Bestandsaufnahme zum 25-jährigen Berufsjubiläum

PKA: Ein Beruf auf der Kippe?

Stuttgart - 01.08.2018, 10:10 Uhr

PKA arbeiten vor allem im Backoffice: zum 25-jährigen Berufsjubiläum ein Blick in die Vergangenheit und die Zukunft. (Foto: imago)

PKA arbeiten vor allem im Backoffice: zum 25-jährigen Berufsjubiläum ein Blick in die Vergangenheit und die Zukunft. (Foto: imago)


Überlegungen zur Zusammenführung mit PTA zu einem neuen Beruf

Beim Deutschen Apothekertag 2004 sollte die ABDA aufgefordert werden, zu prüfen, inwieweit das Berufsbild der PTA mit wesentlichen Teilen des Berufsbildes der PKA zu einem neuen Beruf zusammengeführt werden könnte. Der Antrag wurde zwar mehrheitlich abgelehnt, doch die Krisenstimmung war nicht zu übersehen. Es wird berichtet, dass die ABDA Mitglieder der Berufsbildungsausschüsse aus zwölf Bundesländern eingeladen hatte, um über die Situation der PKA zu diskutieren und Perspektiven zu entwickeln. Das Gremium war sich einig, man müsse unter den Apothekern „mehr für die PKA werben“. Gleichzeitig gab es Vorschläge für eine erneute Ausbildungsreform und weitere inhaltliche Verschiebungen zugunsten Kommunikation, Marketing, Management, dem Erwerb sozialer Kompetenzen.

Wieder einmal wurde um neue Inhalte für die PKA-Ausbildung gerungen. Die neuzeitlichen pädagogischen Vorgaben zum Erwerb von Handlungskompetenzen verlangten das Ausformulieren sogenannter Lernfelder, die in allgemeinbildenden Schulen bereits vor einigen Jahren ihren Platz fanden. Lernfelder ersetzen die klassische Schulfächerstruktur.

PKA sollte Spezialistin im kaufmännisch-organisatorischen Bereich sein

Die neue Ausbildungsordnung für PKA trat am 1. August 2012 in Kraft und löste die alte Verordnung von 1993 ab. Die neu verordneten Lernfelder lesen sich anspruchsvoll, der aktualisierte Ausbildungsrahmenplan gibt dem Berufsbild Schärfe und Profil. Erklärtes Ziel der neuen Ausbildung ist es, die PKA als Spezialistin im kaufmännisch-organisatorischen Bereich der Apotheke zu positionieren. In der Warenwirtschaft und Beschaffung soll sie ebenso wie in der Büroorganisation eigenständig arbeiten können. Außerdem soll sie über apothekenübliche Waren beraten und Dienstleistungen anbieten können.

Neu aufgenommen wurde in die Ausbildungsordnung die „Mitwirkung bei apothekenspezifischen qualitätssichernden Maßnahmen“ sowie die Berufsbildposition „Kommunikation“ (Lernfeld: „Schwierige und komplexe Gesprächssituationen bewältigen“). Ausgeweitet wurden die Lerninhalte im Bereich Marketing und Kaufmännische Steuerung (Lernfelder unter anderem „Ein Marketingprojekt durchführen“, „Geschäftsprozesse erfassen und kontrollieren“). Die Pflanzenschutzsachkunde wurde komplett gestrichen, auch pharmazeutische Inhalte wurden auf ein Minimum gekürzt, Hilfsarbeiten wie das „Fertigrühren einer Salbe“ wurden bewusst eliminiert, um Hierarchien in der Apotheke abzubauen.

