Fußball-WM

Doping im Fußball: (K)ein Problem?

Remagen - 15.06.2018, 13:00 Uhr

Der peruanischen Mannschaftskapitäns Paolo Guerrero kann an der WM teilnehmen, weil er vor Gersicht die Aussetzung seiner Doping-Sperre erwirkte. (Foto: picture alliance / AP Photo)

Der peruanischen Mannschaftskapitäns Paolo Guerrero kann an der WM teilnehmen, weil er vor Gersicht die Aussetzung seiner Doping-Sperre erwirkte. (Foto: picture alliance / AP Photo)


Der Ball rollte noch nicht, da war das Thema Doping im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft vom 14. Juni bis 15. Juli in Russland schon wieder auf dem Tapet. Der internationale Fußballverband FIFA wird die Dopingkontrollen vor Ort selbst durchführen. Von unabhängigen Doping-Bekämpfern wie der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) wird dies heftig kritisiert.

Der Welt-Fußballverband FIFA sieht sich in Sachen Doping ganz klar auf der sicheren Seite. Wie auf seiner Webseite nachzulesen ist, finden gemäß den Statistiken der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in dem Rasensport durchschnittlich rund 30.000 Dopingkontrollen pro Jahr statt. Dabei soll es über die vergangenen Jahre hinweg nur eine geringe Anzahl positiver Befunde gegeben haben (nicht einmal 0,5 Prozent). Der Aufwand für den Kampf gegen Doping sei enorm, betont die FIFA. Die Kosten eines einzigen Dopingtests mit Organisation, Durchführung, Analyse und Verwaltung lägen durchschnittlich bei etwa 1.000 US-Dollar. Hieraus errechnet der Verband angesichts der Anzahl der weltweit pro Jahr im Fußball im Schnitt durchgeführten Dopingkontrollen Kosten von ca. 30 Millionen US-Dollar. Um das in Relation zu den Summen zu setzen, die in diesem Geschäft ansonsten schon mal bewegt werden: Für den Wechsel des brasilianischen Offensiv-Stars Neymar vom FC Barcelona zum ehemaligen französischen Serien-Meister Paris Saint-Germain war im August 2017 eine Rekord-Ablösesumme von 222 Millionen Euro locker gemacht worden.

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NADA kritisiert FIFA

Im Gegensatz zu anderen Sportveranstaltungen, bei denen meist Anti-Doping-Agenturen für die Kontrolle der Tests zuständig sind, führt die FIFA die Anti-Doping-Programme bei allen FIFA-Wettbewerben selbst durch, so auch jetzt wieder in Russland. Die entnommenen Proben sollen in einem Labor im schweizerischen Lausanne analysiert werden.

Genau da hakt die Kritik der unabhängigen Doping-Bekämpfer ein. „Der Sport kontrolliert sich hier wieder selbst, davon wollen wir wegkommen”, sagte Andrea Gotzmann, Mitglied des Vorstandes der Nationalen Anti Doping Agentur bei der Vorstellung des NADA Jahresberichts am 5. Juni 2018 in Berlin: „Die Antidoping-Arbeit muss von unabhängigen Einrichtungen durchgeführt werden”, so ihre klare Forderung. 

Einer kam schon davon

Lars Mortsiefer, ebenfalls Vorstandsmitglied und außerdem Chefjustiziar der NADA, ärgert sich laut „spiegel.de“ mit Blick auf die WM vor allem über den Fall des peruanischen Mannschaftskapitäns Paolo Guerrero. Der frühere Bundesliga-Spieler hatte vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen Kokainmissbrauchs eine 14-monatige Dopingsperre aufgebrummt bekommen, die seine Teilnahme an der WM eigentlich verhindert hätte. Vor dem Schweizer Bundesgericht erwirkte er dann eine provisorische Aussetzung und kann damit trotzdem bei der WM-Endrunde dabei sein. „Das Argument, dass man die Sperre verringern soll, weil der Saisonhöhepunkt ansteht, darf nicht ziehen. So etwas hören wir fast in jedem Verfahren", sagt Mortsiefer. Das torpediere den Anti-Doping-Kampf.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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