Pharmacon Meran

Kinderwunsch unter MS-Therapie

Meran - 30.05.2018, 07:00 Uhr

Dass weibliche MS-Patienten im Durchschnitt weniger Kinder zur Welt bringen, liegt nicht unbedingt an einer gestörten Fruchtbarkeit. Oft sind Paare verunsichert und entscheiden sich gegen Kinder. (Foto: ondrooo / stock.adobe.com)

Dass weibliche MS-Patienten im Durchschnitt weniger Kinder zur Welt bringen, liegt nicht unbedingt an einer gestörten Fruchtbarkeit. Oft sind Paare verunsichert und entscheiden sich gegen Kinder. (Foto: ondrooo / stock.adobe.com)


Junge Frauen mit MS auf Schwangerschaften vorbereiten

Dass weibliche MS-Patienten dennoch im Durchschnitt weniger Kinder zur Welt bringen, liegt nicht unbedingt an einer gestörten Fruchtbarkeit, vielmehr sind die Paare verunsichert, wie der Familienalltag mit den Einschränkungen und Beschwerden gemeistert werden kann und entscheiden sich gegen den Kinderwunsch.

In seinem Vortrag zeigt Prof. Rauer auf, wie junge Frauen mit MS auf eine gewollte Schwangerschaft vorbereitet werden können. So sollten Immuntherapeutika grundsätzlich abgesetzt werden. Steroide könnten dagegen unter Umständen nach dem ersten Trimenon zur Behandlung schwerer Schübe weiterhin eingesetzt werden.

Interferone vor der Schwangerschaft absetzen

Interferone sollten bei bestehendem Kinderwunsch, also noch vor der Schwangerschaft, spätestens aber mit Eintritt der Schwangerschaft, in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden. Gleiches gilt für Glatirameracetat (Copaxone®, Clift®). Inwiefern eine andere Immuntherapie weiterhin während der Schwangerschaft zum Einsatz kommt, bleibt die Entscheidung des Arztes vor dem Hintergrund des individuellen Krankheitsverlaufs der MS-Patientin.

Bereits frühzeitig muss Fingolimod (Gilenya®) abgesetzt werden, wenn die Patientin eine Schwangerschaft plant. Nach Absetzen des Arzneimittels dauert es noch etwa zwei bis drei Monate, bis der Wirkstoff aus dem Körper eliminiert ist. Teriflunomid (Aubagio®) kann sogar noch länger im Organismus verweilen: Hier müssen mindestens zwei Jahre gewartet oder Aktivkohle eingesetzt werden, um die Ausscheidung zu fördern. Prof. Rauer empfiehlt, dass diese Vorsichtsmaßnahme auch bei männlichen MS-Patienten angewendet werden sollte, da die zytostatisch wirkende Substanz im Sperma vorkommen würde.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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