Apothekenmarkt in Deutschland

Europa-Parlamentarier fragen nach Rx-Versandverbot

Berlin - 30.07.2018, 11:20 Uhr

Zwei Abgeordnete aus dem EU-Parlament wollen wissen, wie die EU-Kommission zum geplanten Rx-Versandverbot steht. (m / Foto: Imago)

Zwei Abgeordnete aus dem EU-Parlament wollen wissen, wie die EU-Kommission zum geplanten Rx-Versandverbot steht. (m / Foto: Imago)


Belgierin Wierinck fragt nach E-Commerce und E-Rezept

Die zweite Anfrage im EU-Parlament zum Versandhandelskonflikt ist schon ein paar Wochen alt. Sie stammt von der Belgierin Lieve Wierinck, die Mitglied in der Liberalen-Fraktion und im Industrieausschuss ist. Ende Mai schickte Wierinck eine Anfrage an die Kommission, in der sie zunächst darstellt, dass es bezüglich des Versandhandels zwei verschiedene Sichtweisen in Europa gebe: „Die skandinavische Ansicht ist, dass Online-Verkäufe möglich sein sollten, wenn Versandhändler nicht aktiv in anderen Mitgliedsstaaten werben. Die andere Sicht, die von mehreren südlichen EU-Staaten und nun auch von Deutschland geteilt wird, ist, dass der Online-Handel mit Arzneimitteln nicht gestattet sein soll, wenn die Arzneimittel im Zielland der Verschreibungspflicht unterstehen.“

Aus Wierincks Sicht geht es bei diesem Thema nicht nur um die Gesundheit der Patienten und um die Sicherheit. Vielmehr drehe sich der Konflikt auch um einen „fairen Wettbewerb zwischen Vor-Ort-Apotheken und Online-Apotheken“. Die belgische Abgeordnete weist darauf hin, dass Artikel 85c der EU-Richtlinie 2001/83/EG die Möglichkeit eines Rx-Versandverbotes in den EU-Staaten ausdrücklich offen lässt. Viel Verständnis hat Wierinck dafür aber augenscheinlich nicht. Denn sie fragt die Kommission: „Wie passt das zusammen mit der Vision des E-Commerce? Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten in diesem Bereich an.“ In diesem Zusammenhang fragt sie noch nach der Zukunft des E-Rezeptes: „Ist ein EU-weites, digitales Authentifizierungssystem von E-Rezepten etwas, für das sich die EU-Kommission interessiert?

Noch hat die Kommission auf beide Anfragen aus dem Parlament nicht geantwortet.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Nur Handelsbedenken ! keine Sicherheitsaspekte

von Ratatosk am 30.07.2018 um 19:00 Uhr

Bezeichnend ist die Haltung der Parlamentarier, die ausdrücklich nur Kohle für Großkonzerne im Auge haben, aber keinerlei Probleme mit der Sicherheit der Patienten, selbst nach den immer stärker werdenden Problemen im Pharmamarkt.
Zu Recht wird jeder Elektriker geprüft, damit keiner eine Stromschlag bekommt, aber Beschränkungen im Pharmabereich oder der Medizin sind auf einmal reines Teufelswerk. Nur ignorant oder korrupt. ? , diese Frage drängt sich immer häufiger auf.
Die NL mit Beschwerden, aber selbst kein RX Versand, wie schäbig kann man als Politiker eigentlich werden.

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Einflussnahme

von Carsten Moser am 30.07.2018 um 15:06 Uhr

Ein Schelm, wer Einflussnahme dabei vermutet.

Ich bin eigentlich aus Überzeugung Anhänger der europäischen Idee.

Aber wenn das jetzt bedeutet, dass aus Litauen irgendwelche Politiker - von denen ich so gar keine Ahnung habe, ob sie Korrupt sind oder nicht und in wessen Tasche sie stecken - sich ins deutsche Gesundheitssystem einmischen, dann kann ich dem Brexit-Gedanken auf einmal sehr viel mehr Sympathie entgegenbringen.

Unglaublich.

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