Apobank-Auswertung zu Apothekengründungen 2017

Frauen holen bei Apothekengründungen auf

Berlin - 31.07.2018, 17:00 Uhr

Frauen auf Expansionskurs: Sie dominieren in Apotheken als Angestellte, holen aber auch als Chefinnen auf. ( r / Foto: contrastwerkstatt / stock.adobe.com)

Frauen auf Expansionskurs: Sie dominieren in Apotheken als Angestellte, holen aber auch als Chefinnen auf. ( r / Foto: contrastwerkstatt / stock.adobe.com)


Obwohl mehr als 70 Prozent der approbierten Apotheker Frauen sind, waren 2017 nur 48,4 Prozent der Apothekenleiter weiblich. Doch der Trend geht nach oben. Die Apobank hat die von ihr begleiteten Apothekengründungen im vergangenen Jahr geschlechterspezifisch unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass 60 Prozent der „Jungunternehmer“ Frauen waren – 2015 waren es noch 55 Prozent.

2017 waren 70,5 Prozent der Approbierten weiblich. In den öffentlichen Apotheken lag der Frauenanteil sogar bei 72,6 Prozent. Zunehmend spiegelt sich dieser hohe Frauenanteil auch bei den Existenzgründungen wider. Das zeigt die geschlechtsspezifische Auswertung der Apothekengründungen, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) jährlich vornimmt. Knapp 300 von der Apobank im Jahr 2017 begleitete Gründungen wurden für die aktuelle Stichprobe ausgewertet.

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Demnach ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2015 die Zahl der Apothekengründerinnen um fünf Prozentpunkte auf nunmehr 60 Prozent gestiegen. Neu ist dabei, dass Apothekerinnen zunehmend an Verbünden interessiert sind – diese waren bislang eher eine Männerdomäne. Mit 56 Prozent übernahmen 2017 erstmals mehr Frauen als Männer einen Apothekenverbund. Auch bei der Gründung von Filialapotheken waren bisher die Männer deutlich aktiver – doch 2017 wird hier ebenfalls eine Trendwende erkennbar. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der ausgewerteten Filialen haben Frauen neu gegründet beziehungsweise in den meisten Fällen eine bestehende Apotheke als Filiale übernommen.

Gender-Unterschiede beim Investitionsverhalten werden kleiner

Die jährlichen Apobank-Analysen zeigen ferner, dass bei Frauen die Bereitschaft wächst, mehr Geld in die Hand zu nehmen. Ihre Gesamtinvestitionen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, während sie bei den Männern konstant beziehungsweise in 2017 sogar rückläufig waren. Trotz dieser Annäherung  bleiben die Durchschnittswerte bei Apothekerinnen niedriger als bei ihren männlichen Kollegen: So investierten Frauen in die Übernahme einer Apotheke im vergangenen Jahr durchschnittlich 496.000 Euro und Männer 599.000 Euro.

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Frauen bevorzugen kleinere Apotheken und gründen später

Den Grund dafür liefert die Analyse ebenfalls: Frauen übernehmen deutlich häufiger kleinere Apotheken mit dementsprechend niedrigeren Umsätzen. 2017 haben etwa 38 Prozent einen Kaufpreis unter 150.000 Euro gezahlt. Unter den männlichen Gründern waren dies nur 23 Prozent. Andererseits hat fast jede fünfte Apothekengründerin in eine hochpreisige Apotheke investiert, bei der der Kaufpreis jenseits von 600.000 Euro lag. Bei den Männern war es knapp jeder vierte.

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Jüngere Gründerinnen und Gründer in Ostdeutschland

Frauen lassen sich mit der Apothekengründung zudem mehr Zeit als Männer. Während Männer im Schnitt mit 36,5 Jahren in die Selbstständigkeit wechseln, waren Frauen bei der Niederlassung 39,8 Jahre alt. Vor allem unter den jüngsten Existenzgründern unter 30 Jahren sind nur 5 Prozent aller Apothekengründerinnen vertreten. Bei Männern ist der Anteil mit 16 Prozent wesentlich höher.

In Ostdeutschland sind Frauen wie Männer bei der Gründung übrigens am jüngsten: Bei Frauen liegt das Durchschnittsalter bei 37,6 Jahren, bei Männern sind es 34,7 Jahre. Im Westen der Republik (NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) liegen die Werte bei 41,9 Jahren (Frauen) beziehungsweise  37,3 Jahren (Männer).

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Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der Apobank, ist erfreut, dass Apothekerinnen zunehmend bereit sind, sich niederzulassen und die unternehmerischen Wachstumschancen wahrzunehmen. „Denn aus Befragungen und persönlichen Gesprächen mit unseren Kundinnen wissen wir, dass bei ihnen Vorbehalte und Unsicherheiten gegenüber der Niederlassung oftmals eine größere Rolle spielen, als bei ihren männlichen Kollegen.“



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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