Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

08.07.2018, 08:00 Uhr

Wie schlimm muss alles noch kommen? (b / Foto: Andi Dalferth)

Wie schlimm muss alles noch kommen? (b / Foto: Andi Dalferth)


3. Juli 2018

Es war abzusehen, der ABDA-Vorstand hat’s geschafft und konnte die 17+17 Kammern und Verbände mehrheitlich wieder einmal überreden, wohl nicht alle überzeugen, dem Haushaltsentwurf zuzustimmen: Wir brauchen mehr Geld, wir schaffen das. Also, alles wird gut oder, wie man in Bayern sagen würde: Passt scho! Tatsächlich stimmte eine deutliche Mehrheit (88 Prozent) für das sichtlich ungebremste Wachstum der Mitgliedsbeiträge. Die wenigen kritischen Stimmen konnten die Mehrheit nicht zum Nachdenken bringen. Mein liebes Tagebuch, keine Frage, wenn ein Verband leistungsfähig sein will, braucht er Geld. Aber, Hand aufs Herz, stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis? Sind wir mit dem Output in Sachen politischer Durchsetzungskraft, Transparenz, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation und Digitalisierung zufrieden? Um nur einige immer wiederkehrende Themen zu nennen? Es reicht einfach nicht, immer nur die „große Geschlossenheit der Mitgliedsorganisationen“ zu beschwören. Damit wird nichts gut. Eine intensivere Auseinandersetzung mit allen Themen, eine kritische Auseinandersetzung mit dem, was die ABDA den Kammern und Verbänden vorsetzt, wäre wünschenswert. Mit Abnicken ist man noch nie weiter gekommen. 

Es ist jedesmal ein bisschen wie Weihnachten, wenn sich die ABDA zu Wort meldet, selten genug ist das der Fall. Aber sie hat es wieder einmal getan, endlich! Thema: der Einstieg von Amazon in den US-Apothekenmarkt. Und was fühlt die ABDA dabei? Es erfüllt sie mit Sorge. Und unsere Standesvertretung lässt durchblicken, dass ihr klar ist: „Global Player denken in der Regel nicht nur regional.“  Mein liebes Tagebuch, wie wahr. Und gibt es schon Szenarien, was wäre wenn? Was wäre, wenn Amazon einem niederländischen Versender ein unverschämtes Angebot machen würde? Es muss ja nicht gleich DocMo sein, da gibt es ja noch weitere Arzneipäckchenpacker in der EU. Perspektivpapier hin, Perspektivpapier her, vielleicht ist es an der Zeit, unsere Apotheken-Perspektiven unter allen neuen Vorzeichen wie Digitalisierung, Mitarbeitermangel, wachsender Versandhandel und Amazon neu auszuloten? 

Nicht nur der Sachverständigenrat gibt seine Ansichten zum Besten, auch die Monopolkommission legt in regelmäßigen Abständen ein Gutachten vor – und beschäftigt sich mit dem Apothekenmarkt. Wie es sich für die Monopolkommission gehört und was sie quasi schon seit Jahren tut, holt sie das gesamte Instrumentarium heraus für mehr Wettbewerb um jeden Preis oder zumindest das, was sie unter Wettbewerb versteht, als da wären freie Rx-Preise, Gewährung von Rabatten, fixes Apothekerhonorar in erster Linie für Beratung, Versand, Versand und nochmal Versand (siehe dazu auch die Analyse des DAZ-Wirtschaftsexperten Müller-Bohn). Mein liebes Tagebuch, das ist die alte Leier der Monopolkommission, auf die zum Glück unsere Gesundheitspolitiker noch nie gehört haben. Würde man die Wünsche der Monopolkommission erfüllen, bräche unser System in der heutigen Form zusammen und man müsste ein vollkommen neues aufbauen, das gänzlich anders arbeiten würde – mit Sicherheit nicht besser, im Gegenteil. Mein liebes Tagebuch, was mich an diesem Geschwätz der Monopolisten am meisten ärgert: Sie reihen Textbausteine aneinander, wie sie vielleicht für andere Branchen gelten mögen. Aber sie spielen mit Sicherheit keine aufwendigen Szenarien für den Apothekenmarkt durch nach dem Motto „was wäre wenn“. Der Apothekenmarkt funktioniert anders als der Lebensmittelhandel oder Bekleidungsgeschäfte. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

