Längerer Schlaf bis zum dritten Lebensjahr

Schlafen Babys mit früher Beikost besser?

Stuttgart - 19.07.2018, 12:30 Uhr

Beikost ab drei Monaten lässt Babys länger schlafen. (b / Foto: Nymph / stock.adobe.com)

Beikost ab drei Monaten lässt Babys länger schlafen. (b / Foto: Nymph / stock.adobe.com)


„Stillen ist die beste Ernährung für Säuglinge", sagt das BfR und auch die WHO empfiehlt Müttern, ihre Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten voll zu stillen. Frühere Beikost habe keinen Effekt auf die Schlafdauer des Kindes, sagt der britische NHS. Eine Studie an über 1300 Säuglingen lässt daran nun Zweifel aufkommen: Frühe Beikost-Kinder schliefen bis zum dritten Lebensjahr länger als rein gestillte Babys.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, Säuglinge bis zum sechsten Monat ausschließlich zu stillen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) befürwortet Stillen. In ihrem „Update Säuglingsernährung" raten sie Müttern, mindestens vier Monate voll zu stillen, sei dies nicht möglich, profitierten Mutter und Kind auch von Teilstillen. Die DGE begründet: „Stillen wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind aus. Es kann das Risiko für Durchfall, Mittelohrentzündung und späteres Übergewicht beim Kind senken und ist mit einem geringeren Risiko für SIDS (sudden infant death syndron, plötzlicher Kindstod) verbunden".

Doch könnte vielleicht auch frühe Beikost besser sein als ihr Ruf? Schlafen Säuglinge mit Beikost besser oder ist das nur ein weit verbreiteter Irrglaube? Eine britische Studie, jüngst veröffentlicht in JAMA Pediatrics, untersuchte das Schlafverhalten von 1303 Säuglingen im Alter von drei Monaten bis drei Jahren. Die Babys waren zu Beginn der Studie gesund und wurden bis zu diesem Alter (drei Monate) voll gestillt. Anschließend erfolgte eine Randomisierung, und zwar, ob die Säuglinge bis – wie von der WHO empfohlen – zu einem Alter von sechs Monaten weiterhin ausschließlich Muttermilch erhalten sollten oder ob ab drei Monaten die Eltern anfingen, ihren Kindern langsam Beikost zu füttern. 

NHS: Dass Beikost Schlaf fördert, ist ein Irrglaube

Die Babys erhielten in der ersten Woche nur nicht-allergene Nahrung, dann wurde die Kost sukzessive um allergene Lebensmittel erweitert, sprich Kuhmilch, Erdnüsse, Hühnerei, Sesam, weißer Fisch und Weizen. Die beiden Untersuchungsgruppen „trafen“ sich im Alter von sechs Monaten. Ab diesem Zeitpunkt erhielten auch die bis dato voll gestillten Säuglinge Beikost, und zwar nicht-allergene und allergene Lebensmittel.

Die Überzeugung, dass Kinder durch Beikost besser schlafen, ist weit verbreitet. In Großbritannien erreicht gerade einmal ein Prozent der Mütter eine ausschließliche Stillzeit von sechs Monaten. 75 Prozent der Eltern beginnen ihren Kindern Beikost zu füttern, wenn diese fünf Monate alt sind. Dies ergab die letzte Umfrage zur Säuglingsernährung im Jahr 2010. Und: In dieser Umfrage begründeten 26 Prozent der Mütter das Beikostfüttern mit dem nächtlichen Aufwachen ihres Babys.

Allerdings teilt die britische Gesundheitsbehörde, der National Health Service (NHS), diese Auffassung nicht: „Feste Nahrung wird Ihr Baby nicht mehr dazu bringen, die Nacht durchzuschlafen“, heißt es auf der Homepage des NHS.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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