Infektionen durch Zecken

Lyme-Borreliose erkennen und behandeln

Stuttgart - 19.06.2018, 17:40 Uhr

Erythema migrans beziehungsweise die Wanderröte sind die häufigsten Symptome einer Lyme-Borreliose. (Foto: imago)

Erythema migrans beziehungsweise die Wanderröte sind die häufigsten Symptome einer Lyme-Borreliose. (Foto: imago)


Impfung gegen Borrelien …

Eine Vakzine gegen Borrelien gibt es derzeit nicht. Bis vor einigen Jahren gab es in den Vereinigten Staaten einen monovalenten Schutz gegen Borrelia burgdorferi sensu strictu, der allerdings 2002 vom Markt genommen wurde. Für Europa würde sich diese Impfung ohnehin nicht eignen, da hierzulande vor allem Infektionen mit Borrelia afzelli und Borrelia garinii dominieren.

Laut der 2018 veröffentlichten Neuroborreliose-Leitlinie ist eine polyvalente OspA-Impfung (OspA = outer surface protein A) für Europa derzeit in Entwicklung, die Zulassung jedoch nicht absehbar. Wegen der Heterogenität der Stämme gilt die Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes für Europa als schwierig.

Erreger der Lyme-Borreliose

Die Erreger der Lyme-Erkrankung, Lyme-Borreliose oder Lyme-Disease sind Borrelien. Die Gattung der Borrelien zählt zu den Spirochäten, einer gramnegativen Bakterienfamilie. Borrelien sind schraubenförmig und bewegen sich durch Flagellen beziehungsweise Geißeln an der Oberfläche fort. Die Bakterien besitzen eine Zellwand. In den Vereinigten Staaten ist Borrelia burgdorferi sensu stricto (sensu stricto = im engeren Sinne) am häufigsten, in Europa dominieren Borrelia afzelli, Borrelia bavariensis und Borellia garinii. Borrelia afzelli zeigen eine deutliche Prävalenz bei Hautinfektionen, bei Liquorisolaten finden sich Borrelia afzelli, Borrelia bavariensis und Borellia garinii mit gleicher Häufigkeit. Das ergab eine Untersuchung an Humanisolaten aus Deutschland.

Wie kann man sich vor Borrelien schützen?

Die Übertragung einer Borrelieninfektion erfolgt durch Zeckenstiche, in Europa mit Ixodes rizinus, dem „Holzbock“. Die Bakterien persistieren im Darm der Zecke, und das Risiko einer Übertragung auf den Menschen steigt mit Dauer der Blutmahlzeit. Somit kommt einer frühzeitigen Entfernung der Zecke die wichtigste Bedeutung nach erfolgtem Stich zu. Laut der aktuellen Leitlinie zur Neuroborreliose ist bei Versuchstieren eine Borrelien-Übertragung nur selten in den ersten zwölf Stunden nach Stich beobachtet.

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Keine prophylaktische Antibiotikagabe nach Zeckenstich

Eine Möglichkeit wäre eine rein prophylaktische Therapie nach jedem Zeckenbiss. Davon raten die Experten ab. Warum ist das so? In einer amerikanischen Studie konnte eine prophylaktische Doxycyclin-Gabe (200 mg) zwar das Risiko einer Borrelien-Infektion um 87 Prozent verringern, allerdings lief die Nachbeobachtung nur sechs Wochen, so dass keine Aussage über Spätmanifestationen getroffen werden kann. Zusätzlich argumentiert die Leitlinie, dass der Nutzen der Prophylaxe in einem ungünstigen Verhältnis zum einem tatsächlich erforderlichen Doxycylin-Einsatz steht: Es müssten 40 bis 125 Prophylaxen durchgeführt werden, um eine tatsächliche Infektion zu vermeiden. Auch von einer lokalen antibiotischen Behandlung mit Azithromycin raten die Experten ab.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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