11 Kommentare

Noweda Kampagne

von Ingrid Greif am 08.07.2018 um 14:18 Uhr

Wenn so viele Apotheken sterben, wenn wenige Versandapotheken (welchen Einfluss haben die mittlerweile bei der ABDA? Es gibt ja auch deutsche Versender!) und sogar Amazon zunehmend die Arzneimittel-Versorgung hier zu Lande übernehmen, wird es irgendwann weder Apotheken-Umschau noch Kammern noch ABDA geben!
Was passiert dann eigentlich mit dem chicen Berliner Neubau und den von der ABDA eingesammelten Geldern?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Monopole im Land des Kontrahierungszwangs oder Bis hier hin und keinen Quantensprung weiter!

von Bernd Jas am 08.07.2018 um 13:16 Uhr

Mahlzeit Herr Ditzel,

wo sie grad´ sagen Monopolkommission, da fängt mich doch der Kragen mit Galle am platzen.
Diese Woche ist mir mal wieder klar geworden, in welcher Welt wir Apothekers eigentlich leben.

Ein Medikament mit Alleinstellungsmerkmal, dazu noch für Notfälle indiziert, steht da auf einem Rezept niedergeschrieben, was in die Apotheke hinein flattert. Die Firma ist so gut wie unbekannt und hat noch keinen Lieferantenstatus in der Apotheken-Datenbank. Wir müssen also beweisen, dass es uns gibt und dass wir für den Verkehr mit der besonderen Ware zugelassen sind.

Ok, kennen wir schon; flott Betriebserlaubnis und Bestellung mit genauer Bezeichnung des Inhaltes der Bundeslade zum Lieferanten geschickt und fertig.
Danach kommt die Ware innerhalb von 24 Stunden per Eilbote.
Nee, denkste!

Wir haben ja Monopol und können so richtig auf dicke Hose machen:
Erstmal Betriebserlaubnis, Handelsregisterauszug, Approbationsurkunde, Personalausweis, am liebsten noch Mietvertrag, Geburtsurkunde und diverse Konsistenzbeschreibungen schicken.
Den zweiseitigen Antrag bitte noch mit Ihren Daten in gut leserlicher Blockschrift befüllen.
Dann bitte die 10.000,- Flocken ganz hurtig innerhalb von 14 Tagen (ab Bestellung) überweisen, am liebsten noch per Einzugsermächtigung. (Noch mal zum Mitschreiben; Das sind etwa drei Apotheker/innen-Monats-Gehälter.)
Und keinen Abzug versteht sich; von wegen ein kleines Prozentchen Skonto für´s Monate lange Vorfinanzieren und das Risiko.
Als letztes noch die Bestätigung der Geschäfts und Lieferbedingungen. D.h. lesen, verstehen und Unterschreiben, dass man gelesen und verstanden hat.
(Mit am besten waren noch die darin enthaltenen vor Ort Durchsuchungsoptionen.)
Lieferung innerhalb von ZWEI Werktagen (höchstwahrscheinlich Arbeitstage).


Die logische Konsequenz daraus ist: Sobald die Apotheke die Betriebserlaubnis besitzt und ihre Türen geöffnet hat, ist sie durch den Kontrahierungszwang verpflichtet, alle Geschäfts- und Lieferbedingungen zu akzeptieren und zu unterschreiben die ihr vorgelegt werden.
Und wagt bloß nicht daran zu denken, ob ein Ertrag für die Apotheke dadurch abfällt. Hauptsache wichtig und unabdingbar.
Schlägt die Apotheke noch die bezahlten Porto- und die Versandkosten auf das Rezept auf, kann sie sicher sein, diese in etwa einem halben Jahr wieder von der KK abgezogen zu bekommen.