Ernüchternde Statistik

Die Apothekenleiter nehmen die Neuerungen nur verhalten auf, die Zahl der Auszubildenden sinkt weiter. Schon zwei Jahre später schlägt ADEXA Alarm: „Die PKA-Ausbildung ist in Gefahr“, heißt es in einem Bericht in der AZ Nr. 28 vom Juli 2014. Eine APOkix-Umfrage des Kölner Marktforschungsinstituts IFH hatte gezeigt: Nur jeder vierte befragte Apotheker bot seit 2012 noch Ausbildungsplätze für PKA an. 60 Prozent der befragten Apotheker glaubten, dass man PKA zukünftig nicht mehr brauche. Nur 10 Prozent sahen einen wachsenden PKA-Bedarf. ADEXA äußert sich gegenüber der AZ besorgt: Manche PKA-Schulklassen haben nur noch sechs Schüler. Arbeitsagenturen raten vom PKA-Beruf ab, Apotheker erkennen keinen Zusatznutzen für die Apotheke durch eine PKA: „PKA machen nur Lagerhaltung, das können PTA auch“, so beschreibt es der Beitrag in der AZ.

Die Statistik ist ernüchternd: Während es 2010 noch 5438 Ausbildungsplätze für PKA gab, waren es 2013 nur noch 3903. Im Jahr 2015 sank die Zahl weiter auf 3724. Die zuletzt von der ABDA veröffentlichten Zahlen nennen für 2016 wieder leicht gestiegene 3805. Die in Apotheken beschäftigten PKA nahmen ebenfalls ab: Von 38.355 im Jahr 2006 sank die Zahl kontinuierlich auf 33.193 im Jahr 2016. Das ist ein Minus von fast 14 Prozent.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Zusammenlegung der Berufe

von Lisa Müller am 02.08.2018 um 15:28 Uhr

Man sollte die beiden Berufe PTA und PKA zusammenlegen. Die PTA führen Aktionen durch, übernehmen Marketingaufgaben und kontrollieren Rechnungen. Das Computersystem optimiert die Bestellungen und sendet selbstständig zum Großhandel. Die PTA Ausbildung sollte um eine eine wirtschaftliche Komponente erweitert werden. Die jetzigen PKA mit Berufserfahrung sollten die Möglichkeit bekommen, zur PTA aufzusteigen (z.B. Unterricht an einer PTA schule mit abschließender Prüfung) . So wären auch Hierarchien vermieden.

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Erst mehr Kompetenzen, dann mehr Gehalt

von Hummelmann am 01.08.2018 um 18:44 Uhr

Meine Apothekenhelferin feiert dieses Jahr ihr 40-jähriges Betriebsjubiläum. Eine zweite Kraft mit ihren Befähigungen braucht meine Apotheke nicht. Trotzdem haben wir in den vergangenen 40 Jahren mehrfach neue PKAs ausgebildet. Keine Einzige dieser Damen arbeitet heute in einer Apotheke. Deshalb haben wir es längst aufgegeben Ausbildungsplätze für PKA anzubieten.
In unserer Apotheke gibt es keine Packung, die unsere PKA nach 40 Jahren Vollzeitbeschäftigung nicht in- und auswendig kennt. Trotzdem darf Sie eine Schachtel Fenistil nicht verkaufen? Wir arbeiten seit 12 Jahren mit einem digitalen Dokumenten-Management, die Buchhaltung geschieht außer Haus. Das Warenmanagement macht der Computer besser als es der Mensch je könnte. Alles was die PKA in der Apotheke noch machen darf, kann eine intelligente, aber ungelernte Kraft in weniger als 4 Wochen lernen.
Wenn man den Beruf der PKA dadurch attraktiver machen will, dass er besser bezahlt wird, muss man der PKA zuerst mehr Kompetenzen und Aufstiegschancen bieten. Warum z.B. darf eine PKA mit 15 Jahren Berufserfahrung nicht zur PTA aufsteigen? Bislang muss sie dafür nicht nur auf das Einkommen verzichten, sondern sogar noch 2 Jahre Schulgeld auf der Privatschule bezahlen. Das System macht den Beruf der PKA kaputt, die Apothekenleiter sind unschuldig. Durch den Kostendruck der Politik müssen wir ganz klar folgende Gegenrechnung machen: was kostet mich eine PKA, was nützt mir eine PKA? Wenn diese Rechnung nicht positiv ausfällt, kann man noch lange um den heißen Brei diskutieren. Das Berufsbild der PKA wird es nicht retten.

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