen-Erhöhung um täglich einen bis eineinhalb Liter über zwölf Monate zu keinen Unterschieden gegenüber der Kontrollgruppe hinsichtlich Nierenfunktion (GFR), Eiweißausscheidung sowie dem Wohlbefinden führte.

Wieviel Herz- oder Nierenkranke letztlich trinken sollten, muss mit dem Arzt besprochen werden, eine allgemeine Empfehlung kann für diese Gruppe nicht ausgesprochen werden.

Bei Normaltemperaturen gilt deshalb für Gesunde die Empfehlung, 1,5-2 Liter zu trinken. Bei der aktuellen Hitze sollten es bei Gesunden zwei bis drei Liter sein.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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