Pauschal-Betribseraubnis-All-Inclusive und for ever.
Deshalb weiß ich gar nicht, warum wir überhaupt noch was unterschreiben müssen.

Aber jaaa,... wahrscheinlich deshalb, weil uns gerne und immer wieder vor Augen geführt werden will, in welcher Position und Lage wir uns befinden. (Siehe Karikatur der DAZ nach dem EUGH-Urteil - „Beweg Dich“)

Monopole von Großkonzernen, dazu noch im Ausland sind uninteressant für die Monopolkommission und dürfen uns somit schalten und walten wie es ihnen gefällt.
Frau Merkel habe ich schon gekündigt. Nun kündige ich auch der Monopolkommission. Macht bloß so weiter.

Ach ist das Wetter heute nicht wieder herrlich.
Ich geh gez raus. Mahlzeit!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Klare Kante, ABDA (3) @ Ströh/Ditzel

von Gunnar Müller, Detmold am 08.07.2018 um 11:13 Uhr

Es ist mir doch mit Verlaub sch...egal, was Jens und Friedemann verabredet haben.
Es geht in diesem (heißem...?) Herbst um nichts anderes als um die Neuordnung des Deutschen Apothekenwesens!
Und dafür muss ein Masterplan her. Am einfachsten durch die ABDA!!
Und dieser muss auf den Tisch der ApothekerBasis, BEVOR er von der Politik wieder kleingeredet wird!!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

PR-Kampagne

von Lars Janzen am 08.07.2018 um 11:01 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
wie Sie es gesagt haben - die PR-Kampagne der Noweda ist vorbildlich und verdient uneingeschränkte Unterstützung! Ich frage mich nur, warum so etwas nicht von der ABDA kommt. Und wieso z.B. die Verwaltungsausgaben der GKV von ihr nicht thematisiert werden, die 213% des Apothekenhonorars betragen! Die flächendeckende professionelle, niedrigschwellige Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln kostet weniger als halb soviel wie der aufgeblähte Verwaltungsapparat unserer über 100 gesetzlichen Krankenkassen mit ihren Landes-, Bundes- und Spitzen-Verbänden, die allein schon für die Genehmigung eines einfachen Hilfsmittels für rund 80,-€ (in diesem Fall Augenokklusionspflaster) einen Antrag und 2 Mahnungen und über 2 Wochen Zeit benötigen? Da stimmt doch wirklich etwas nicht in unserem System. Wo ist das wissenschaftlich fundierte Gutachten, das diese Problematik thematisiert? So schwierig kann das doch nicht sein...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Liebes Tagebuch,

