Tipps von der Rezepturexpertin

Octenidin-Zubereitungen: So klappt's mit dem Ringversuch

Stuttgart - 19.06.2018, 11:10 Uhr

Im NRF finden Apotheken einen Vorschlag für eine Stammlösung. (Foto: Gerhard Seybert / stock.adobe.com)                   

Im NRF finden Apotheken einen Vorschlag für eine Stammlösung. (Foto: Gerhard Seybert / stock.adobe.com)                   


Welche Grundlagen eignen sich?

Soll der Wirkstoff in eine O/W-Creme eingearbeitet werden, so ist als Dermatikagrundlage Basiscreme DAC gut geeignet. Diese nichtionische, hydrophile Grundlage enthält keine eigentlichen Konservierungsstoffe, sondern ist durch einen 20%igen Propylenglycolanteil bezogen auf die Wasserphase ausreichend vor mikrobiellem Verderb geschützt. Basiscreme DAC kann mit Wasser oder einer Mischung aus Propylenglycol und Wasser zu einer hydrophilen Emulsion verdünnt und dann ebenfalls mit Octenidindihydrochlorid verarbeitet werden. Weiterhin kann Nichtionische hydrophile Creme SR DAC oder auch das Nichtionische wasserhaltige Liniment DAC (NRF S.39.) ohne das mit Octenidindihydrochlorid unverträgliche Kaliumsorbat in der Apotheke selbst hergestellt werden. Eine Verarbeitung mit dem Lokalantiseptikum ist dann problemlos möglich, zu beachten ist dann lediglich die stark verkürzte Aufbrauchsfrist von 1 Woche.

Achtung Grenzflächenaktivität!

Octenidindihydrochlorid gehört zu den grenzflächenaktiven Arzneistoffen, wässrige Lösungen zeigen daher Schaumbildung. Bei der Verarbeitung des kationischen Wirkstoffes mit Basiscreme DAC führt diese Eigenschaft dazu, dass Zubereitungen von weicherer Konsistenz entstehen. Außerdem wird in Anwesenheit des Octenidindihydrochlorid die Fließgrenze, also die Umwandlung der halbfesten Creme zur Emulsion beim Verdünnen mit Wasser, deutlich eher erreicht. Grundsätzlich lässt sich der Arzneistoff ohnehin eher schlecht in Basiscreme DAC einarbeiten. Der Wirkstoff liegt in hydrophilen Grundlagen üblicherweise gelöst vor, allerdings bleiben mit bloßem Auge erkennbare Klümpchen lange bestehen. Aus diesem Grund muss Octenidindihydrochlorid vor dem Einarbeiten in die Grundlage zunächst unter Erwärmen in einer Mischung aus Propylenglycol und Wasser gelöst werden.

Stammlösung zur Arzneimittelherstellung

Aufgrund der langsamen Wasserlöslichkeit des Octenidindihydrochlorid bietet sich auch die Verwendung eines flüssigen Rezepturkonzentrates an. Im NRF ist dazu unter der Vorschrift S.50. ein Vorschlag zur Herstellung einer 2-prozentigen Stammlösung zu finden. Zur Zubereitung des Konzentrates wird dazu der Wirkstoff in Glycerol 85 Prozent unter Erwärmen gelöst, eventuelle Verdunstungsverluste werden mit Gereinigtem Wasser ergänzt. Nach Abfüllen der Lösung in eine Braunglasflasche beträgt die Verwendbarkeitsfrist der Stammlösung 2 Jahre.

Rezepturvorschlag

Eine praktikable Rezeptur zur Herstellung einer Creme könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen:

Hydrophile Octenidindihydrochlorid-Creme 0,1 %

  • Octenidindihydrochlorid-Stammlösung 2 % (NRF S.50.) 5,0 g
  • Basiscreme DAC zu 100,0 g
  • Kombination mit Glucocorticoiden


Dr. Annina Bergner, Apothekerin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Topische Multi-Kombis mit galenischen Tücken

Drei auf einen Streich

Verarbeitung mit Salicylsäure oder Glucocorticoiden

Clotrimazol in der Rezeptur – so klappt's

Liniment von Caelo

Für die Rezeptur

Wie die Verarbeitung von Metronidazol in Rührsystemen optimiert werden kann

Kristallwachstum als ein (un-)vermeidbares Übel?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.