Fußball-WM

Doping im Fußball: (K)ein Problem?

Remagen - 15.06.2018, 13:00 Uhr

Der peruanischen Mannschaftskapitäns Paolo Guerrero kann an der WM teilnehmen, weil er vor Gersicht die Aussetzung seiner Doping-Sperre erwirkte. (Foto: picture alliance / AP Photo)

Der peruanischen Mannschaftskapitäns Paolo Guerrero kann an der WM teilnehmen, weil er vor Gersicht die Aussetzung seiner Doping-Sperre erwirkte. (Foto: picture alliance / AP Photo)


Was Fußballer so nehmen

Besondere Brisanz erhält das Thema Doping bei der Fußball-WM zudem durch den Druck, der bei dieser Gelegenheit auf den deutschen Anti-Doping-Experten Hajo Seppelt ausgeübt wird. Er hatte mit seinen bahnbrechenden Recherchen und Reportagen dafür gesorgt, dass das staatlich gelenkte russische Staatsdoping aufgedeckt wurde. Im Mai verweigerte Russland dem ARD-Journalisten zunächst das Visum für die Fußball-Weltmeisterschaft.  Als Reaktion auf die zahlreichen Proteste dagegen wurde das Verbot zwar wieder aufgehoben, aber nach einem Spiegel-Bericht könnten auf den ARD-Dopingfachmann neue Unannehmlichkeiten warten, wenn er tatsächlich nach Russland reist.

Vernehmung angedroht

Die russische Justiz habe angekündigt, Seppelt vernehmen zu wollen, und zwar im Rahmen der laufenden Ermittlungen gegen den Doping-Kronzeugen Grigori Rodschenkow. „Sollte Seppelt jetzt das Gebiet der Russischen Föderation betreten, wird das Staatliche Ermittlungskomitee erneut Mittel ergreifen, um ihn zu befragen", wird die Sprecherin des Komitees Swetlana Petrenko zitiert. Die russische Botschaft in Berlin habe dazu mitgeteilt, dass Seppelt in Russland per Gerichtsbeschluss zur unerwünschten Person erklärt worden sei. Die Reise zur WM soll Botschaftssprecher Denis Mikerin der Agentur Tass zufolge als eine Ausnahme bezeichnet haben, „die durch die Akkreditierung der Fifa bedingt sei.“ 


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Was könnten Fußballer nehmen?

Dass Seppelt auch vor dem Fußball nicht Halt macht, wird aus einem Interview in der Stuttgarter Straßenzeitung „Trott-war“ vor wenigen Tagen deutlich.Ausreichende Erkenntnisse zum Doping im Fußball liegen seiner Meinung nach zwar nicht vor, aber in den letzten zwei Jahrzehnten soll vor allem Epo eine große Rolle gespielt haben. Auch Anabolika und Stimulanzien  seien verschiedentlich gefunden worden. Außerdem sei der Fußball in den letzten 30, 40 Jahren „vom Rasenschach zum hochathletischen Sport mutiert“,  für Seppelt ebenfalls ein Indiz für den Einsatz unerlaubter Mittel. Leider seien kritische Berichte von Fußball-Sportjournalisten jedoch bisher eher eine Ausnahme.

Wegen seiner Verdienste um den öffentlichen Kampf gegen das Doping erhielt der mutige Sportjournalist übrigens am 7. Juni von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

Seppelt fährt nach aktuellem Stand nicht zur WM. Die Entscheidung traf die ARD nach einem Gespräch mit Außenminister Heiko Maas, heißt es. Das Risiko sei unberechenbar. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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