Lieferengpass bei Notfallarzneimittel

Celestamine N liquidum fehlt noch immer

Stuttgart - 02.07.2018, 17:10 Uhr

MSD fordert eine Indikation auf Rezepten über Celestamine N 0,5 liquidum. (dm / Foto: Frank Rumpenhors / dpa)

MSD fordert eine Indikation auf Rezepten über Celestamine N 0,5 liquidum. (dm / Foto: Frank Rumpenhors / dpa)


Alternativen zu Celestamine N 0,5 liquidum

Glücklicherweise bietet die Pharmazie noch weitere schnell verfügbare Glucocorticoide. Der Pferdefuß daran: Nicht alle Präparate sind zur Therapie anaphylaktischer Reaktionen zugelassen. Infectodexakrupp® 2mg/5ml Saft enthält Dexamethason. Hinsichtlich ihrer glucocorticoiden Potenz sind Betamethason (Celestamine® N 0,5 liquidum) und Dexamethason (Infectodexakrupp® 2mg/5ml Saft) vergleichbar und wirken 25- bis 30-fach stärker als endogenes Cortisol. Allerdings: Die Zulassung von Infectodexakrupp® 2mg/5ml Saft umfasst – neben onkologischen, neurologischen und autoimmunen Erkrankungen – nur den schweren akuten Asthmaanfall.

Anders bei Infectocortikrupp® Zäpfchen. Mit dem Wirkstoff Prednisolon sind die Rectalia zur Behandlung von allergischen Reaktionen vom Soforttyp zugelassen. Prednisolon wirkt nur etwa viermal stärker als Cortisol und damit deutlich schwächer als Betamethason und Dexamethason.

Vorteile von Okrido®: bereits für Säuglinge zugelassen

Seit dem 1. April erweitert ein weiteres flüssiges Corticoid die Sparte der Alternativen zu Celestamine® N 0,5 liquidum: Okrido®. Die Vorteile des Prednisolon-haltigen Saftes liegen in einem breiten Indikationsbereich und einem frühen Applikationsalter. So dürfen bereits Säuglinge Okrido® erhalten. Die Zulassung umfasst „die Behandlung von Erkrankungen, die, je nach klinischem Bild und Schweregrad, eine systemische Therapie mit Glucocorticoiden erfordern“, heißt es in der Fachinformation zu Okrido®. Insgesamt zählen hierzu über 50 Indikationen, unter anderem auch schwere allergische und anaphylaktische Reaktionen.

Ursachen des Engpasses von Celestamine® N 0,5 liquidum

Gab sich MSD hinsichtlich der Gründe für die Lieferschwierigkeiten bei Celestamine® N 0,5 liquidum bislang bedeckt, macht der Hersteller nun zumindest vage Angaben: „Nach den uns vorliegenden Informationen gibt es in der Produktionsstätte Probleme, die durch eine weltweite Cyberattacke im letzten Jahr hervorgerufen wurden und bisher nicht gänzlich behoben werden konnten“, erklärt MSD in einer aktuellen Mitteilung. Wie lange die Lieferschwierigkeiten andauern werden, gab MSD gegenüber DAZ.online bislang noch nicht bekannt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Unterirdische Liefersituation, unmöglicher Service

von Michael J. Müller am 03.07.2018 um 19:35 Uhr

Wir haben aktuell über eine Woche auf eine dringende Celestamine-Bestellung gewartet. Jeden Tag wurde auf den folgenden Werktag vertröstet, was die Auslieferung der Ware betrifft. Im Endeffekt wusste im Innendienst keiner mehr, was aus der Lieferung geworden ist.
MSD ist in dieser Beziehung eh die allerletzte Firma:
Manche Artikel erhält man ausschließlich über die PharmaMüll, andere wiederum ausschließlich über MSD per Fax (wie modern...). Schade, dass man auf bestimmte Präparate dieser Firma angewiesen ist, um seine Kunden ordnungsgemäß versorgen zu können.

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