Zum 30. Todestag von Else kröner

Von der Trümmer-Apotheke zum Weltkonzern Fresenius

Waldmichelbach - 05.06.2018, 12:30 Uhr


Heute vor 30 Jahren starb Else Kröner, geb. Fernau. Ihre Ausbildung zur Apothekerin begann sie nach dem zweiten Weltkrieg in einer völlig zerstörten Frankfurter Apotheke. Noch während der Lehrzeit wurde die junge Frau durch den Tod des Inhabers, der auch ihr Ziehvater war, plötzlich zur Erbin der Trümmerapotheke, sowie eines maroden Pharma-Betriebes in Bad Homburg. Diesen baute sie mit viel Einsatz zum heute weltweit erfolgreichen Gesundheits-Konzern Fresenius aus.

Im März 1944 schreibt eine junge Schaffnerin ihrem Freund an der Ostfront: „Ich will arbeiten mit dem ganzen Einsatz, dessen ich fähig bin und will endlich sehen, wie weit ich meinen Mann stehe.“ Die Schreiberin, Else Fernau, leistet zu jeder Zeit widerwillig verpflichtenden Kriegshilfedienst (KHD) bei der Damstädter Straßenbahn. Gerade hat sie erfahren, dass die Hirsch-Apotheke auf der Frankfurter Zeil –  ihre eigentliche Ausbildungsstätte – in Trümmern liegt. Ein Jahr zuvor hat sie dort den Vertrag bei ihrem Ziehvater Dr. Eduard Fresenius unterzeichnet.

Dabei war die Entscheidung Apothekerin zu werden, anfangs eine pragmatische. Fernau wollte Dr. Fresenius, der die Halbwaise nach dem frühen Tod des Vaters wie eine eigene Tochter aufgenommen hatte, etwas zurückgeben. Doch ein Rundgang durch die „Dr. Eduard Fresenius chemisch-pharmazeutische Industrie KG“ im Herbst 1943 festigt ihren Berufswunsch. Noch beim KHD studiert sie das Handbuch der Pharmazie und frischt ihre Chemiekenntnisse auf. 

Wirtschaftliches Chaos und Krieg

Der 1912 gegründete Pharma-Betrieb „Dr. Eduard Fresenius chemisch-pharmazeutische Industrie KG“ verdankte seinen Erfolg vor allem Infusions-Lösungen. Das Unternehmen – anfangs nur eine Erweiterung des Labors der Apotheke – belieferte zudem schon früh umliegende Kurbäder, sowie europäische Adelshäuser. Doch trotz hoher Gewinne standen Apotheke und Betrieb immer wieder vor dem Ruin. Chaotische Buchhaltung, zu hohe Privatentnahmen und der Verlust von wichtigen Geschäftspartnern während des Krieges waren der Grund.1934 wurde der Firmensitz des Pharma-Betriebs zur besseren Trennung der Geschäftsbereiche nach Bad Homburg verlegt. Im März 1944 dann ein harter Schlag: Bei einem Bombenangriff der Alliierten wurde die Hirsch-Apotheke vollständig zerstört.

Mit 26 Jahren Chefin der „Dr. Eduard Fresenius chemisch-pharmazeutische Industrie KG“

Zurück vom KHD hilft Else beim Wiederaufbau. Von Bad Homburg aus wird die Hirsch-Apotheke zunächst als Holzprovisorium auf der Zeil, dann in einem Ladenlokal zwei Häuser weiter betrieben. Else kümmert sich u.a. um eine neue Ausstattung und widmet sich mit viel Fleiß ihrer Ausbildung und dem Praktikum, das Voraussetzung für ein angestrebtes Pharmazie-Studium ist. Doch mitten im Wiederaufbau verstirbt Dr. Fresenius 1946 überraschend. Seinen Besitz vermacht er einer Erbengemeinschaft, bestehend aus seiner geliebten Ziehtochter, deren Mutter und einer engen Mitarbeiterin. Der Schaden an der Apotheke beträgt damals knapp 500.000 Reichsmark (ca. 150.000 €) und auch die Bad Homburger Firma steht durch Rohstoffengpässe nach dem Krieg nicht gut da. Zeitweise steht die Produktion still, Mitarbeiter müssen entlassen werden.

Neubau der Apotheke

Stückweise übernimmt Else Verantwortung für das herausfordernde Erbe. Nach dem Studium kümmert sie sich um den Neubau der Apotheke am alten Standort. Sie spricht mit Geldgebern und handelt mit der Stadt neben einer Bürgschaft eine stattliche Ablösesumme für einen Teil des ehemaligen Geländes aus. Damit kann sie alte Hypotheken bedienen. Darlehen für den Wiederaufbau in Höhe von 1 Mio. DM kann sie bis Anfang der 60er tilgen.1952 übernimmt sie 26-jährig den Bad Homburger Betrieb, der zu jener Zeit durch Misswirtschaft des eingesetzten Geschäftsführers Verluste schreibt.

Bis zu zwölf Stunden verbringt sie nun täglich in der Firma. Fehlendes kaufmännisches Wissen eignet sie sich in Abendkursen an. Ohne Mitarbeiter freisetzen zu müssen, führt sie den Betrieb langsam zurück in die schwarzen Zahlen. Sie errichtet neue Betriebsgebäude und treibt stetig die Entwicklung neuer Produkte voran. Die Apothekenleitung übergibt sie schließlich einem Kollegen und konzentriert sich ganz auf die Führung des Bad Homburger Unternehmens, mit dem sie sich stark identifiziert.

Ausbau zum weltweit tätigen Gesundheitskonzern

„Das Els´chen ist da, es läuft“ wird zum geflügelten Wort in der Belegschaft, die der anpackenden Chefin großen Respekt entgegenbringt. Mit viel Engagement baut sie Fresenius zusammen mit ihrem späteren Mann Hans Kröner in den folgenden Jahren zum heute weltweit tätigen Gesundheitskonzern aus.1986 erfolgt der Börsengang, seit 1999 ist Fresenius auch deutschen Leitindex DAX notiert, 2015 wird es in den EuroStoxx 50 aufgenommen.

Else Kröner stirbt am 5. Juni 1988 an einen Herzinfarkt. Für viele überraschend, denn bis zuletzt hatte sie mit unermüdlichem Arbeitseinsatz im Betrieb „ihren Mann“ gestanden. Bis zu ihrem Tod war sie Vorsitzende des Aufsichtsrates. Ihr gesamtes Vermögen vermachte sie der 1983 von ihr gegründeten Else Kröner-Fresenius-Stiftung . 

Quelle: Else-Kröner-Fresenius-Stiftung
Else Kröner

Fresenius heute

Heute ist Fresenius ist ein weltweit tätiger Gesundheitskonzern, über 270.000 Mitarbeitern in mehr als 100 Ländern beschäftigt. Zur Fresenius-Gruppe gehören vier eigenständig agierende Unternehmensbereiche, die über 30 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Zum Portfolio gehören mittlerweile neben dem ursprünglichen Infusionslösungen sowie dem bereits 1966 übernommenen Vertrieb von Dialysegeräten und Dialysatoren auch zahlreiche Kliniken und Dialysezentren. Fresenius ist heute ist einer der größten privaten Krankenhausbetreiber Deutschlands ist einer der größten privaten Krankenhausbetreiber Deutschlands. 2007 wird Fresenius eine Europäische Gesellschaft (Societas Europaea; SE).Seit 2011 hat das Unternehmen die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), aus der Fresenius SE wird somit die Fresenius SE & Co. KGaA.  



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