Aus Angst vor Regressen

Ärzte machen weniger Hausbesuche

Stuttgart - 13.06.2018, 11:05 Uhr

Viele Hausärzte befürchten Regresse, wenn sie zu viele Hausbesuche machen. (Foto: Gina Sanders / stock.adobe.com)

Viele Hausärzte befürchten Regresse, wenn sie zu viele Hausbesuche machen. (Foto: Gina Sanders / stock.adobe.com)


Ärzte in Deutschland machen offenbar weniger Hausbesuche.  Das hat laut ARD-Hauptstadtstudio die Bundesregierung der Linkspartei auf eine Kleine Anfrage hin mitgeteilt. Als Grund vermutet die Linke die Angst vor Regressen, die im Einzelfall sehr hoch ausfallen können. So hat eine Praxis in Hessen öffentlich gemacht, dass sie 50.000 zurückzahlen musste.

Die Zahl der Hausbesuche von Ärzten ist nach einem Medienbericht in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Gab es 2009 noch 30,3 Millionen Hausarztbesuche bundesweit bei gesetzlichen Versicherten, waren es 2016 nur noch 25,1 Millionen. Für das Vorjahr liegt bisher lediglich eine Hochrechnung vor, nach der die Zahl weiter auf 24,6 Millionen gesunken ist. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, aus der das ARD-Hauptstadtstudio am Mittwoch zitiert.

Linke: Angst vor Regressen ist die Ursache

Als Grund für den Rückgang sieht der Gesundheitsexperte der Linkspartei, Achim Kessler, die Sorge vieler Hausärzte vor Regressen, wenn sie zu viele Hausbesuche machen. „Problematisch sind nicht die wenigen Fälle, in denen Hausärzte Rückzahlungen leisten müssen, sondern gravierend ist die Höhe der Rückzahlung. Das hat auf andere Hausärzte eine abschreckende Wirkung, möglichst wenige Hausbesuche zu machen.“ So hatte laut Ärzteblatt eine Landarztpraxis in Nordhessen öffentlich gemacht, dass sie rund 50.000 Euro zurückzahlen muss – wegen zu vieler Hausbesuche. Solche Fälle seien selten, wie es von der Prüfungsstelle der Ärzte und Krankenkassen in Hessen dazu hieß. Insgesamt mussten weniger als zwei Prozent der Arztpraxen in Hessen nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen Regress leisten, so das Ärzteblatt. Allerdings stammen die jüngsten Zahlen aus den Jahren 2013/14, da die Prüfungen erst im Nachhinein stattfinden. Damals waren von den 12.500 Arztpraxen in Hessen 2.015 Praxen wegen Überschreitungen aufgefallen. In 286 Fällen wurde ein Verfahren eröffnet, 220 Praxen mussten am Ende zahlen. „Das entspricht 1,76 Prozent der Praxen in Hessen“, teilte die Prüfungsstelle mit.

Laut schriftlicher Antwort der Bundesregierung müssen die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Krankenkassen die Wirtschaftlichkeit der ärztlichen Leistungen prüfen. Diese fällt jedoch regional unterschiedlich aus.


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