von Heiko Barz am 08.07.2018 um 10:46 Uhr

...die Kampagne der NOWEDA ist exemplarisch!
Wo kann man sie herunterladen und oder gibt es rechtliche Hindernisse, diese im apothekeneigenen Videosystem als Dauerschleife ausgeben zu dürfen?
In dieser ausdrucksstarken Form hätte ich von "Wort und Bild" schon lange etwas ähnlich Pragmatisches erwartet.
Wir aber zahlen für dieses Pharmaindustriewerbekonstrukt nun schon "ewig" unseren Anteil, ohne dass, von geringfügigen Ausnahmen abgesehen, unsere apothekenspezifischen Probleme andiskutiert werden!
Erstaunlich dabei ist die Diskrepanz der Erfolgsaussicht zwischen Apotheke und der "Umschau". Die Redakteure der "Umschau" weisen mit Nachdruck darauf hin,: wie wichtig dieses Werbekonstrukt für die Vor-Ort Apotheke doch sei, vergessen dabei aber, dass nur ein gesunder Bestand "umschaubestellender" Apotheken ihren eigenen erfolgreichen Vertrieb ermöglichen. Um in dieser Weise eine "win-win" Situation zu bewirken, sollten dort mehr und wichtigere apothekenspezifische Themen an den gesundheitsbewußten Leser gebracht werden. ( ich träume halt gern mal am Sonntagmorgen! )
Beim "Valsartan-Spektakel" sind wir die eindeutigen Verlierer -wiedermal -! Diesen Mist haben eindeutig die KKassen zu verantworten und müßten die auflaufenden Kosten umfänglich den Apotheken erstatten. ( Heraussuchen, dokumentieren, verpacken, verschicken, Rüchzahlungsverschiebungen anmahnen .....!!) wie wäre es einmal hier mit einer Art "Retax", die in dieser Weise unnachgiebigen KKassen auch gerichtlich zur Verantwortung ihrer patientenverachtenden Rabattpolitik zu ziehen.
Was machen eigentlich die Juristen der ABDA?..... Die sind wahrscheinlich mit der Überwachung der Palastbaupläne zu sehr eingebunden, um für die Basis Positives zu bewirken.
Einen schönen Sonntag, liebe Kollegen

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Kampagne

von Bernd Jas am 08.07.2018 um 12:37 Uhr

Lieber Herr Barz
bezüglich der Unschlau gibt es ein Zauberwort, und das heißt "Kündigung".
Wir kommen seit fünf Jahren sehr gut ohne und ohne Ersatz aus. Alle drei Monate fragt mal jemand danach, ohne dass wir sie jedem (auch der sie nicht will) hinterherwerfen. Genauso der gleiche Schmarrn wie Pay-Back-, oder Deutschland-Card usw. Kurzes knackiges Argument und die Sympathie ist auf der Seite der Apotheke.

Die sind alle nicht WICHTIG. Nur WIR sind für DIE wichtig.
Wir sind nur die Melkmaschine inklusive Kuh für die.

Spahn

von Conny am 08.07.2018 um 10:13 Uhr

Spahn hinter Merkels Rücken. Spahn zieht rechtzeitig seine 15000 Euro ab , bevor die Firma insolvent ist. Und da glauben wirklich noch viele Naivlinge Max Müller und Spahn wären nicht im intensiven Austausch. Vielleicht ist Burundi wirklich die beste Lösung.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

So wird es im Oktober...

von Ulrich Ströh am 08.07.2018 um 9:37 Uhr

Lieber Herr Dizel,
eigentlich lohnt sich das wöchentliche Lamentieren über das kollektive Schweigen der Standesorganisationen der Apotheker nicht.Es wird sich bis zum Apothekertag nichts ändern.

Im Oktober wird Her Spahn den Deal verkünden:
Beibehaltung Rx -Festpreis gegen Beibehaltung Rx-Versandhandel aus dem Ausland.

Zusätzlich -Ankündigung -der Schaffung von 150 Stationsapothekerstellen in Krankenhäusern.
Sowie -Ankündigung -der Einführung von Centbeträgen zur Abrechnung von pharmazeutischen Dienstleistungen in Apotheken gegenüber der GKV.

Wetten dass ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: So wird es im Oktober

von Peter Ditzel am 08.07.2018 um 9:46 Uhr

Stimmt, lieber Herr Ströh, so in etwa wird der Deal aussehen. Schönen Sonntag!

AW: So wird es im Oktober

von Ulrich Ströh am 08.07.2018 um 10:02 Uhr

Verstehe nicht,warum man bei der ABDA mit der Wahrheit solange hinter dem Berg hält.
Schweigen führt im Gesundheitswesen nie zum Erfolg.

AW: So wird es im Oktober

von Dr Schweikert-Wehner am 08.07.2018 um 16:08 Uhr

Und dem ersten Funktionär, der dann überrascht tut, dem hau ich eine rein, aber echt!

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.