Neue Kompetenzen

Apotheker im US-Bundesstaat Idaho dürfen verschreiben

Berlin - 06.07.2018, 17:30 Uhr

Die Apotheker beraten die Patienten auf Grundlage eines Bewertungsformulars, um festzustellen, ob ein Rezept medizinisch angebracht ist. ( r / Foto: Imago)

Die Apotheker beraten die Patienten auf Grundlage eines Bewertungsformulars, um festzustellen, ob ein Rezept medizinisch angebracht ist. ( r / Foto: Imago)


In den Vereinigten Staaten hat es in den vergangenen Jahren mehr und mehr Vorstöße gegeben, mit denen die eigenständige Verschreibung durch Apotheker gefördert werden soll. Damit sollen die Ärzte von Bagatellerkrankungen entlastet und Versorgungslücken geschlossen werden. Der Bundesstaat Idaho hat hierzu jetzt einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Im US-Bundesstaat Idaho im Nordwesten der USA dürfen Apotheker seit Anfang dieses Monats Arzneimittel und Medizinprodukte aus zwanzig Segmenten eigenständig verschreiben. Damit betreten die Apotheker vor Ort kein komplettes Neuland. Schon vorher durften sie unter anderem Mittel zur Raucherentwöhnung verordnen und impfen. Nun kommen aber weitere Kompetenzen hinzu.

Dazu gehören Medikamente zur Behandlung geringfügiger Gesundheitsstörungen wie Läusebefall, Lippenherpes, Reiseübelkeit, unkomplizierte Harnwegsinfekte, Bereiche, in den es Versorgungslücken gibt, wie Statine (für Patienten unter einer Diabetestherapie mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln) und kurzwirksame Beta-Agonisten (SABA) (als Follow-up- Verordnung für Asthma-Patienten mit einer langfristigen Medikation zur Asthma-Kontrolle), Reisemedikamente (in bestimmten Grenzen), Notfallmedikamente wie Diphenhydramin, Epinephrin und kurzwirksame Beta-Agonisten. Auch antimikrobielle und antivirale Wirkstoffe gehören geknüpft an bestimmte Bedingungen zum Repertoire, ebenso wie diverse Medizinprodukte und Hilfsmittel für definierte Zwecke.

Rite Aid zieht sofort mit

Die Rite Aid-Apothekenkette mit Sitz in Pennsylvania, die die drittgrößte Drugstore-Kette in den USA betreibt, hat sich hierauf vorbereitet und will nach einer Mitteilung sofort auf den Zug aufspringen. Seit dem Monatsanfang dürfen Rite Aid-Apotheker an allen Standorten in Idaho die genannten Medikamente verschreiben, wird in einer Mitteilung angekündigt.

„Dies ist ein wichtiger Moment für die Apothekenpraxis und wir begrüßen, dass das Idaho State Board of Pharmacy den Nutzen einer erweiterten Rolle der Apotheker für die öffentliche Gesundheit anerkannt hat“, sagt Jocelyn Konrad von Rite Aid. „Die Apotheker werden im Rahmen ihres Studiums umfassend geschult, und diese Ausbildung setzt sich während ihrer beruflichen Laufbahn fort. Das Wissen, gepaart mit ihrer Erreichbarkeit und ihren Beziehungen zu den Patienten machen diese Ausweitung der Dienstleistungen zum einem logischen nächsten Schritt.“

Beratung, Dokumentation, Information

Die Befugnis der Apotheker, die genannten Arzneimittel zu verschreiben, setzt eine besondere Schulung und Kompetenz voraus. Sie beraten die Patienten auf der Basis eines Bewertungsformulars und basierend auf klinischen Leitlinien und Evidenz-basierter Forschung, um festzustellen, ob ein Rezept medizinisch angebracht ist. Jede Beratung wird dokumentiert. Außerdem erstellt der Apotheker mit jedem Patienten einen Plan für die Follow-up-Versorgung und informiert den Hausarzt des Betroffenen über die verordnete Therapie. Wenn der Patient keinen Hausarzt hat, kann der Apotheker einen empfehlen. Für jede Konsultation wird in den Rite Aid-Apotheken eine Servicegebühr von bis zu 30 US-Dollar berechnet. Der Preis variiert je nach Art der Beratung. Wenn ein rezeptpflichtiges Medikament verschrieben wird, akzeptiert Rite Aid viele Versicherungsarten, einschließlich Medicare Teil D.

Rollenverständnis noch ausbaufähig

„Das System der Gesundheitsversorgung unseres Landes verändert sich weiter, und wir müssen die Kenntnisse und Fähigkeiten unserer Apotheker in vollem Umfang nutzen“, führt Konrad weiter aus. „Rite Aid hat fleißig daran gearbeitet, dass unsere Apotheker ihre Kompetenzen möglichst weit ausschöpfen, sei es durch die Verabreichung von Impfungen, die Abgabe von Naloxon ohne Rezept oder der sogar die Verschreibung hormonaler Kontrazeptiva an ausgewählten Standorten in Kalifornien und allen unseren Apotheken-Standorten in Oregon. Wir treten auch weiterhin auf den Ausbau dieses Rollenverständnisses ein, um ein noch höheres Niveau der Versorgung unserer Patienten und Gemeinden anbieten zu können.“

Andere Bundesstaaten machen mit

Hieraus wird ersichtlich, dass sich die Verschreibung durch Apotheker auch in anderen US-Bundesstaaten bereits in Ansätzen etabliert hat. Über den Stand der Dinge und neue Entwicklungen hält die nationale Allianz der Apothekerverbände der Bundesstaaten (National Alliance of State Pharmacy Associations, NASPA) regelmäßig auf dem Laufenden.

Hiernach erlauben Bundesstaaten wie Colorado und Neu-Mexiko neben Kalifornien und Oregon ebenfalls die eigenständige Verordnung von hormonalen Kontrazeptiva durch Apotheker. Illinois, Minnesota, Missouri und New Hampshire ziehen dies laut NASPA in Erwägung. Ein Report des Apotheker-Dachverbandes gibt einen näheren Einblick in die einzelnen Programme der US-Bundesstaaten.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Hilft das Medikament?

von Sabine Klauser am 10.07.2018 um 19:50 Uhr

Hilft dieses Medikament auch gegen akuten Stress ?
Liebe Grüße Sabine von https://www.stress-frei-formel.de

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