Längerer Schlaf bis zum dritten Lebensjahr

Schlafen Babys mit früher Beikost besser?

Stuttgart - 19.07.2018, 12:30 Uhr

Beikost ab drei Monaten lässt Babys länger schlafen. (b / Foto: Nymph / stock.adobe.com)

Beikost ab drei Monaten lässt Babys länger schlafen. (b / Foto: Nymph / stock.adobe.com)


Kinder schlafen länger und wachen nachts seltener auf

Die Ergebnisse der Studie lassen an dieser Aussage nun jedoch Zweifel aufkommen. Ursprünglich hatte die Studie ein anderes wissenschaftliches Ziel. Sie sollte herausfinden, ob eine frühe Beikost mit bekanntlich allergenen Lebensmitteln (Kuhmilch, Erdnüsse, Hühnerei, Sesam, weißer Fisch, Weizen) die Kinder vor der Entwicklung dieser Nahrungsmittelallergien schützt. Teil der Studie war jedoch auch ein umfassender Fragebogen zum Schlafverhalten der Säuglinge, der in dem Lebenszeitraum drei Monate bis drei Jahre von den Eltern 15-Mal zu beantworten war, im ersten Jahr monatlich und anschließend alle drei Monate. 94 Prozent der Eltern nahmen bis zum Ende der Studie an der Befragung teil.

Schlaf von Babys und Eltern bessert sich

Die Studie fand, dass die Kinder, die früh Beikost erhielten, nachts länger schliefen und weniger häufig erwachten. Die Eltern dieser Kinder beklagten seltener gravierende kindliche Schlafprobleme. Die Unterschiede im Schlafverhalten der beiden Säuglingsgruppen zeigten ein Maximum als die Babys sechs Monate alt waren, hier schliefen die Beikost-Kinder 16,6 Minuten pro Nacht länger. Über den gesamten Beobachtungszeitraum lag die Schlafdauer der Beikost-Kinder um 7,3 Minuten pro Nacht höher. Auch erwachten die Babies nachts seltener, im Durchschnitt um 9,1 Prozent. Interessant ist, dass die frühe Beikost nachhaltige Effekte zu haben scheint und die Schlafdauer bis zum dritten Lebensjahr der Babys positiv beeinflusst – wenn frühe und späte Beikost-Kinder sich schon längst gleich ernähren. Keinen Einfluss hatte die Beikost auf das Schlafverhalten der Babys während des Tages.

Auch auf die Eltern wirkt sich ein besseres Schlafverhalten ihres Babys aus: Wachen die Kinder seltener auf, so unterbrechen auch die Eltern entsprechend weniger häufig ihren eigenen Schlaf. Konsistent mit dieser Annahme, berichteten die Eltern nach sechs Monaten, als die Beikost-Kinder in der Woche zwei Stunden länger schliefen und statt mehr als zweimal nur noch 1,7-Mal pro Nacht erwachten, über weniger Schlafprobleme ihrerseits.

Verzerrungen der Studie

Die Autoren der Studie räumen mögliche Fehlerquellen ein. So könnte der allgemein verbreitete Glaube, Beikost fördere das nächtliche Durchschlafen beim Säugling, die Mütter in ihren Berichten zu einer positiveren Einschätzung des Schlafverhaltens verleitet haben, als es tatsächlich der Fall war. Allerdings, so argumentieren die Wissenschaftler, sei die Signifikanz des längeren Schlafes während des gesamten Studienzeitraums zu beobachten. Ein zu positives Bewerten des Schlafverhaltens seitens der Mutter sei jedoch vor allem in den dafür zentralen ersten sechs Lebensmonaten des Babys zu erwarten.

Dass eine frühe Beikost sich auch noch zu einem Zeitpunkt nachhaltig auf das Schlafverhalten von Babys auswirkt, als beide Säuglingsgruppen bereits die gleiche Nahrung erhielten, und somit Nahrung und Schlaf zusammenhängen, überrascht die Wissenschaftler nicht. So hätten andere Studien bereits untersucht, dass Schlaf sich auf das Körpergewicht auswirkt und Säuglinge mit viel Schlaf seltener an Adipositas erkrankten.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.